Produkte und Lösungen Jun 15, 2005 2:18 PM
Revision im Heizkraftwerk München Nord
"Wir machen alle Arbeiten, die bei der Demontage und Montage der einzelnen Anlagenteile anfallen und nahezu alles, was in Sachen Maschinentechnik an Wartung und Reparatur nötig ist", erklärt Andreas Freutsmiedl, Regionalleiter Süd bei ThyssenKrupp Plant Services. Im Münchner HKW Nord unterhält der Dienstleister einen ständigen Stützpunkt, der im Durchschnitt mit zehn bis zwanzig Mitarbeitern besetzt ist. Ganz gleich, ob Armaturen, Ventile oder Klappen, Kessel, Getriebe, Wärmetauscher, Pumpen, Lüfter, Gebläse, Wäscher, Elektrofilter, Absorber oder auch Förderanlage und Müllkran: die Instandhalter warten und reparieren nahezu jedes Anlagenteil. Die Koordination der Wartungsarbeiten übernimmt dabei die kraftwerkseigene Instandhaltungsabteilung. Sie erstellt die Wartungs- und Revisionspläne, vergibt die täglichen Wartungsarbeiten und stellt meist auch die benötigten Materialien und Ersatzteile aus ihrem Magazin zur Verfügung.
Die Koordination sämtlicher anfallenden Nebengewerke wie beispielsweise Gerüstbau, Reinigungsleistungen oder auch Isolierarbeiten liegt ebenfalls in den Händen der Kraftwerksbetreiber. "In den Kraftwerken läuft das anders als beispielsweise im Raffineriebetrieb. Dort ist es ja durchaus üblich, die komplette Organisation und Durchführung eines Stillstands extern zu vergeben", erklärt Freutsmiedl. "Diese Aufgabenteilung ist bei den Kraftwerksbetreibern erst in der Entwicklung. Bisher halten sie die Management- und Ingenieurleistungen im eigenen Haus und suchen sich vor allem für die Durchführung der Instandhaltung kompetente Partner."
Ständiger Wettbewerb
Obwohl ständig vor Ort vertreten, gehen die Aufträge keinesfalls automatisch an ThyssenKrupp Plant Services. Der mit dem Kraftwerk abgeschlossene Rahmenvertrag regelt lediglich die Eckdaten des Leistungsverzeichnisses - ein Arbeitskatalog, in dem standardisierte Tätigkeiten mit einem Festpreis hinterlegt sind. Eine Auftragsgarantie ist damit nicht verbunden. Schon gar nicht für größere Revisionen und Stillstände. "Im Grunde müssen wir unsere Qualität und Leistungsfähigkeit jeden Tag aufs Neue beweisen", bringt Josef Mayer, Leiter des Stützpunktes München, die Anforderungen auf den Punkt. Dennoch: so lange Qualität und Zuverlässigkeit der Instandhaltungsarbeiten stimmen, hat der Auftraggeber wenig Grund, mit seinem Dienstleister unzufrieden zu sein.
Neben dem täglichen Fluss an Einzelaufträgen und aktuellen Reparaturanforderungen bei Ausfällen vergibt das Kraftwerk Jahresverträge für bestimmte, wiederkehrende Wartungsarbeiten. Auch die einzelnen Aktivitäten der über das ganze Jahr angesetzten Anlagenrevisionen, bei der nacheinander fünf Verbrennungslinien abgeschaltet, gewartet und Instand gesetzt werden, wurden zuvor ausgeschrieben. "Eine Aufgabenstellung verlangt beispielsweise, dass im Kesselbereich große Armaturen überholt und neue Dichtungen eingebaut werden müssen. Dafür wird ein Festpreis ausgehandelt", erläutert Josef Mayer.
Betroffen von der jetzigen Revision sind die Müllverbrennungskessel, die Rauchgasreinigung, das Speisewassersystem und das komplette Dampfsystem. Der Betreiber gibt den Revisionsplan vor. Auf dessen Basis entwickeln die Instandhalter einen detaillierten Wartungs- und Einsatzplan mit entsprechender Personalplanung. Wenn an einem Absorber eine große Gummidichtung ausgetauscht werden muss, kann das durchaus vier Leute zwei Tage lang beschäftigen. Andererseits gibt es kleine Dampfventile, die gleich zu Dutzenden ausgebaut, überholt und wieder eingebaut werden müssen. Das Arbeitsspektrum ist breit und verlangt detailliertes Fachwissen. Mayer: "Unsere Truppe ist auf alles geschult, deshalb vielseitig einsetzbar und hat zudem für die besonders kniffligen Aufgaben immer einen Spezialisten an der Hand." ThyssenKrupp Plant Services ist eben nicht der Instandhalter, der nur Armaturen bearbeitet oder lediglich die Pumpen einer bestimmten Marke wartet.
Flexibler Einsatz
"Als Dienstleister müssen wir auch in der Personalplanung flexibel und kosteneffizient sein", beschreibt Freutsmiedl die Vorzüge der externen Dienstleistung. Während der Revision bekommt die Vor-Ort-Mannschaft je nach Arbeitsanfall Unterstützung von mehr als doppelt so vielen Kollegen. Dies sind hauptsächlich hochqualifizierte Maschinen-, Armaturen- und Betriebsschlosser mit langjähriger Erfahrung im Kraftwerks- und Raffineriebereich und entsprechender Sicherheitsausbildung. "Hierin liegt unsere Stärke", weiß Freutsmiedl. "Wir verfügen über ein großes Kontingent an bestens ausgebildeten Facharbeitern, Technikern und Meistern. Mit ihrem breiten Kompetenzspektrum können sie in den verschiedensten Industriezweigen arbeiten." Alle haben ihre Erfahrungen in den sicherheitskritischen Anlagen der chemischen und petrochemischen Industrie, in Raffinerien und Kraftwerken gesammelt. Nur wenig unterscheiden sich die hohen Ansprüche an die Wartungsarbeiten in diesen Industriezweigen. Umfangreiche Schulungsprogramme sichern nicht nur die arbeitstechnische Qualität, sondern sorgen auch für eine entsprechende Ausbildung in Punkto Sicherheit. "Wir sind nach ISO 9001, ISO 14001 und nach STC (Safety Certificate Contractors) zertifiziert - eine Zertifizierung, die sehr stark auf Sicherheitsanforderungen abzielt."
Im Wartungs- und Instandhaltungsportfolio des Kraftwerks gibt es daher nur wenige Arbeiten, an die die Plant Services-Mitarbeiter nicht herangehen. Der Elektrobereich und die Leittechnik beispielsweise liegen in den Händen der kraftwerkseigenen Werkstatt. Und auch das Herzstück des Kraftwerks, die riesigen Dampfturbinen, werden ausschließlich von Spezialunternehmen gewartet - meist sogar vom Hersteller selbst. Obwohl das angebotene Dienstleistungsspektrum bereits einzigartig breit ist, bemüht man sich um einen weiteren Ausbau der Betätigungsfelder. Beispielsweise in der Schweißtechnik. Hier will sich das Unternehmen fachlich weiterentwickeln, damit man zukünftig auch die Spezialschweißarbeiten bei größeren Kesselreparaturen eigenständig durchführen kann. "Unser Potenzial liegt im ganzheitlichen Dienstleistungs-Angebot aus einer Hand."
Hintergrund zum HKW München Nord
Am Standort Unterföhring betreiben die Stadtwerke München mit dem Heizkraftwerk Nord ihre größte Anlage. Das Kraftwerk besteht aus drei voneinander unabhängigen Blöcken, die jeweils in Kraft-Wärme-Kopplung betrieben werden. Den größten Anteil an der Energie-Erzeugung hat der Block 2, in dem jährlich ca. 800 000 Tonnen Steinkohle in Strom und Wärme umgewandelt werden. In den beiden anderen Blöcken wird Restmüll verbrannt.