Kapitalmarktrelevante Presseinformationen Oct 8, 2002 2:00 AM
ThyssenKrupp Steel mit Zuversicht ins neue Geschäftsjahr
"Die ThyssenKrupp Steel AG hat sich im schwierigen Umfeld gut behauptet. Und wir kommen auf dem Weg voran, unser selbstgestecktes, ehrgeiziges Renditeziel von 12 % ROCE (Return on capital employed) bis 2004 zu erreichen", erklärte Vorstandsvorsitzender Dr. Ulrich Middelmann am Rande der Jahrestagung des International Iron and Steel Instituts (IISI) in Rom vor deutschen Journalisten. Die Rohstahlproduktion lag im Geschäftsjahr 2001/2002 (30. September) mit mehr als 16,7 Mio t leicht unter dem Vorjahr, als 16,96 Mio t erzeugt worden waren.
Im Bereich Carbon Steel entwickelte sich das Geschäft im Berichtsjahr schwieriger als erwartet, aber die Bereiche Stainless Steel und Special Materials lagen über Plan. Die genauen Daten werden im ersten Überblick über das Geschäftsjahr der ThyssenKrupp AG am 5. Dezember 2002 und in der Bilanzpressekonferenz am 20. Dezember 2002 veröffentlicht.
Zur Jahreswende 2001/2002 hatte sich die Lage für die Stahlindustrie in Deutschland noch sehr trübe präsentiert. Kurzarbeit prägte im Bereich Carbon Steel über vier Monate lang die Entwicklung mit allen negativen Folgen für das Ergebnis. Aber schon im zweiten Quartal 2002 ging es wieder aufwärts, allerdings in erster Linie aus lagerzyklischen Gründen. Auftragseingang, Umsatz und Beschäftigung normalisierten sich. "Zudem haben sich die Preise in allen Business Units mittlerweile von ihrem Tiefstand erholt. Sie werden überwiegend erst im gerade begonnenen Geschäftsjahr umsatzwirksam", so Dr. Middelmann. Drei Preiserhöhungen um insgesamt 80 Euro je Tonne konnten in diesem Jahr für Qualitätsflachstahl durchgesetzt werden, eine vierte wird Anfang 2003 folgen. Beim Edelstahl konnte das Preisniveau ebenfalls wieder angehoben werden.
Für das Geschäftsjahr 2002/2003 ist ThyssenKrupp Steel optimistisch. "Alle Indikatoren signalisieren, dass es leicht aufwärts gehen wird", erklärte Dr. Middelmann. Deshalb sollten konjunkturelle Impulse weitere Erlösverbesserungen ermöglichen. Die Mengen dürften sich auf dem relativ hohen Niveau zum Geschäftsjahresende stabilisieren. Neben den Impulsen vom Markt werden aber auch Hausaufgaben erledigt. Dazu zählen Portfoliobereinigungen und weitere Anstrengungen zur Verbesserung der Produktivität. So ist beabsichtigt, das Quartoblechgeschäft in Edelstahl-Rostfrei-Güten an die finnische AvestaPolarit zu veräußern.
Zugleich erwartet ThyssenKrupp Steel, die derzeit von Arcelor gehaltenen 75,5 % Anteile der spanischen Galmed S.A. zu erwerben. Am Feuerverzinker, der 1993 den Betrieb aufgenommen hat und als reiner Lohnverzinker eine Kapazität von 400.000 Jahrestonnen hat, ist das Unternehmen bereits zu 24,5 % beteiligt. Die Arcelor-Gruppe muss sich nach Fusionsauflagen der Brüsseler Kartellbehörden zurückziehen. Galmed ist ein weiterer sinnvoller Baustein der Internationalisierungsstrategie, weil der Markt für feuerverzinkte Feinbleche sowohl für die Automobil- als auch die Bauindustrie in Spanien stark wächst. Alle namhaften Automobilproduzenten aus Europa, USA und Japan betreiben Werke auf der iberischen Halbinsel. Ende September hat ThyssenKrupp Steel ein Übernahme-Angebot abgegeben.
Damit wird das Konzept der Internationalisierung des Downstream-Geschäfts (Veredelung, Verarbeitung und Service) vorangebracht. Die Rohstahlerzeugung (Upstream) ist mit einer Gesamtkapazität von 17,3 Mio t (einschließlich 6 Mio t bei Hüttenwerke Krupp Mannesmann) in Duisburg konzentriert. Mitte 2003 wird in China eine weitere Feuerverzinkungsanlage die Arbeit aufnehmen. Gemeinsam mit dem chinesischen Partner Angang New Steel Co. wurden 180 Mio USD in das Joint Venture TAGAL investiert. In Brasilien ist ThyssenKrupp Steel am Gemeinschaftsunternehmen GalvaSud beteiligt, das Anfang 2001 in Betrieb gegangen ist.
Durch die Neugründung von Produktionsstätten in Italien, Mexiko und China wird auch das Geschäft mit Tailored Blanks internationaler. Auf diesem Gebiet ist ThyssenKrupp Steel mit Abstand Weltmarktführer. Die maßgeschneiderten Platinen mit lasergeschweißten Blechen unterschiedlicher Dicken und Güten wurden 1984 bei Thyssen entwickelt und sind heute im Automobilleichtbau etabliert. Die innovativen High-tech-Produkte dieser Linie wurden bei ThyssenKrupp Steel kontinuierlich weiter entwickelt. In Europa soll der Marktanteil bei 35 bis 40 % gehalten werden, weltweit wird auf anhaltende Expansion gesetzt.
Zum Geschäftserfolg beitragen soll auch die Investition von Stainless Steel in China. Das Gemeinschaftsunternehmen Shanghai Krupp Stainless hat im November 2001 den Betrieb aufgenommen. Die Anlaufphase hat die Erwartungen positiv übertroffen. Deshalb werden die geplanten Erweiterungen zügig in Angriff genommen. Bis 2005 soll die Kaltbandkapazität von 72.000 t auf rund 390.000 t mit einem Investitionsvolumen von 367 Mio USD erweitert werden. In der ersten Phase waren 249 Mio USD investiert worden.
Geprägt war das Jahr 2002 von den Schutzmaßnahmen, die die Regierung George W. Bush im März 2002 zugunsten der US-Stahlindustrie ergriff. Für ThyssenKrupp Steel hat das US-Geschäft eine lange Tradition. Mit einem Volumen von knapp 363.000 Jahrestonnen und 200 Mio Euro Wert betrifft es nur 2 % des Umsatzes. Doch sind vorwiegend hochwertige Produkte betroffen, die die amerikanischen Kunden nicht auf dem heimischen Markt zukaufen können. Deshalb haben sie ThyssenKrupp Steel - ebenso wie die Bundesregierung und die europäischen Behörden - unterstützt, um Ausnahmegenehmigungen vom Schutzklausel-Verfahren (Section 201) zu erhalten. Insgesamt wurden bisher 136.900 t von den Schutzzöllen befreit. "Das ist enttäuschend. Wir hoffen aber, dass der Rest in der ab November anstehenden neuen Runde genehmigt wird," kommentierte Dr. Middelmann.
Allerdings war anfangs die Sorge groß, dass die Mengen, die nicht vom US-Markt aufgenommen wurden, auf den europäischen Markt umgeleitet würden. Doch die EU-Kommission hat schnell und vorbildlich reagiert. Die eingeleiteten Schutzmaßnahmen haben gegriffen. Das zeigt die Statistik für die deutsche Branche: So lagen die Walzstahlimporte im Jahresverlauf unter dem Vorjahresniveau, während die Exporte im ersten Halbjahr 2002 das Vorjahresniveau leicht übertroffen haben.
Ein weiteres Sonderthema wird der Stahlbranche von der Politik in Brüssel aufgedrückt. Der Emissionshandel droht ein bedrückendes Problem zu werden. Die Kommission will das Handelssystem 2005 beginnen und die CO2-Emissionen aus großen Industrie- und Energieerzeugungsanlagen erfassen. Die betroffenen Produktionsstätten sollen bei nationalen Behörden einen Antrag auf Genehmigung für die Emission von Treibhausgasen stellen. Die Mitgliedstaaten werden jeder Anlage jährliche reduzierte Emissionsberechtigungen zuteilen, wobei nicht genutzte Kontingente gehandelt werden können und unzureichend versorgte Unternehmen Berechtigungen auf dem künstlich geschaffenen Markt erwerben können.
Der Richtlinienentwurf der Brüsseler Kommission, der die anerkannt hohen Umwelt-Vorleistungen der deutschen Stahlbranche nicht genügend berücksichtigt, muss zwangsläufig zu einer Beschränkung der Stahlproduktion in Deutschland führen, da der Kauf von CO2-Emissionserlaubnissen angesichts des harten Wettbewerbs nicht über den Marktpreis von Stahl finanziert werden kann. Dr. Middelmann: "Im Prinzip bewirkt der Emissionshandel eine Art Kartellbildung, in der bestraft wird, wer mehr als die ihm zugestandenen Mengen produzieren kann, und in der belohnt wird, wer seine Ware nicht absetzen kann."
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e-mail: erwin.schneider@tks.thyssenkrupp.com
Dietmar Stamm
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