Bock auf Recruiting
Christian Pilz ist als Recruiting Expert bei thyssenkrupp Materials Services auf der Suche nach der besten Besetzung für das Unternehmen. Die spezifische Berufserfahrung bei Bewerberinnen und Bewerbern ist dabei nicht immer das entscheidende Auswahlkriterium. Das weiß kaum jemand besser als Christian selbst. Denn der 32-Jährige hat keine klassische Personaler-Karriere eingeschlagen.
Christian schloss seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei thyssenkrupp Materials Services 2011 ab. Während seiner Ausbildung lernte er wie jeder andere Azubi verschiedene Abteilungen kennen. Seine drei Monate im Bereich Human Resources (HR) allerdings sollten ihn besonders prägen.
„HR war das, was ich gerne machen wollte“
„Ich hatte in meiner Ausbildung viele Bereiche durchlaufen, war unter anderem im strategischen Einkauf und im Produktmanagement“, berichtet Christian. „Doch HR war das, was ich gerne machen wollte.“ Nach Abschluss der Ausbildung war in seinem Wunschbereich allerdings keine Stelle zu besetzen. Anders im Produktmanagement. Also startete Christian dort durch. Allerdings nie, ohne seinen Wunschbereich aus den Augen zu verlieren.
Das fiel nicht schwer. Denn wie es der Zufall wollte, teilte sich Christian den Flur stets mit Kolleginnen und Kollegen aus dem HR-Bereich. „Mein Job im Produktmanagement für Edelbau- und Werkzeugstahl war sehr technisch und hat immer viel Spaß gemacht“, verrät Christian. „Aber es war eben kein HR“.
„Dank der räumlichen Nähe zu den HR-Spezialisten habe ich natürlich einiges mitbekommen und immer mal genetzwerkt“, so Christian. „Eines Tages erfuhr ich, dass ein neues Recruiting-Team aufgebaut werden sollte. Daraufhin habe ich meinen heutigen Chef angesprochen und mich mit ihm ausgetauscht. Er versprach, mich im Hinterkopf zu behalten und mir Bescheid zu sagen, sollte sich eine Möglichkeit ergeben“.
Eine unerwartete Wendung
Knapp anderthalb Jahre nachdem sie miteinander gesprochen hatten, klingelte das Telefon bei Christian. Am anderen Ende: Sein heutiger Chef, der Wort gehalten hatte. „Er fragte mich, ob ich noch Lust auf Recruiting hätte“, schmunzelt Christian. Natürlich hatte er. Schnell trafen sie sich zu einem lockeren ersten Gespräch. „Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass aus meinem Interesse bereits ein offizieller Prozess gemacht wurde“, erzählt Christian.
Nach dem letzten Interview hatte Christian nicht das allerbeste Gefühl. „Aber irgendetwas schien mein Chef in mir gesehen zu haben. Vielleicht einfach, dass HR für mich einfach mehr als nur ein Job ist. Meine Begeisterung für das Thema habe ich wohl ganz gut rüberbringen können, denn ich bekam tatsächlich den Job“, freut sich der gebürtige Gladbacher.
Für Christian sprachen auch die umfangreichen Erfahrungen, die er unter anderem fünfeinhalb Jahre lang im Produktmanagement und zwei Jahre im strategischen Einkauf machen konnte. Erfahrungen, die sich als extrem wertvoll in seinem neuen Job als Recruiting Expert erweisen. „In meinen vorherigen Jobs habe ich viele Schnittstellen zu anderen Abteilungen gehabt“, so Christian. „Ich habe also ein Verständnis für die unterschiedlichen Fachbereiche entwickeln können und weiß, wie sie arbeiten und wie ihre Teams zusammengesetzt sind.“
Heute ist es die Aufgabe von Christian und seinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Recruiting, für freie Stellen die beste Besetzung für thyssenkrupp Materials Services zu finden. Zusammen mit den Fachbereichen werden Anforderungsprofile definiert – was sind Must-haves und K.O.-Kriterien, was sind die sogenannten „Nice-to-haves“? Die Recruiting-Abteilung macht dabei einen richtig guten Job: Jedes Jahr gehen nicht weniger als 12.000 (!) Bewerbungen ein. „Wir stehen natürlich im Wettbewerb mit anderen Unternehmen. Im Werkstoffhandel haben wir allerdings den Vorteil, Marktführer zu sein. Und der Name thyssenkrupp hat einfach nach wie vor eine hohe Strahlkraft – vor allem im Ruhrgebiet.“
Charakter und Motivation oftmals wichtiger als 100%-ige Fachkompetenz
Den idealen Bewerber zu identifizieren, das ist die zentrale Herausforderung. „Wir haben tatsächlich eine hohe Verantwortung und einen gewissen Anteil am Unternehmenserfolg“, ist der junge Recruiter überzeugt. Doch DEN perfekten Bewerber gibt es gar nicht, wie Christian betont: „Nur in den seltensten Fällen erfüllen Bewerber alle fachlichen Anforderungen. Das ist jedoch nicht schlimm“. Viel wichtiger sei, dass es zwischenmenschlich passt, dass die Bewerber charakterlich zum Unternehmen und zur suchenden Abteilung passen. „Was ein Bewerber fachlich nicht mitbringt, kann er oftmals noch erlernen“, so Christian.
Auch wenn das Aneignen spezifischer Kenntnisse manchmal hart sein kann. Christian weiß das mit seiner Geschichte schließlich am besten. Er selbst entschied sich ein paar Jahre nach seiner Ausbildung dazu, ein berufsbegleitendes Studium zu absolvieren, das er erfolgreich abschloss.
Quereinsteiger punkten mit wertvollen Eigenschaften
Die Umwege, die Christian bis zu seinem Traumjob nahm, waren für seine persönliche und berufliche Entwicklung extrem wertvoll. Christians Lebenslauf eignet sich durchaus als Blaupause und Motivation für andere Quereinsteiger. Sie punkten schließlich nicht selten mit breitem Wissen, einem großen Netzwerk und ausgeprägten Soft Skills. Eigenschaften, die auch bei thyssenkrupp gefragt sind: „Mein Beispiel zeigt, dass man auch in einer großen Unternehmensgruppe wie thyssenkrupp die Möglichkeiten hat, mal links oder rechts abzubiegen“.