Krupp - Fortentwicklung der Konzernstruktur

In Campo Limpo bei Sao Paulo errichtete Krupp 1960/61 das modernste Zulieferwerk für die Automobilindustrie in Südamerika.
Bei Kriegsende sind große Teile der Werksanlagen zerstört, andere, so das moderne Hüttenwerk in Essen-Borbeck, werden demontiert. Das Grusonwerk fällt unter die von den Siegern verfügte Enteignung, die Germaniawerft geht durch Zerstörung und anschließende Demontage verloren. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach beruft Ende 1953 Berthold Beitz (1913 - 2013) zu seinem persönlichen Generalbevollmächtigten. Beitz bestimmt fortan eine Unternehmenspolitik wesentlich mit, die sich zunächst auf die Verarbeitungsbereiche beschränken muss. Denn die zur Firma Krupp gehörenden Hütten- und Bergwerke werden abgetrennt und von den Alliierten unter eine Verkaufsauflage gestellt. Damit fehlt dem Konzern die Rohstoff- und vor allem die so wichtige Stahlbasis. Aus den verbliebenen Verarbeitungsbetrieben entsteht in den Folgejahren ein neu strukturierter Konzern. Ein möglichst vielfältiges Programm soll Krisenfestigkeit und Kontinuität der Beschäftigung gewährleisten. Hinzu kommt der Bereich Industrieanlagen, für dessen Produkte bereits seit Mitte der 1950er-Jahre in den Ostblockstaaten und den Schwellenländern neue Absatzgebiete erschlossen werden. 1960 fasst Krupp die verbliebenen Montanbetriebe zusammen und verbreitert diese Basis 1965 durch die Fusion mit dem Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation AG, an dem man Ende der 1950er-Jahre die Aktienmehrheit erworben hatte. Das 1961 in Brasilien eröffnete Krupp-Werk liefert Gesenkschmiedeteile für Motoren und Fahrzeuge. Größeres Gewicht erhält auch der Maschinenbau, u.a. durch den Erwerb der Aktienmehrheit an der Atlas-Werke AG mit der MaK Maschinenbau GmbH.
Im Juli 1967 stirbt Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Nach seinem Tod erlischt die Verkaufsauflage, die bis dahin nur zu einem geringen Teil erfüllt werden konnte. In Ausführung seines Testaments überführt nach dem Erbverzicht seines Sohnes Arndt (1938 - 1986) die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung als Erbin das Unternehmen in die Fried. Krupp GmbH, die am 2. Januar 1968 in das Handelsregister eingetragen wird.

In Effelsberg/Eifel wurde federführend von Krupp Industrie- und Stahlbau das damals größte voll bewegliche Radioteleskop der Welt errichtet. Es nahm 1971 seinen Betrieb auf. Über seinen Parabolspiegel mit einem Durchmesser von 100 Metern können elektromagnetische Strahlen aus dem Weltraum aus einer Entfernung von 12 Milliarden Lichtjahren empfangen werden.
Aus dem Konzern ausgegliedert werden 1969 die Kohlebergwerke und in die Ruhrkohle AG eingebracht. In den folgenden Jahren baut man alle Unternehmensbereiche gezielt aus. Das geschieht durch internes Wachstum und durch den Erwerb einer Reihe von wichtigen Beteiligungen im Bereich Anlagenbau. Der Erwerb der Mehrheitsbeteiligung und die nachfolgende Übernahme der Stahlwerke Südwestfalen AG bedeuten eine Ausweitung des Edelstahlsektors. Durch den Kauf der VDM Nickel-Technologie wird einer der weltweit führenden Anbieter von Hochleistungswerkstoffen in den Konzern eingegliedert. In der Zeit von 1980 bis 1983 wird die Fried. Krupp GmbH durch Ausgliederung aller operativen Aktivitäten zu einer reinen Management-Holding umstrukturiert.
Nach dem Erwerb der Mehrheit an der Hoesch AG in Dortmund wird diese auf die seit März 1992 unter diesem Namen firmierende Fried. Krupp AG verschmolzen. Die neue Gesellschaft Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp wird im Dezember in die Handelsregister Essen und Dortmund eingetragen. In den Folgejahren werden die Aktivitäten des erweiterten Konzerns neu geordnet. Wesentliche Ziele dabei sind die Verstärkung von Kundennähe und Marktpräsenz, die Konzentration auf Kerngeschäftsfelder sowie die Nutzung der durch die Verschmelzung ermöglichten Synergien.