Doppelte Verantwortung: Wie gut Führung und Erste Hilfe zusammenpassen
Ersthelfende sind Pflicht in jedem Unternehmen, um die Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten. Oft wird unterschätzt, welch wichtig und manchmal belastende Arbeit sie damit zusätzlich aufnehmen. Wir haben mit Ersthelfenden über ihre Motivation gesprochen.
Stell dir vor, du hast einen Unfall am Arbeitsplatz. Was erwartest du von deinen Kolleg:innen? Dass sie dir helfen, richtig. Egal ob Vorstand, Führungskraft oder Mitarbeitende:r, die Position spielt dabei keine Rolle. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch auch: Wer von anderen Hilfe erwartet, sollte auch bereit sein, selbst welche zu geben. Dieser Grundsatz prägt Martin Düssel, Transportleiter bei thyssenkrupp Schulte im Distrikt West, täglich bei seiner Arbeit. Und das so sehr, dass er sich seit über 30 Jahren als Ersthelfer engagiert.
Zweifache Verantwortung - Chef und Ersthelfer
Schon früh zeigte sich bei Martin Düssel: Er ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. In seiner Speditionsausbildung fing alles an, als er seinen ersten Grundlehrgang zum Ersthelfer absolvierte. Viele Berufsjahre später wurde er im Jahr 2019 Teil der #GENERATIONTK. In seiner heutigen Funktion trägt er gleich zweifach Verantwortung – als Chef und Ersthelfer.
„Als Transportleiter, bei thyssenkrupp Schulte, verantworte ich das operative Transportgeschäft im Distrikt West. Dazu gehören unsere Niederlassungen in Bielefeld, Rheine, Dortmund, Frechen und Haan. Zusammen mit den Betriebsleiter:innen, den Logistikleiter:innen und Planungsleiter:innen kümmern wir uns um die komplette Logistik.“ Keine leichte Aufgabe. Viel um die Ohren hat er auch. Wenn die Inzidenzlage des Coronavirus es zulässt, ist er viel in den Niederlassungen unterwegs. Dort kümmert er sich um die Organisation, das Projektmanagement, Prozessabwicklungen und das Kostenmanagement im Bereich Transport.
Geht nicht, gibt’s nicht
Trotz der vielen To-dos, die seinen Arbeitsalltag bestimmen, ist Martin Düssel der Meinung: „Viele Aufgaben schützen nicht davor, Verantwortung zu übernehmen.“ Denn so viel Aufwand ist es gar nicht, Ersthelfer zu sein. „Du bist ja nicht Tag für Tag aktiv als Ersthelfer unterwegs. Das ist eher die Ausnahme. Mindestens einmal pro Jahr solltest du an einer Weiterbildung teilnehmen. Ansonsten ist das, was zählt, die ständige Hilfsbereitschaft.“ Das heißt: Im Fall der Fälle sollte ein:e Ersthelfer:in alles stehen und liegen lassen, um zu helfen.
Martin Düssel ist als Transportleiter viel mit dem Auto unterwegs. Allein dort lauern viele Gefahren für Auto- und Beifahrer:innen. Ob im Privaten, auf dem Weg zu Arbeit oder angekommen in einer Niederlassung: Martin Düssel ist allzeit bereit, um im Ernstfall zu helfen. „Da ich von verschiedenen Standorten aus arbeite, kommt das natürlich den unterschiedlichsten Kolleg:innen zugute. Und ich agiere als Multiplikator. Daher freue ich mich über jede Person, die Teil unseres Netzwerks für Ersthelfer:innen bei thyssenkrupp Materials Services wird. Man kann nie eine helfende Hand zu viel haben“, schmunzelt Martin Düssel.
Mit gutem Beispiel vorangehen
Für ihn hat die Bereitschaft, sich als Ersthelfer zu engagieren, viel mit Solidarität zu tun. Aber auch mit seiner Führungsrolle. „Wir Führungskräfte können nicht von unseren Mitarbeitenden erwarten, dass sie sich neben ihrer alltäglichen Arbeit engagieren, wenn wir es selbst nicht tun. Wir nehmen da eine Vorbildfunktion ein“, findet Martin Düssel.
Für ihn, bringen Führungskräfte bereits gute Voraussetzungen und Eigenschaften für die Erste Hilfe aus ihrem eigentlichen Arbeitsalltag mit. „In einer Unfallsituation muss eine Person die Verantwortung übernehmen. Das heißt jedoch nicht, dass sie alles alleine macht. Vielmehr sollen sie sich Unterstützung von anderen einholen“, erklärt Martin Düssel.. Während eine Person den Verbandskasten holt, kann die andere die 112 anrufen. Zu tun gibt es genug. Doch die Aufgaben müssen koordiniert werden. „Führungskräfte sind es gewohnt, Anweisungen zu geben. Andere haben das vielleicht im Blut. Manche müssen das aber noch üben. Doch auch das lernt man in Schulungen“, meint Martin Düssel.
Keine Angst vor Fehlern
Manche Menschen haben Angst, in einer Unfallsituation falsch zu handeln. Für Martin Düssel ist das ein Widerspruch in sich: „Man kann nichts falsch machen, außer man macht gar nicht. Das ist das Schlimmste, was du tun kannst. Der Verband muss nicht perfekt sitzen. Nur die Richtung sollte stimmen, aber das kann man alles lernen!“ Er appelliert an seine Kolleg:innen: „Denk immer dran: Du bist weder Arzt noch Sanitäter, sondern Ersthelfer. In dieser Rolle reicht manchmal schon ein gutes Wort oder ein Pflaster aus. Und wenn’s doch mal ernster wird, rufst du die Profis einfach dazu.“