Weltweite Standort-Kommunikation via „Smart Glasses“
Für die Zukunft von thyssenkrupp arbeiten unsere Kollegen auf der ganzen Welt daran, unser Unternehmen flexibler, effizienter und leistungsstärker zu machen. Ein konkretes Beispiel ist das vielseitige Projekt „Smart Glasses“: Dank der digitalen Datenbrille haben wir die Reisezeiten unserer Kollegen im Komponentengeschäft drastisch verkürzt und Ausfallzeiten von Anlagen entscheidend verringert. So sparen wir nicht nur Zeit, sondern auch bares Geld – und gestalten die Arbeit an unseren Standorten entscheidend effizienter.
Wenn eine Industrieanlage eingerichtet werden muss, ihre Technik Fragen aufwirft, das System ins Stocken gerät oder sogar ausfällt, ist guter Rat teuer – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn nicht immer sind ausgewiesene Experten für eine schnelle Lösung vor Ort, sondern müssen erst ins Auto oder ins Flugzeug steigen. Solche Reisen sind nicht nur kostspielig, sondern fressen auch Zeit. Zeit, in denen Anlagen oft stillstehen müssen.
Mit den Smart Glasses können Mitarbeiter nun standortunabhängig visuell kommunizieren
Um diese Herausforderung anzugehen und die genannten Prozesse im Komponentengeschäft von thyssenkrupp effizienter zu gestalten, haben Mitarbeiter des Lenkungswerks Mülheim eine intuitive Lösung entwickelt: die „Smart Glasses“. Eine digitale Datenbrille, mit der sich Kollegen auf der ganzen Welt austauschen können, ohne dabei ihren Arbeitsplatz verlassen zu müssen. Während der eine Nutzer dabei die Datenbrille trägt, kann der andere Nutzer via PC oder Laptop die aktuelle Blickperspektive des anderen mitverfolgen – und zwar live. Montags Mexiko, dienstags Ungarn und mittwochs nach China – dank „Smart Glasses“ für die Kollegen im Komponentengeschäft von thyssenkrupp kein Problem mehr.
„Smart Glasses“: digitaler Dialog statt analoger Dienstreise
„Von Mülheim aus planen wir unsere weltweiten Montagelinien. Deshalb reisen viele meiner Kollegen oft und regelmäßig – das führt zu einer hohen Belastung und selbstverständlich auch zu Kosten“, fasst Daniel Thiele, Leiter Qualitätssicherung in Mülheim, das Problem zusammen. „Aus dieser Situation heraus haben wir uns gefragt, ob man diese Aufgaben nicht digital umsetzen könnte.“
Als Teil des Innovationsteams des Standorts Mülheim war Daniel Thiele einer der Key User des Projekts „Smart Glasses“
Federführend im Projekt ist das Innovationsteam des Standorts. Speziell für die „Smart Glasses“ übernahm Projektmanager Michael Salewsky die Leitung. Im Kern besteht das Innovationsteam aus rund fünf Mitarbeitern, welche Kollegen aus verschiedensten Fachbereichen vereint. Ihre Mission: abseits der täglichen Arbeit Innovationen zu entwickeln, die direkt am Standort Mülheim umgesetzt werden können und die Arbeit bei thyssenkrupp effizienter machen – bei Bedarf unterstützt durch passende Start-ups.
Vom Pilotprojekt zum schnellen Helfer für Standorte weltweit
Im Juni 2018 stellte das Innovationsteam die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der neuen Datenbrille zunächst am Beispiel eines Schachspiels vor – rund ein Jahr später ist die digitale Lösung zum festen Bestandteil der täglichen Arbeit geworden: „Wir stellen die ‚Smart Glasses‘ unseren Standorten und ebenso Anlagenherstellern zur Verfügung. So können wir live mitverfolgen, wie eine Anlage in Betrieb genommen wird, ob alle Kennzeichnungen korrekt sind, können Screenshots zur Dokumentation anlegen und genauso Hinweise und Arbeitsanweisungen einblenden. Das ist zum Beispiel für Wartungszwecke ideal. Stillstehende Maschinen, Wartezeiten auf die Reparatur und lange Ausfallzeiten gehören damit der Vergangenheit an“, sagt Daniel Thiele.
So geht bei Anlagenabnahmen ab sofort nicht mehr der Projektleiter, sondern lediglich die Datenbrille auf Reisen. Der verantwortliche Mitarbeiter steuert die Abnahme direkt aus Mülheim.
Weltweit immer im Bilde – von Mülheim aus
Aktuell wird die Technologie unter anderem im neuen thyssenkrupp-Werk im mexikanischen Huejotzingo eingesetzt, so Experte Thiele: „Bei Problemfällen war es immer schwierig und mit viel Aufwand verbunden, etwa Fotos oder Text hin- und herzuschicken. Jetzt verabreden wir uns einfach über die ‚Smart Glasses‘ zu einem Call – unsere Prozessingenieure und Instandhalter in Mülheim können dann direkt schauen, wo die Ursachen für das Problem in der Montagelinie liegen und unmittelbar unterstützen.“
Bereits die erste „Schach-Demo“ zeigte, welche Möglichkeiten die neue Datenbrille eröffnet
So kann beispielsweise der Mitarbeiter in Huejotzingo mithilfe der „Smart Glasses“ die Situation erfassen und live nach Mülheim übertragen. Der Experte in Deutschland sieht die Situation auf seinem Bildschirm und unterstützt via Datenbrille. Optional können Mitarbeiter Dokumente, Screenshots, 3D-Objekte und Co direkt über das Heads-up-Display teilen und anschauen.
Die Zukunft von „Smart Glasses“: ein weltweites digitales Standort-Netzwerk
Für die Zukunft plant das Team, das intuitive Kommunikationsmittel auf weitere Standorte im Komponentenbereich auszurollen. Ein erstes Werk in China hat mittlerweile eine der Datenbrillen erhalten, weitere Werke prüfen die Einführung. Damit rückt eine breitflächige virtuelle Vernetzung der Standorte in greifbare Nähe. Angedacht ist ebenso, dass die digitale Brille im Bereich technische Sauberkeit zum Einsatz kommt, in Form von Erklärvideos, die von jedem Kollegen über die „Smart Glasses“ während der Tätigkeit verfolgt werden können. Mithilfe der App Share Plattform kann man somit gemeinsame Inhalte leichter teilen und dies sogar auf dem Smartphone.
„Durch die neuen Möglichkeiten, bei Rückfragen in direkten Kontakt zu treten und sich über hochauflösende Fotos oder Live-Videos ohne Zeitverzögerung auszutauschen, haben die Kollegen die Smart Glasses sehr schnell akzeptiert“, so Daniel Thiele. „Und bei der Fertigungsplanung profitieren wir davon, dass viele Reisen wegfallen. Das spart nicht nur Geld – unsere Mitarbeiter haben so auch öfter die Möglichkeit, Zeit mit ihren Familien zu verbringen.“ Das Potenzial der „Smart Glasses“ in der Produktion ist also noch lange nicht ausgeschöpft.