“Ich musste alles neu lernen“: Florians Weg zurück ins Berufsleben
Ein Arbeitsunfall kann das Leben von einer Sekunde auf die andere verändern. Florian Lobe, Betriebselektriker bei thyssenkrupp Steel, erlebte dies im November 2022. Von einem Tag auf den anderen änderte sich das Leben des jungen Elektrikers grundlegend. Doch seine Geschichte ist nicht nur eine Geschichte des Unglücks, sondern vor allem eine Geschichte des Durchhaltens und des erfolgreichen Wiedereinstiegs ins Berufsleben.
Hinter dem Erfolg eines Unternehmens stehen die Menschen, die in ihm arbeiten. Die Arbeitssicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen, hat bei thyssenkrupp eine lange Tradition. Doch trotz aller Sicherheitsvorkehrungen lassen sich Unfälle nicht immer vermeiden. Die Geschichte von Florian zeigt, wie wichtig es ist, Menschen in solchen Situationen nicht alleine zu lassen und wie ein Unternehmen durch gezielte Unterstützung den Weg zurück ins Berufsleben ermöglichen kann.
Nach dem Betriebsunfall – ein langer Weg der Heilung
Vor seinem Betriebsunfall arbeitete Florian in der Instandhaltung im Wechselschichtdienst direkt an den Anlagen im Warmbandwerk. Bei einer Reparatur und Maschinenkontrolle wurde er zwischen einer Wand und einer beweglichen Brammenfähre eingequetscht – ein Moment, der sein Leben für immer verändern sollte. Denn die Folgen des Unfalls waren verheerend: Sein rechter Arm wurde zertrümmert, Muskeln und Nerven zerrissen, außerdem erlitt er schwere Verletzungen an Becken, Rippen und Wirbelsäule. Zahlreiche Operationen, darunter Nerven- und Hauttransplantationen, folgten und markierten den Beginn eines langen Heilungsprozesses.
Florian Lobe (links), Betriebselektriker bei thyssenkrupp Steel, mit seiner Schwester Jasmin Lobe.
Heute hat Florian seinen Platz im Team Wartung und Instandhaltung gefunden. „Ich bin jetzt in der Planung und Vorbereitung tätig”, erklärt er. In seiner neuen Rolle bereitet er Stillstände vor und stellt sicher, dass alle notwendigen Ressourcen für die Auftragsabwicklung zur Verfügung stehen. „Obwohl sich meine Funktion geändert hat, bin ich immer noch im gleichen Bereich tätig und arbeite an Problemlösungen und Schutzmaßnahmen für die Anlage, aktuell im Bereich Gewässerschutz”, erzählt Florian. Dabei kommt ihm seine praktische Erfahrung zugute: „Ab und zu bin ich noch in der Anlage, um Dinge zu überprüfen oder auch Inbetriebnahmen durchzuführen.”
Die Herausforderungen der Rehabilitation
Die Zeit der Rehabilitation war für Florian nicht nur körperlich, sondern auch mental eine Herausforderung. Denn alltägliche Handgriffe, die vorher selbstverständlich waren, mussten Schritt für Schritt geübt werden. „Vor allem der Anfang war sehr schwer für mich”, erinnert sich Florian. „Vom Laufen über das Anziehen bis hin zum Schreiben musste ich alles neu lernen.”
Der Rehabilitationsprozess war zudem von verschiedenen Entwicklungsphasen geprägt: „Am Anfang habe ich noch große Fortschritte gemacht, zum Beispiel das Laufen wieder erlernt. Später wurden die Fortschritte immer kleiner, wie das Anziehen von unterschiedlich großen Schrauben.” Eine der größten Herausforderungen sei die nötige Geduld gewesen: „Es war nicht immer leicht zu akzeptieren, dass Heilung Zeit braucht. Besonders herausfordernd war es in der Zeit kurz nach dem Unfall, als ich noch nicht so viel selbstständig machen konnte.”
Was ihm in dieser schwierigen Phase besonders half? „Allein die Gewissheit einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, hat mir vieles erleichtert“, so Florian. Dass diese Sicherheit nicht selbstverständlich ist, weiß er aus Gesprächen mit anderen Patient:innen während seiner Zeit im Krankenhaus.
Zurück im Betrieb – die Wiedereingliederung
Bevor Florian wieder in den Berufsalltag zurückkehren konnte, musste er einen wichtigen Meilenstein in seinem Genesungsprozess meistern: die Rückkehr an den Unfallort. Denn diese Konfrontation stellte eine besondere emotionale Herausforderung dar. „Auch wenn ich die Unfallstelle anfangs nicht direkt gesehen habe, war es doch komisch, wieder dort zu sein, wo alles angefangen hat", beschreibt Florian diese sensible Phase. Mit professioneller Unterstützung einer Psychotherapeutin gelang es ihm, auch diese Hürde zu nehmen.
Vor dem Unfall arbeitete Florian an den Anlagen im Warmbandwerk. Obwohl er heute im Team Wartung und Instandhaltung arbeitet, kommt er für Überprüfungen oder Inbetriebnahmen manchmal noch an seinen alten Arbeitsplatz.
Bei der Wiedereingliederung nach einem Arbeitsunfall kommt auch dem Arbeitgeber eine Schlüsselrolle zu. „Ich habe zum Glück viel Unterstützung bekommen”, berichtet er von seinen Erfahrungen. Dass Florian einen auf seine Bedürfnisse angepassten Start im Unternehmen hat, war thyssenkrupp Steel ein Anliegen. „Neben der Bereitstellung der notwendigen Arbeitsmittel und geeigneter Räumlichkeiten wurde besonderer Wert auf flexible Arbeitsbedingungen gelegt“, erzählt Florian.
Insbesondere in der Phase, in der er noch nicht selbst Auto fahren konnte, ermöglichte thyssenkrupp ihm variable Arbeitszeiten und die Option, von zu Hause zu arbeiten. „Diese Flexibilität war besonders wichtig, um meine vielen Arzttermine und Therapiesitzungen zu koordinieren“, sagt Florian. Denn so waren Rahmenbedingungen gegeben, die seine Genesung optimal unterstützten. „Diese Möglichkeiten bestehen auch heute noch“, betont Florian.
Rückblickend ist Florian mit dem Verlauf seines Wiedereinstiegs insgesamt zufrieden: „Ich denke, dass ich die Zeit im Großen und Ganzen sehr gut überstanden habe.”
Der Blick nach Vorne – Florians Ziele für die Zukunft
Nach der erfolgreichen Wiedereingliederung unterstützt thyssenkrupp Steel Florian nun bei seiner beruflichen Weiterentwicklung. Er nimmt an entsprechenden Schulungen teil und wird im Rahmen des Young Potential Programms bei seinem berufsbegleitenden Studium der Elektro- und Informationstechnik unterstützt. „Das wichtigste Ziel ist für mich momentan, mein Studium erfolgreich abzuschließen, auch wenn es bis zum Abschluss noch ein paar Jahre dauert”, blickt Florian in die Zukunft.
Ein Vorbild für andere – Florians Geschichte macht Mut
Wir sind dankbar für Florians Mut, über sein Schicksal zu sprechen und damit anderen ein Vorbild zu sein. Denn Florians Geschichte ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie wichtig eine ganzheitliche Unterstützung bei der Wiedereingliederung nach einem Arbeitsunfall ist. Sie zeigt, dass der Weg zurück ins Berufsleben zwar herausfordernd sein kann, aber mit der richtigen Kombination aus medizinischer, therapeutischer und betrieblicher Unterstützung sowie persönlichem Engagement erfolgreich gemeistert werden kann.
Du interessierst dich für Arbeitssicherheit bei thyssenkrupp und möchtest dich engagieren? Dann informiere dich auf unserer OSH-Website, wie du dich an deinem Standort für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz einsetzen kannst.