Bericht des Aufsichtsrats
Bevor ich Sie nachfolgend über die Arbeit des Aufsichtsrats und seiner Ausschüsse im Geschäftsjahr 2022 / 2023 informiere, möchte ich kurz auf dieses Jahr und die vielfältigen Themen zurückblicken, die uns beschäftigt haben. Das Jahr stand erneut stark unter dem Eindruck geopolitischer Krisen und Unwägbarkeiten. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hält an und sein weiterer Verlauf ist ungewiss. Das Verhältnis zwischen den demokratischen Industrieländern und autokratischen Ländern ist im Wandel und beschäftigt Politik und Unternehmen intensiv. Im Oktober dieses Jahres ist durch den Terror der Hamas der Krisenherd Naher Osten wieder entflammt. Aufatmen konnten wir, dass Corona nun wohl weitgehend überwunden bzw. einigermaßen beherrschbar geworden ist. Aber die multiplen Krisen auf der Welt sind Anlass zu erheblicher Sorge und verlangen hohe Aufmerksamkeit. Eine Bedrohung, Cyberkriminalität, ist für uns bei thyssenkrupp Ende 2022 vom abstrakten Szenario zur konkreten Erfahrung geworden. Das Unternehmen wurde Opfer eines gezielten Angriffs auf seine IT-Infrastruktur. Die Angreifer konnten rechtzeitig entdeckt und isoliert werden, und so konnte erheblicher Schaden vom Unternehmen und seinen Mitarbeitern abgewendet werden. Gezeigt hat sich aber, wie wachsam wir sein müssen und wie ernst die Bedrohung ist.
Ein Thema ganz oben auf der Agenda von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist der Kampf gegen den Klimawandel. Für unser Unternehmen hat dieses Thema besondere Dimensionen. Ein wichtiger Meilenstein für uns selbst und zum Erreichen der Klimaziele in Deutschland und Europa war die Genehmigung der EU-Kommission, dass Bundesregierung und nordrhein-westfälische Landesregierung den Bau der ersten Direktreduktionsanlage bei thyssenkrupp Steel in Duisburg mit rund 2 Mrd € fördern können. Zum Transformationsprozess von thyssenkrupp zählt auch der erfolgreiche Börsengang unseres Wasserstoffgeschäftes thyssenkrupp nucera in einem anspruchsvollen Kapitalmarktumfeld und die Gründung unseres neuen Geschäftssegments Decarbon Technologies, die das Unternehmen im vierten Quartal vorbereitet hatte und dann zum Beginn des neuen Geschäftsjahres vollzogen hat. Damit rücken wir Kompetenzen und Potenziale des Portfolios von thyssenkrupp in unseren eigenen Fokus und in das Licht der Aufmerksamkeit von potenziellen Kunden in aller Welt. Wir können mit unseren Technologien und Lösungen wesentliche Beiträge zur Dekarbonisierung der Welt leisten.
Ein besonderes Augenmerk möchte ich auf die Vorstandspersonalien der thyssenkrupp AG lenken: Im November 2022 hat der Aufsichtsrat die Bestellung von Personalvorstand Oliver Burkhard, der seit 2013 Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektor der thyssenkrupp AG ist, um weitere fünf Jahre bis Ende September 2028 verlängert. Er leistet in schwierigen Zeiten exzellente Arbeit und setzt seit Mai 2022 auch als Vorstandsvorsitzender von thyssenkrupp Marine Systems klare Akzente.
Als Nachfolger von Martina Merz als CEO der thyssenkrupp AG, die Ende April um Gespräche über eine zeitnahe Auflösung ihres Vorstandsdienstvertrags gebeten hatte und die einvernehmlich zum 31. Mai 2023 aus dem Unternehmen ausgeschieden ist, konnte Miguel Ángel López Borrego zum 1. Juni 2023 gewonnen werden. An dieser Stelle danke ich Martina Merz im Namen des Aufsichtsrats herzlich für ihr enormes Engagement für thyssenkrupp in weltwirtschaftlich, für unser Land und speziell auch für das Unternehmen außerordentlich schwierigen Jahren. Sie hat den notwendigen Umbau von thyssenkrupp in einer für das Unternehmen entscheidenden Phase mit großer Besonnenheit und strategischer Rationalität strukturiert und angestoßen. Herr López hat den eingeleiteten Veränderungsprozess aufgenommen und setzt ihn konsequent um. Im Mittelpunkt steht die folgerichtige Ausrichtung der Geschäfte auf Zukunftsfähigkeit.
Weiterhin hat sich Dr. Klaus Keysberg nach fast 28 Jahren Tätigkeit in verschiedenen Top-Managementpositionen im thyssenkrupp Konzern und seit Oktober 2019 Vorstandsmitglied und CFO der thyssenkrupp AG entschieden, für eine Verlängerung seines bis zum 31. Juli 2024 laufenden Vertrags nicht zur Verfügung zu stehen. Auch Dr. Klaus Keysberg danke ich bereits jetzt für sein langjähriges Engagement für das Unternehmen in den verschiedensten Funktionen, ganz besonders für seinen Einsatz als Vorstandsmitglied der thyssenkrupp AG in den vergangenen vier Jahren. Er hat den umfassenden Veränderungsprozess des Unternehmens in dieser Zeit klug und mit großer Umsicht eng begleitet und damit maßgeblich zu den bislang erreichten Fortschritten der Transformation von thyssenkrupp beigetragen.
Quelle: thyssenkrupp Geschäftsbericht 2022/2023