Unternehmensmeldungen Jan 26, 2005 1:00 AM
ThyssenKrupp Acciai Speciali Terni: Schließung der Elektrobandproduktion unvermeidlich
Das von der ThyssenKrupp Acciai Speciali Terni erarbeitete industrielle Konzept für den Standort Terni beinhaltet einerseits die schrittweise Stilllegung der Produktion von Elektroband im italienischen Werk bis zum Ende dieses Jahres. Andererseits sieht das Strategiekonzept ein Investitionsvolumen von 90 Mio € in den kommenden zwei Jahren für den Ausbau der Edelstahlproduktion vor. Dr. Michael Rademacher, Vorsitzender des Executive Committee erklärt: "Die Elektroband-Mitarbeiter bekommen eine Arbeitsplatzgarantie und werden weitgehend im Kernbereich Edelstahl Flach der ThyssenKrupp Acciai Speciali Terni und deren Tochtergesellschaften eingesetzt."
Hintergrund für diese strategische Ausrichtung: Das Segment Steel der ThyssenKrupp AG fertigt 1,2 Mio t Edelstahl Rostfrei mit rund 3.000 Mitarbeitern am Standort Terni jährlich. Mitten in diesem Werk befindet sich auch die Nischenproduktion von 70.000 t Elektroband mit aktuell noch 350 Mitarbeitern. Sie hat in den beiden letzten Geschäftsjahren 75 Mio € Verlust erwirtschaftet. Ein Ende der Verluste ist nicht abzusehen, weil der Markt für Elektroband von Überkapazitäten geprägt ist und Importe aus Ländern mit Kosten- und/oder Währungsvorteilen nach Europa drängen, vor allem aus Russland, China und den USA. ThyssenKrupp Steel muss deshalb seine Kapazität in Europa den Marktgegebenheiten anpassen.
Terni arbeitet von den drei Elektroband-Standorten des Konzerns in Gelsenkirchen, Isbergues und Terni am wenigsten wirtschaftlich, weil hier das Vormaterial aus dem Lichtbogenofen kommt, der in hohem Maße elektrische Energie - die Strompreise in Italien sind mit Abstand die höchsten Europas - und derzeit extrem teuren Schrott benötigt. Die Konkurrenz bedient sich dagegen mit dem günstigeren Hochofenvormaterial auf Eisenerzbasis.
Die europäische Stahlindustrie befindet sich weitgehend nicht mehr in staatlichen Händen, sondern ist privatwirtschaftlich organisiert. Die Subventionspraxis, die in den 80er und 90er Jahren große Probleme in der Branche auftürmte, ist mittlerweile überwunden. Die staatlichen Eigentümer quer durch Europa und ihre finanzielle Hilfen sorgten damals für Überkapazitäten und die Aufrechterhaltung unwirtschaftlicher Anlagen. Der finanzielle Ausgleich kam aus den öffentlichen Kassen. Was dem Gemeinwohl hier gut tat, und Italien befand sich im Gleichschritt mit anderen Subventionsnationen, gereichte anderen Volkswirtschaften zum Nachteil, weil deren Unternehmen Wettbewerbsnachteile vielfach mit sinkenden Gewinnen bezahlen mussten. Heute verlangt der Markt schnelle Lösungen von wirtschaftlichen Problemen und private Eigentümer müssen aufgelaufene Verluste tragen.
In Europa zeigt der Markt für Qualitätsflachstahl nur moderate Wachstumsraten, bei Edelstahl Rostfrei ist die Entwicklung dynamischer. Getrieben wird der derzeitige weltweite Boom von Asien - und hier in erster Linie von China - sowie den USA. Elektroband wächst in Europa kaum.
ThyssenKrupp Steel ist Weltmarktführer bei Edelstahl Rostfrei und will seine Position ausbauen. Dabei wird der Schwerpunkt auf das besonders wirtschaftliche High-tech-Produkt Kaltband gelegt. In dieser Strategie spielt ThyssenKrupp Acciai Speciali Terni eine bedeutende Rolle. Italien ist einer der wichtigsten Märkte des Konzerns. So betont Dr. Rademacher: "Der Standort Terni im zweitgrößten Edelstahlmarkt in Europa gehört zu den tragenden Pfeilern von ThyssenKrupp Steel und bedient Kaltwalzwerke in China und Mexiko mit Vormaterial. Das wird auch so bleiben, deshalb wollen wir investieren."
Für ein Unternehmen, das alle Stakeholder - Anteilseigner, Kunden, Mitarbeiter, Zulieferer - im Blick hat und als börsennotierter Wert von Analysten strengstens beobachtet wird, muss die Wirtschaftlichkeit aller Aktivitäten im Fokus bleiben. Das gilt auch für Randaktivitäten wie Elektroband. Die Gewerkschaften können und sollten mit diesem Ergebnis zufrieden sein. Ebenfalls profitiert die Region von der Stärkung der Edelstahlproduktion: ThyssenKrupp Acciai Speciali Terni sichert mit seinen Investitionen Arbeitsplätze auch im Umfeld des Unternehmens und wird der mit Abstand größte Steuerzahler in der Region bleiben.
Der Vorstand von ThyssenKrupp Acciai Speciali Terni appelliert deshalb an Politiker und Gewerkschafter, die Zukunft des Unternehmens kooperativ mit zu gestalten. Dr. Rademacher: "Zur Aufgabe der Produktion von Elektroband gibt es keine wirtschaftliche Alternative."
Diese Presse-Information finden Sie auch im Internet unter: www.thyssenkrupp-steel.de.
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