Strategie
Fortsetzung Transformationsprozess
In einem herausfordernden und sich rasant verändernden gesamtwirtschaftlichen Umfeld treibt thyssenkrupp seine Transformation weiter voran. Das Ziel ist, thyssenkrupp zu einem leistungsstarken und nachhaltigen Unternehmen mit schlanken Führungsstrukturen und einem klar konturierten und auf profitables Wachstum ausgerichteten Portfolio umzubauen. Den Rahmen dafür bilden unsere Marke und unsere Werte.
Um die Geschäfte der thyssenkrupp AG bestmöglich weiterzuentwickeln, richtet sich das Unternehmen bei seiner Transformation weiterhin gezielt auf Chancen aus, die sich aus den Zukunftsthemen für unsere Technologien bieten. Insbesondere in der grünen Transformation sehen wir schon jetzt, aber insbesondere mittel- und langfristig ein enormes Potenzial für weiteres profitables Wachstum, etwa in den Bereichen Wasserstoff, grüne Chemikalien, erneuerbare Energien, Elektromobilität und nachhaltige Lieferketten.
Gleichzeitig wollen wir unsere Leistungsfähigkeit in allen Segmenten steigern. Die Erwirtschaftung eines dauerhaft positiven Wert- und Cashflow-Beitrags für den Konzern sowie eine verlässliche Dividendenzahlung an unsere Aktionäre sind das erklärte Ziel.
Um all diese Ziele zu erreichen, wird thyssenkrupp den eingeschlagenen Weg konsequent verfolgen. Den Orientierungsrahmen bilden dabei die drei Handlungsstränge „Portfolio“, „Performance“ und „Grüne Transformation“.
Portfolio
Die Richtungsentscheidung von thyssenkrupp ist klar: Wir wollen, dass sich jedes einzelne Geschäft bestmöglich weiterentwickelt und eine nachhaltige Wettbewerbsposition – sowohl wirtschaftlich als auch im Hinblick auf den Umwelt- und Klimaschutz – erreicht. Deshalb überprüfen und bewerten wir die individuellen Entwicklungspotenziale aller Geschäfte kontinuierlich dahingehend, in welcher Konstellation die Einheiten die besten Zukunftsperspektiven aus Sicht aller Stakeholder haben.
Für die bestmögliche Entwicklung unserer Geschäfte und die Fokussierung unseres Portfolios auf wachstumsstarke Märkte gehen wir weiterhin auch Wege, die eine Änderung der Eigentümerstruktur bedeuten können. Nach den seit Beginn der Transformation abgeschlossenen Verkäufen einzelner Geschäfte sowie der Schließung von Grobblech im Segment Muti Tracks haben wir im Juli 2023 unser Elektrolysegeschäft, thyssenkrupp nucera, erfolgreich an die Börse gebracht. Damit haben wir unserer Wasserstoff-Tochter neuen finanziellen Spielraum verschafft, sodass sie weiter wachsen und ihre führende Marktposition ausbauen kann.
Zu Beginn des aktuellen Geschäftsjahres 2023 / 2024 stand der nächste Schritt zur nachhaltigen Neuausrichtung des Konzerns an: Unser Großwälzlagergeschäft Rothe Erde (zum 30. September 2023 berichtet als eigenes Segment Bearings) sowie Uhde, Polysius und thyssenkrupp nucera, (alle drei bis 30. September 2023 berichtet im Segment Multi Tracks) werden seit 1. Oktober 2023 im neuen Segment Decarbon Technologies gebündelt. Alle vier Geschäfte verfügen jeweils über Schlüsseltechnologien für die Dekarbonisierung der Industrie. Mit der Etablierung des neuen Segments positioniert sich thyssenkrupp als ein Technologieführer für die Energiewende und verschafft seinen umfassenden Kompetenzen für die grüne Transformation volle Sichtbarkeit.
Das bisherige Segment Multi Tracks wird aufgelöst. Die in Multi Tracks verbliebenen Geschäfte Automation Engineering und Springs & Stabilizers werden dem Segment Automotive Technology zugeordnet. Und auch Forged Technologies (zum 30. September 2023 berichtet als eigenes Segment) gehört nun aufgrund der gleichen Endkundenstruktur zu Automotive Technology.
Folglich sind die Aktivitäten von thyssenkrupp in fünf Segmente gegliedert: Automotive Technology, Decarbon Technologies, Materials Services, Steel Europe und Marine Systems:
Organisationsstruktur
Automotive Technology werden wir innerhalb des Konzerns weiterführen; dem Branchentrend zu übergreifender Zusammenarbeit folgend sind selektiv aber auch Allianzen oder Entwicklungspartnerschaften vorstellbar. Die unter der Führung des Segments Multi Tracks eingeleiteten Veräußerungsprozesse für die beiden Einheiten Automation Engineering und Springs & Stabilizers verfolgen wir weiter.
Im neuen Segment Decarbon Technologies – unserem „Grünen Industrie-Powerhouse“ – wollen wir das große Potenzial der grünen Transformation konsequent erschließen und in werthaltiges Wachstum umsetzen. Nach dem Vorbild von thyssenkrupp nucera streben wir einen Turnaround hin zu nachhaltig profitablen Geschäftsmodellen an. Das gilt insbesondere für Polysius und Uhde, die in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich mit der technologischen Transformation hin zu grünen Produkten und Dienstleistungen begonnen haben. Im nächsten Schritt gilt es nun, die Transformation der Geschäftsmodelle voranzutreiben – etwa durch eine verstärkte Modularisierung und Standardisierung der Produkte sowie den Ausbau des profitablen Servicegeschäfts. Wir sehen darüber hinaus auch ein gemeinsames Positionierungs- und Cross-Selling-Potenzial, denn die Geschäfte von Decarbon Technologies haben einiges gemeinsam: langjährige Erfahrung, tiefgreifendes Know-how im internationalen Anlagenbau, eine umfangreiche installierte Basis und enge Kundenbeziehungen.
Bei Materials Services sieht thyssenkrupp aufgrund der eigenen Marktposition und Wettbewerbsstärke ein unverändert gutes Entwicklungspotenzial. Hier haben wir nicht nur an der Leistungsverbesserung gearbeitet, sondern auch verstärkt in die Zukunft investiert.
Bei Steel Europe treiben wir mit der Umsetzung der Strategie 20-30 die operative Leistungsfähigkeit weiter voran. Zudem haben wir Ende Juli die Zusage der Förderung entsprechender Investitionen für den Bau der ersten Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg durch Bund und Land erhalten. Die damit eingeleitete grüne Transformation eröffnet dem Stahl eine vielversprechende Zukunftsperspektive. Zudem ist sie eine wichtige Voraussetzung für die weiterhin angestrebte eigenständige Aufstellung von Steel Europe.
Marine Systems zeigt sowohl bei den Kostensenkungs- und den Performance-Maßnahmen als auch bei der Auftragslage eine positive Entwicklung. Zusätzliche Wachstumschancen für das Segment ergeben sich aufgrund der weltweit wachsenden Nachfrage und der langfristigen strukturellen Erhöhungen von Verteidigungshaushalten. Wegen der spezifischen Markt- und Branchensituation verfolgen wir parallel zu den weiteren Maßnahmen zur Steigerung der Leistungskraft weiterhin den eingeschlagenen Pfad der Verselbstständigung. Wir sind davon überzeugt, dass die geplante Dekonsolidierung der Sparte die bestmöglichen Chancen für die Weiterentwicklung bietet.
Performance
Das übergeordnete Ziel des Transformationsprozesses ist weiterhin die Steigerung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit all unserer Geschäfte. Sie ist nicht nur maßgeblich für die weitere strategische Stärkung des Konzerns, sondern auch notwendige Voraussetzung dafür, einen nachhaltig positiven Free Cashflow vor M & A für den Konzern zu erwirtschaften und verlässliche Dividendenzahlungen zu gewährleisten.
Das setzt unter anderem voraus, dass die Geschäfte ihre auf dem Kapitalmarkttag im Dezember 2021 kommunizierten – und inzwischen an die neue Struktur angepassten – Finanzziele rasch und nachhaltig erreichen – auch in einem anhaltend herausfordernden Umfeld. Um dies, aber auch die langfristige Verbesserung der Leistungsfähigkeit zu unterstützen, hat der Konzern im September 2023 ein ganzheitliches Performance-Programm ausgerollt. Dabei sollen die Geschäfte zum einen ihre Rentabilität auf Wettbewerbsniveau steigern und zum anderen ihre Marktchancen bestmöglich nutzen. Der Fokus im Programm mit dem Namen „APEX“ („Spitze“) liegt neben der Optimierung des Nettoumlaufvermögens und einer strikteren Ausrichtung aller Geschäfte am Wettbewerbsniveau auch auf strengeren Rendite- und Wertschöpfungskriterien für Investitionsentscheidungen sowie auf der Weiterentwicklung unserer Geschäftsmodelle und der Verbesserung der Leistungskultur.
Verantwortlich für den Erfolg und die Umsetzung von Maßnahmen bleiben die Geschäfte. Zur Steuerung des Programms setzen wir zudem ein Transformations-Office bei der thyssenkrupp AG ein, das Folgendes bereitstellt: erprobte Methodenkompetenz und Prozessunterstützung, Plattform für den Austausch und den Wissenstransfer sowie ganzheitliche Wettbewerbsanalysen und Best-Practice-Vergleiche. Inzwischen haben Experten der Geschäfte in zahlreichen Workshops in den fünf Handlungsfeldern „Vermögenswerte/CAPEX“, „Geschäftsmodelle und Vertrieb“, „Materialkosten“, „Betriebliches Nettoumlaufvermögen“ und „Organisation“ zusätzliche Cash- und Performance- Maßnahmen identifiziert. Diese befinden sich zum Teil schon in der segmentspezifischen Umsetzung.
Der Fortschritt von „APEX“ wird vom Vorstand der thyssenkrupp AG anhand definierter Meilensteine nachgehalten. Falls erforderlich wird das Programm zur Sicherstellung der Zielerreichung um Zusatzmaßnahmen erweitert.
Grüne Transformation
Wir haben uns das Ziel gesetzt, mit unseren Produkten und Technologien ein Wegbereiter für die grüne Transformation unserer Kunden zu sein. Durch vorhandene Kompetenzen für nachhaltige Lösungen innerhalb der verschiedenen Branchen sind wir hervorragend positioniert, um die Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben und von den damit verbundenen unternehmerischen Chancen zu profitieren.
Insbesondere die Geschäfte im neuen Segment Decarbon Technologies verfügen über innovative Technologien, um einen großen Teil der heutigen CO2-Emissionen zu reduzieren.
Darüber hinaus haben wir weitere erfolgversprechende Produkte und Lösungen im Portfolio, die für das Gelingen der grünen Transformation maßgeblich sind, etwa unsere antriebsunabhängigen Komponenten im Automobilbau von Automotive Technology, die eine nachhaltige Mobilität ermöglichen und dabei stark von der Elektrifizierung des Automobils profitieren, oder die mit Hilfe der Digitalisierung verbesserten Lieferketten bei Materials Services.
Neben den Produkten und Lösungen, die wir für unsere Kunden und Partner vorantreiben, arbeiten wir selbst mit Hochdruck an der Dekarbonisierungsstrategie des Konzerns. Mit der Freigabe der von uns beantragten Fördermittel für das Projekt „tkH2Steel“ in Höhe von rund 2 Mrd € ist ein entscheidender Schritt getan: thyssenkrupp wird zum Vorreiter für eine klimaneutrale Stahlproduktion.
Die zu 100 % wasserstofffähige Direktreduktionsanlage mit einer Produktionskapazität von 2,5 Mio t direkt reduziertem Eisen pro Jahr ermöglicht eine Einsparung von bis zu 3,5 Mio t CO2 jährlich. thyssenkrupp wird damit zu einem bedeutenden Akteur der europäischen Wasserstoffwirtschaft und der Standort Duisburg bzw. das Land Nordrhein-Westfalen zum Ankerpunkt für Investitionen in den Aufbau einer grenzübergreifenden Wasserstoffinfrastruktur.