Kapitalmarktrelevante Presseinformationen Nov 14, 2000 1:00 AM
ThyssenKrupp auf gutem Weg - Vorstand zieht Zwischenbilanz:
Deutliche Ergebnissteigerung im zweiten Geschäftsjahr nach der Fusion
Anpassung des strategischen Konzeptes an das sich verändernde Umfeld
Den Ablauf des zweiten Geschäftsjahres der ThyssenKrupp AG nimmt der Vorstand zum Anlass, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Gegenstand sind die deutliche Ergebnissteigerung im Geschäftsjahr 1999/2000 und die Anpassung des im November 1999 beschlossenen strategischen Konzeptes an die sich verändernden Markt- und Umfeldbedingungen.
Die Eckdaten für das abgelaufene Geschäftsjahr belegen, dass sich ThyssenKrupp auf gutem Wege befindet und die ersten Erfolge der Fusion realisiert hat.
Nachdem im ersten Jahr nach der Fusion (1998/99) ein Ergebnis vor Steuern von 0,6 Mrd Euro erwirtschaftet wurde, konnte im zweiten Jahr das Ergebnis um mehr als 60 % deutlich gesteigert werden. Mit rund 1 Mrd Euro ist ein erfreuliches Niveau erreicht worden. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) hat die 3-Mrd-Euro-Marke deutlich überschritten. Gründe für diese Ergebnisentwicklung waren das verbesserte Marktumfeld und die fortschreitende Integration des Konzerns.
Der Konzernumsatz erreichte die Größenordnung von 37 Mrd Euro, im Vorjahr waren es rund 32 Mrd Euro. Zu diesem Umsatzanstieg haben alle Segmente des Konzerns beigetragen. Die größten Umsatzzuwächse verzeichneten Steel, Automotive und FacilitiesServices.
Der Auftragseingang stieg 1999/2000 um über 20 % auf rund 40 Mrd Euro. Nahezu alle Geschäfte konnten gute zweistellige Wachstumsraten aufweisen. Damit ist eine gute Basis für weiteres Umsatz- und Ergebniswachstum auch in diesem Jahr gelegt.
ThyssenKrupp beschäftigte am 30. September 2000 weltweit rund 193.000 Mitarbeiter, am 30. September 1999 waren es rund 185.000 Mitarbeiter. Diese Veränderung ergibt sich als Saldo aus M&A-Vorgängen, Investitionen und Rationalisierungsmaßnahmen.
Ein weiteres Zeichen für die Erfolge bei der Restrukturierung des Konzerns nach der Fusion sind die Fortschritte bei der aktiven Portfolio-Gestaltung.
Seit der Fusion konnten Gesellschaften mit einem Gesamtumsatzvolumen von mehr als 3,4 Mrd Euro erworben werden. Beispielhaft können hier folgende Erwerbe zur Stärkung der Wachstumsbereiche genannt werden: eine Aluminiumgießerei in Amerika für Automotive, Dover Elevators in den USA und Elevadores Sur in Brasilien für den Bereich Elevators, HiServ und Safway für den Bereich FacilitiesServices. Parallel hierzu sind die Bereiche durch gezieltes internes Wachstum, verbunden mit umfangreichen Investitionen, gestärkt worden.
Andererseits hat sich der Konzern im Rahmen der Fokussierung von einer Reihe Gesellschaften getrennt. Dabei konnten für Aktivitäten mit einem Umsatzvolumen von 1,6 Mrd Euro Entwicklungsmöglichkeiten außerhalb des Konzerns gefunden werden, zuletzt beispielhaft die Best-Owner-Lösungen im Kunststoffmaschinenbau.
Die mit der Fusion einhergehenden Maßnahmen und Kostensenkungsprogramme sowie die positive Marktentwicklung haben zu einer Verbesserung der Ertragssituation beigetragen. Die verfügbaren Ressourcen werden im Wege eines konsequenten konzernweiten Wertmanagements auf die wachstumsstarken Aktivitäten gelenkt. Unverändertes Ziel ist es, die Ertragskraft des Konzerns weiter zu stärken und damit den Unternehmenswert im Interesse der Aktionäre und der Mitarbeiter nachhaltig zu steigern. Dies ist auch der zentrale Leitgedanke zur strategischen Neuausrichtung des ThyssenKrupp Konzerns.
Zentrale Elemente des Konzeptes zur Erreichung dieses Zieles sind die Fokussierung des Portfolios und der Ausbau der Aktivitäten mit Wachstumspotenzial, die verstärkte konzernweite Dienstleistungsorientierung sowie die Ausweitung der E-Commerce-Aktivitäten im Konzern und der Ausbau der Informationstechnologien. Bei der Realisierung dieser Ziele hat ThyssenKrupp gute Fortschritte erreicht. So hat das hierzu aufgelegte konzernweite Programm zur verstärkten Dienstleistungsorientierung bereits durch eine weitere Vertiefung der Kundenbindung zu Erfolgen geführt.
Folgende weitere Elemente des Konzeptes sind bereits umgesetzt: Schon der erste Jahresabschluss 1998/99 wurde nach US-GAAP aufgestellt. Auf der Basis des in 1999 implementierten Stock-Option-Programms konnte im Mai dieses Jahres bereits die zweite Tranche begeben werden, wobei der Teilnehmerkreis ausgedehnt wird.
Auch bei der Straffung der Konzernorganisation konnten die wesentlichen Maßnahmen nahezu abgeschlossen werden. So wurde in der Konzernleitung die Mitarbeiterzahl nahezu halbiert. Die Bildung der Segmente wird im Laufe des Geschäftsjahres abgeschlossen.
Die veränderte Situation am Kapitalmarkt bei Stahlwerten sowie die Änderungen in der steuerlichen Behandlung von Veräußerungsgewinnen und die weltweite Marktlage im Anlagenbau haben es erforderlich gemacht, die Strategie für zwei wesentliche Elemente der Neuausrichtung, den Börsengang Steel und die Desinvestitionen Werften und Anlagenbau, anzupassen.
Die Absage des Börsengangs ThyssenKrupp Steel war nach den Grundsätzen unseres Wertmanagements geboten. Denn die Diskrepanz zwischen steigenden Ergebnissen bei ThyssenKrupp Steel sowie ihren guten Marktpositionen einerseits und der schwachen Bewertung von Stahlunternehmen generell an der Börse andererseits hätte zu einer massiven Wertvernichtung geführt.
Die Vorbereitungen des Börsengangs haben deutlich gezeigt, dass ThyssenKrupp Steel über ausgezeichnete Entwicklungsmöglichkeiten und erhebliche Kostensenkungspotenziale verfügt. Diese werden weiterhin konsequent umgesetzt.
ThyssenKrupp verfügt über eine Reihe von Aktivitäten im Maschinenbau und in der Systemtechnik, in denen der Konzern bereits heute regional und global starke Marktpositionen in den jeweiligen Technologien hält. Zu diesen Bereichen, in denen Ingenieurleistungen von entscheidender Bedeutung sind, zählen Production Systems und Components ebenso wie die Werften und der Anlagenbau. Diese Aktivitäten werden in einem neuen Bereich ThyssenKrupp Invest unter einheitlicher Führung zusammengefasst. Da sie überwiegend durch sehr hohe Ingenieurleistungsanteile im Verhältnis zur gesamten Wertschöpfung gekennzeichnet sind, sind Erhalt und Ausbau dieser Leistungsfähigkeit zur weiteren Entwicklung der Aktivitäten entscheidend. Die Gesellschaften dieses Verbundes werden entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit weiter entwickelt, darüber hinaus wird ein straffes Portfoliomanagement auch in diesem Segment zu höheren Wertbeiträgen führen.
Die Konzernstruktur von ThyssenKrupp zeigt künftig sechs operative Einheiten, die von der ThyssenKrupp AG direkt geführt werden: Steel, Automotive, Elevators, Invest, Materials und Serv. Anlage Grafik
Steel --- Automotive - Elevators - Invest --- Materials - Serv
Der ThyssenKrupp Konzern steht damit für folgende drei Tätigkeitsschwerpunkte, in denen ThyssenKrupp bereits heute überwiegend TOP-3-Positionen weltweit einnimmt:
Stahl (über 12 Mrd Euro Umsatz): ThyssenKrupp Steel, ein wettbewerbsstarkes Unternehmen - Weltmarktführer in Stainless und Nr. 2 in Qualitätsflachstahl in Europa - ist auf höherwertige Produkte fokussiert.
Industriegüter (über 14 Mrd Euro Umsatz): Exzellente Produkte und Marktpositionen in den Bereichen Automotive (rund 6 Mrd Euro Umsatz) und Elevators (rund 3 Mrd Euro Umsatz) sowie ein Portfolio mit zukunftsorientierten Engineering-Aktivitäten bei Invest (rund 5 Mrd Euro Umsatz), das aktiv gestaltet werden soll.
Dienstleistungen (über 12 Mrd Euro Umsatz): Mit marktführenden Positionen im Bereich Werkstoff-Dienstleistungen bei Materials (rund 10 Mrd Euro Umsatz) sowie mit guten Positionen in den Wachstumsmärkten Industrieservice und Informationstechnologie bei Serv (rund 2 Mrd Euro Umsatz).
Alle sechs Segmente sollen unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen spezifischen Besonderheiten im Rahmen eines aktiven Portfoliomanagements weiter entwickelt werden.
Die Immobilienaktivitäten mit rund 350 Mio Euro Umsatz bleiben in einer eigenen Bereichsorganisation gebündelt. Ein Schwerpunkt wird in der Zukunft in der Vermarktung des vorhandenen Know-hows liegen.
Im Rahmen der Strategischen Neuausrichtung im November 1999 hat sich ThyssenKrupp für den Konzern folgende drei Ziele gesetzt, die unverändert gültig sind:
・ Ergebnis vor EE-Steuern > 1,5 Mrd Euro
・ EBITDA > 3 Mrd Euro
・ ROCE > 12 %
Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr 1999/2000 konnte das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr von 0,6 Mrd Euro auf rund 1 Mrd Euro deutlich gesteigert werden. Für das angelaufene Geschäftsjahr 2000/01 wird eine weitere Ergebnissteigerung auf über 1,3 Mrd Euro angestrebt. Mittelfristiges Ziel ist ein Ergebnis von > 1,5 Mrd Euro. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde mit einem EBITDA von über 3 Mrd Euro die zweite Zielgröße erreicht und die Kapitalrentabilität erhöht.
Angesichts des guten EBITDA von über 3 Mrd Euro besitzt der ThyssenKrupp Konzern eine starke Investitionskraft aus Innenfinanzierung. So wurden in den letzten beiden Jahren rund 5 Mrd Euro in Sach- und Finanzinvestitionen investiert. Auf Grund der positiven Ergebniserwartung für die kommenden Jahre wird diese Investitionspolitik fortgesetzt. Die im Zuge der Sach- und Finanzinvestitionen vorübergehend auf über 7 Mrd Euro angestiegenen Netto-Finanzschulden sollen um mehr als 2 Mrd Euro reduziert werden.
Das soll wie folgt erreicht werden: Der Konzern verfügt auf Grund seiner erfreulichen Ergebnisentwicklung über einen beachtlichen operativen Cashflow, der ausreichend Handlungsspielraum zur Finanzierung der Sach- und Finanzinvestitionen bietet. Die hohen Investitionen der vergangenen zwei Jahre kennzeichnen den Wachstumspfad und werden auch in den kommenden Jahren beibehalten. Durch das bereits angelaufene Programm zur Reduzierung der Mittelbindung im Umlaufvermögen werden in einem nicht unerheblichen Maße Mittel zur Rückführung der Finanzschulden kontinuierlich freigesetzt. Aus Desinvestitionen im Rahmen der aktiven Portfoliogestaltung - das gilt für jedes der sechs Segmente gleichermaßen - werden mittelfristig auch weitere finanzielle Mittel generiert. Vor diesem Hintergrund verfügt der Konzern über ausreichende Flexibilität, um auch größere Akquisitionen zur Verstärkung seiner Aktivitäten zu tätigen.
Diese Zwischenbilanz nach zwei Geschäftsjahren von ThyssenKrupp zeigt, dass ein fokussierter Konzern auf den Gebieten Stahl, Industriegüter und Dienstleistungen erfolgreich sein kann, wenn er weltweit führende Marktpositionen einnimmt, in wachstumsstarken Bereichen tätig ist und seine technologisch anspruchsvollen Produkte konsequent auf die Bedürfnisse seiner Kunden ausrichtet.
Der Vorstand wird dem Aufsichtsrat in dessen Sitzung am 8. Dezember 2000 über die positive Ergebnisentwicklung und die Anpassung der Strategie ausführlich berichten. Im Anschluss an die Aufsichtsratssitzung werden weitere Eckdaten zum abgelaufenen Geschäftsjahr veröffentlicht. Der Konzernabschluss zum 30. September 2000 wird auf der Bilanzpressekonferenz und dem Analystenmeeting am 15. Januar 2001 ausführlich erläutert.