Unternehmensmeldungen 07.10.2007 10:00
ThyssenKrupp mit Rekordjahr
Das gerade abgelaufene Geschäftsjahr 2006/2007 (30.9.) der ThyssenKrupp AG ist das bisher beste des Konzerns und hat das schon hervorragende letzte Jahr noch einmal deutlich übertroffen. Das erklärte Vorstandsvorsitzender Dr. Ekkehard Schulz auf einer Pressekonferenz anlässlich der Jahrestagung des IISI International Iron and Steel Institute in Berlin. Schulz bekräftigte noch einmal die Prognose aus dem Zwischenbericht über das dritte Quartal, wonach der Gewinn vor Steuern des Gesamtjahres auf rund 3,6 Mrd € ohne Sondereffekte und einschließlich Sondereffekten auf rund 3,2 Mrd € gesteigert werden sollte. Der Umsatz sollte auf über 50 Mrd € steigen. Konkrete Zahlen wird der Konzern auf seiner Bilanzpressekonferenz am 4. Dezember 2007 in Essen präsentieren.
„ThyssenKrupp hat die stabile Weltkonjunktur für weiteres Wachstum in allen fünf Konzern-Segmenten genutzt. Mittel- und längerfristig bleiben unsere Ziele unverändert, “ erklärte Schulz weiter. Bis 2010 soll bei einem Umsatz von rund 60 Mrd € ein Ergebnis vor Steuern – vor wesentlichen Sondereinflüssen – von nachhaltig vier Mrd € erreicht werden. Längerfristig wird bei einem Umsatz von 65 Mrd € ein Ergebnis vor Steuern von 4,5 bis fünf Mrd € geplant.
Stahl plus Investitionsgüter plus Dienstleistungen: diese drei Säulen werden auch in Zukunft die Basis des Geschäftsmodells von ThyssenKrupp und damit die Basis für den Erfolg sein. „Lange Zeit ist der Konzern für das Festhalten am Konglomerat von der Börse mit Kursabschlägen abgestraft worden. Diese Zeiten sind vorbei, “ betonte Schulz. Das strategische Modell habe inzwischen auch die Skeptiker am Kapitalmarkt überzeugt. Das zeigt ein Blick auf den Aktienkurs. Im vergangenen Jahr war die ThyssenKrupp-Aktie mit einem Plus von 98 Prozent Gewinner im DAX. Allein im ersten Halbjahr 2007 konnte sie einen Wertzuwachs von 24 Prozent verzeichnen. Der Deutsche Aktienindex legte in dieser Zeit mit einem Plus von 21 Prozent weniger stark zu.
Seit der Fusion von Thyssen und Krupp 1999 hat der Konzern Unternehmen mit einem Umsatzvolumen von 9,1 Mrd € veräußert und solche mit einem Umsatz von 8 Mrd € gekauft. Portfolioveränderungen sind ein ständiger Prozeß, und sie werden sich auch bei ThyssenKrupp fortsetzen. „Akquisitionen streben wir immer da an, wo sie strategisch passen und wirtschaftlich sinnvoll sind. Aus purem Streben nach Größe werden wir kein Unternehmen erwerben“ erklärte Schulz weiter. Nach der Konsolidierungsphase setzt ThyssenKrupp auf den gezielten Ausbau seiner weltweit führenden Positionen in allen wichtigen Märkten. Wesentlicher Baustein ist die internationale Expansion erfolgreicher Geschäftsstrategien. Mit Technologies, Elevator und Services verfolgt ThyssenKrupp strategisch eine Kombination aus organischem Wachstum und Akquisitionen.
In den Segmenten Steel und Stainless wird eine Strategie des organischen Wachsens am Stamm verfolgt. Aktuelle Beispiele dafür sind die Investitionen in Höhe von fast 7 Mrd € in das Brammenwerk in Brasilien, in das Downstreamwerk in den USA und in die Kapazitätsoptimierung in Duisburg.
Das Stahlwerk in Brasilien am Standort Sepetiba in der Nähe von Rio de Janeiro soll Anfang 2009 die Produktion aufnehmen. Die Investitionssumme einschließlich eines werkseigenen Kraftwerkes und einer Kokerei wird bei etwa drei Mrd € liegen. Ausgelegt ist es auf eine Jahreskapazität von fünf Mio Tonnen Stahl. Das Stahlwerk wird mehr als 3.000 Mitarbeiter beschäftigen und in der Region zusätzlich indirekt über 10.000 weitere Arbeitsplätze schaffen. Als Brammenlieferant für Mount Vernon und für Westeuropa ist es das Kernelement unserer integrierten Wachstumsstrategie für das Segment Steel. Denn durch die kostengünstig hergestellten Brammen aus Brasilien können wir unsere Wachstumschancen in den Kernmärkten Nordamerika und Europa nutzen. Ziel bleibt eine weltweite Top-Position im Markt für hochwertigen Qualitätsflachstahl.
In Mount Vernon im südlichen US-Bundesstaat Alabama planen die Segmente Steel und Stainless den Aufbau eines gemeinsamen Produktions- und Vertriebsstandortes mit 2.700 Mitarbeitern. Damit soll die Position von ThyssenKrupp in Nordamerika deutlich gestärkt werden. Kernstück des neuen Werkskomplexes ist der Bau einer Warmbreitbandstraße mit einer Kapazität von 5,2 Mio Jahrestonnen. Auf ihr sollen 3 Mio Tonnen Brammen aus dem neuen Stahlwerk CSA in Brasilien sowie 1 Mio Tonnen Edelstahlbrammen verarbeitet werden. ThyssenKrupp Stainless wird am diesem Standort ein Elektrostahlwerk und Kaltwalzkapazitäten zur Herstellung von Rostfrei-Flachprodukten errichten. Das Investitionsvolumen liegt bei 2,3 Mrd € für ThyssenKrupp Steel und bei 0,8 Mrd € für ThyssenKrupp Stainless.
ThyssenKrupp Steel bleibt auf Wachstumskurs
Das Segment Steel bleibt in einem robusten wirtschaftlichen Umfeld auf Wachstumskurs und erzielte im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz- und Ergebnisrekord. Die Nachfrage der Kunden nach den hochwertigen Qualitätsflachstahlerzeugnissen war 2006/2007 außerordentlich hoch und konnte aus Kapazitätsgründen nicht in vollem Umfang bedient werden. Dabei waren die Kapazitäten voll ausgelastet, viele Anlagen produzierten neue Rekorde. „Für unseren Erfolg spielte neben gestiegenen Verkaufspreisen der höherwertige Produktmix die entscheidende Rolle“, erklärte Dr. Karl-Ulrich Köhler, Vorstandsmitglied der ThyssenKrupp AG und Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp Steel AG. Die nochmaligen Verteuerungen bei Rohstoffen und Energie seien durch Preis- und besonders durch Effizienzsteigerungen mehr als kompensiert.
Auch für die Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr sieht ThyssenKrupp Steel positive Signale aus dem Markt. China wird Wachstumstreiber des internationalen Stahlmarkts bleiben. Die anderen Regionen der Welt zeigen stabile Tendenzen mit leichter Aufwärtstendenz. „Wir können sagen, die Stahlkonjunktur verstetigt sich auf höchstem Niveau“, so Köhler. An dieser Entwicklung könne ThyssenKrupp Steel wegen der Kapazitätsengpässe bisher nicht in dem Maße, wie gewünscht, teilnehmen. Deshalb wurde 2006 die Vorwärtsstrategie auf der Basis eines profitablen Wachstums mit den drei Eckpfeilern Aufbau eines Brammenwerks in Brasilien und eines Weiterverarbeitungswerks im Südosten der USA sowie Optimierung der Anlagen in Europa auf den Weg gebracht.
Seit 1. Oktober 2006 wird die Umformtechnik-Gruppe aus dem ehemaligen Segment Automotive des ThyssenKrupp Konzerns unter der Bezeichnung Metal Forming von Steel geführt. Die Unternehmen fertigen Pressteile und Zusammenbauten für Karosserie und Fahrwerk und zählen alle großen Automobilhersteller zu ihren Kunden. Metal Forming hat im Geschäftsjahr 2005/2006 mit etwa 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Umsatz von 1,4 Mrd € erzielt. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt in Europa mit Standorten in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen, Spanien und seit August auch in der Türkei. Mit Werken in Brasilien, China und Indien wurden erste Schritte für eine Präsenz in Übersee vollzogen. ThyssenKrupp Steel ist nunmehr der einzige Stahlproduzent, der die Entwicklungs- und Fertigungsstufen vom Werkstoff bis zum fertigen Bauteil abdecken kann.
ThyssenKrupp Stainless festigt führende Marktstellung
ThyssenKrupp Stainless beschäftigt in sieben Tochtergesellschaften mit Werken in Deutschland, Italien, Mexiko, China und den USA insgesamt rund 12.200 Mitarbeiter. Bei Edelstahl Rostfrei Flachprodukten ist die Stainless-Gruppe weltweit marktführend, bei den Hochleistungswerkstoffen nimmt das Unternehmen Spitzenpositionen ein. Strategisches Ziel ist es, diese international führende Marktstellung zu festigen und auszubauen.
„Unser Wachstumskurs ist durch drei wesentliche Säulen geprägt: im Bereich nichtrostender Edelstahl Flachprodukte die Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Kernmarkt und die weitere Erschließung des attraktiven NAFTA-Marktes sowie im Bereich Hochleistungswerkstoffe der Ausbau unseres Geschäftes mit Nickellegierungen und Titan. Diese Vorwärtsstrategie ist im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2006/07 konsequent fortgeführt worden“, erklärte Jürgen Fechter, Vorstandsmitglied der ThyssenKrupp AG und Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp Stainless AG. Umfangreiche Investitionen in die Optimierung von Produktionsstrukturen und Kapazitätserweiterungen bei den operativen Gesellschaften seien umgesetzt oder auf den Weg gebracht und so die Position der Stainless-Gruppe im Wettbewerb weiter gestärkt worden. Über das Engagement im Rahmen des USA-Projektes hinaus werden bei der Stainless-Gruppe zurzeit Investitionen in dreistelliger Millionen-Höhe realisiert.
Das Geschäftsjahr 2005/06 hatte ThyssenKrupp Stainless mit dem erfreulichen Ergebnis von 423 Mio € abgeschlossen. Diesen erfolgreichen Geschäftverlauf konnte die Stainless-Gruppe in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2006/07 noch einmal deutlich verbessern. Allerdings haben sich temporär die Vorzeichen auf dem Rostfrei-Markt geändert. Verantwortlich für diese Situation sind im Wesentlichen zwei Faktoren: Einerseits betrifft dies die Preisentwicklung beim Nickel. Nickel als wichtiges Legierungselement bestimmt entscheidend den Preis der so genannten Chromnickelstähle, die den größten Teil der nichtrostenden Edelstähle ausmachen. Zum anderen wird die gegenwärtige Situation der Rostfrei-Industrie massiv beeinflusst durch Importe von rostfreien Flachprodukten nach Europa, insbesondere aus Asien und vorrangig China. In diesem Zusammenhang wies Fechter auf eine Initiative des Stahlverbandes Eurofer hin, ein Antidumpingverfahren bei der Europäischen Kommission vorzubereiten.