Feb 10, 2022 6:00 AM
Transformation der Unternehmensgruppe schreitet voran: thyssenkrupp startet gut ins neue Geschäftsjahr 2021/2022 und bestätigt Jahresprognose
Auftragseingang, Umsatz und Bereinigtes EBIT im 1. Quartal deutlich über Vorjahr
Strukturelle Verbesserung der Geschäfte und weitere Schritte bei Fokussierung des Portfolios erfolgreich umgesetzt
Free Cashflow vor M&A aufgrund von erheblichen Belastungen im Umlaufvermögen wie erwartet deutlich im negativen Bereich
Verbesserung des Bereinigten EBIT auf 1,5 bis 1,8 Mrd €, Jahresüberschuss mit mindestens 1 Mrd € sowie ausgeglichener Free Cashflow vor M&A erwartet
Klaus Keysberg: „Wir hatten ein gutes erstes Quartal. Der Turnaround von thyssenkrupp ist in vollem Gang. Bei der Steigerung unserer Performance und der Fokussierung unseres Portfolios haben wir wichtige Fortschritte erzielt.“
thyssenkrupp ist gut ins neue Geschäftsjahr gestartet. Im 1. Quartal 2021/2022 konnte die Unternehmensgruppe Auftragseingänge[1] von insgesamt 10,4 Mrd € verbuchen. Das entspricht einer Steigerung von 33 Prozent bzw. 2,6 Mrd € im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg von Oktober bis Dezember um 23 Prozent und lag bei 9 Mrd € (Vorjahr: 7,3 Mrd €). Das Bereinigte EBIT betrug 378 Mio € und lag damit ebenfalls signifikant über dem Vorjahreswert von 78 Mio € und auch über dem Vorquartal (232 Mio €). Treiber waren positive Effekte aus Performancemaßnahmen und steigende Erlöse, insbesondere bei Materials Services, Steel Europe und Multi Tracks. Für das Gesamtjahr 2021/2022 hat thyssenkrupp seine Prognose bestätigt: Die Unternehmensgruppe erwartet für das Bereinigte EBIT weiterhin eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr auf einen Wert zwischen 1,5 und 1,8 Mrd €.
„Wir hatten ein gutes erstes Quartal. Der Turnaround von thyssenkrupp ist in vollem Gang. Bei der Steigerung unserer Performance und der Fokussierung unseres Portfolios haben wir wichtige Fortschritte erzielt. Aber wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen – deshalb lassen wir nicht locker und arbeiten weiter mit Hochdruck an unserem Plan. Unser nächstes großes Etappenziel ist ein ausgeglichener Cashflow. Das entspricht unserer Prognose für das laufende Geschäftsjahr, die wir klar bestätigen“, sagte Klaus Keysberg, Finanzvorstand der thyssenkrupp AG.
Insgesamt hat thyssenkrupp in den vergangenen Monaten vier Transaktionen vorangetrieben und damit die Fokussierung des Portfolios weiterhin forciert: Im Juli 2021 wurde der Verkauf des Mining-Geschäfts unterschrieben. Die Geschäftsbereiche Carbon Components und Infrastructure wurden im August bzw. im November 2021 veräußert. Darüber hinaus wurde die Schließung des Grobblechwerks in Duisburg vollzogen. Ende Januar 2022 konnte thyssenkrupp den Verkauf des Edelstahlwerks im italienischen Terni (AST) inklusive der dazugehörigen Vertriebsorganisation an die italienische Arvedi abschließen.
Entwicklung in den Segmenten im 1. Quartal 2021/2022
Aufgrund höherer Materialpreise konnte Materials Services im 1. Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2021/2022 ein deutliches Plus im Auftragseingang (+1,2 Mrd €) auf 3,7 Mrd € und im Umsatz (+0,9 Mrd €) auf 3,3 Mrd € verbuchen. Auch das Bereinigte EBIT lag mit 219 Mio € deutlich über Vorjahr (5 Mio €). Hier machen sich zum einen die durch die Materialknappheit hervorgerufenen gestiegenen Walz- und Edelstahlpreise und zum anderen die Effekte der konsequent umgesetzten Transformation aus fortlaufender Netzwerkoptimierung, Restrukturierung und Innovationen bemerkbar.
Industrial Components verzeichnete sowohl beim Auftragseingang als auch beim Umsatz insgesamt ein Minus von 9 bzw. 3 Prozent. Während das Schmiedegeschäft vor allem von Zuwächsen im Industriegeschäft profitierte, musste der Bereich Großwälzlager Nachfragerückgänge insbesondere im Bereich Windenergie in China hinnehmen. Hier spiegeln sich wie erwartet die durch Subventionen begünstigten Vorzieheffekte im Vorjahresquartal wider. Das Bereinigte EBIT des Segments lag mit 56 Mio € unter Vorjahr (101 Mio €). Ursächlich war nicht nur die rückläufige Umsatzentwicklung bei den Großwälzlagern, sondern auch die gestiegenen Material-, Energie- und Frachtkosten, die durch Effizienz- und Kostensenkungsmaßnahmen nicht vollständig kompensiert werden konnten.
Automotive Technology lag sowohl im Auftragseingang als auch im Umsatz mit 8 bzw. 9 Prozent unter dem Vorjahr. Hier machten sich insbesondere die andauernden Engpässe in der Versorgung mit elektronischen Halbleiter- und anderen Vorprodukten bemerkbar, die zu einem Rückgang der Kundenabrufe insbesondere im automobilen Seriengeschäft führten. Die schwächere Nachfrage in China sowie gestiegene Vormaterial-, Verpackungs-, Fracht- und Energiekosten belasteten das Ergebnis zusätzlich. Infolgedessen lag das Bereinigte EBIT mit 38 Mio € unter dem Vorjahr (109 Mio €). Eine strikte Kostenkontrolle, die Flexibilisierung des Personaleinsatzes sowie die Verhandlung neuer Preiskonditionen konnten die negativen Effekte teilweise auffangen.
Auch das Geschäft von Steel Europe war im 1. Quartal durch die Lieferengpässe und der damit verbundenen schwachen Kundenabrufe insbesondere aus der Automobil- und Zuliefererindustrie beeinträchtigt. Sowohl der mengenmäßige Auftragseingang als auch der Versand lagen unter Vorjahr. Höhere Preise führten aber insgesamt zu einem Anstieg im Auftragseingang um 3 Prozent auf 2,5 Mrd € und im Umsatz um 39 Prozent auf 2,7 Mrd €. Trotz stark ansteigender Rohstoff- und Energiekosten verbesserte sich das Bereinigte EBIT insbesondere durch den merklichen Anstieg in den Durchschnittserlösen deutlich auf 124 Mio € (Vorjahr: 20 Mio €). Hierin sind auch positive Effekte aus den fortschreitenden Restrukturierungen und den laufenden Performancemaßnahmen im Zuge der Umsetzung der „Stahlstrategie 20-30“ enthalten.
Marine Systems konnte den Auftragseingang in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres auf 479 Mio € (Vorjahr: 258 Mio €) steigern. Positiv wirkten Aufträge im Bereich Wartung, Service und Marineelektronik sowie Erweiterungen bestehender Aufträge im Überwasserbereich. Auch der Umsatz fiel mit 377 Mio € besser aus als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (364 Mio €). Das Bereinigte EBIT lag mit 6 Mio € über Vorjahr (5 Mio €).
Das Segment Multi Tracks verzeichnete mit einem Auftragsplus von 80 Prozent auf 2,6 Mrd € insgesamt eine sehr dynamische Neugeschäftsentwicklung. Treiber war vor allem thyssenkrupp nucera, die einen Auftrag über die Lieferung einer Elektrolyseanlage für eines der weltweit größten Projekte zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in Saudi-Arabien verbuchen konnte. Darüber hinaus verzeichnete auch der Anlagenbau höhere Auftragseingänge insbesondere im Chemieanlagenbau. Der Umsatz des Segments stieg um 28 Prozent auf 1,5 Mrd €. Dazu beigetragen hat auch das positive Marktumfeld im Edelstahlgeschäft, das weiter deutlich von steigenden Mengen und Rohmaterialpreisen profitierte. Das Bereinigte EBIT des Segments wies mit -1 Mio € ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis aus (Vorjahr: -111 Mio €).
In der Zentrale konnte thyssenkrupp die Verwaltungskosten weiter reduzieren. Das Bereinigte EBIT von Corporate Headquarters lag bei -51 Mio € (Vorjahr: -54 Mio €).
1. Quartal 2021/2022: Kennzahlen Gruppe insgesamt (inkl. nicht fortgeführter Aktivitäten)
Unter dem Strich konnte thyssenkrupp im 1. Quartal 2021/2022 das Periodenergebnis deutlich um 247 Mio € auf 122 Mio € steigern. Nach Abzug der Minderheitenanteile lag das Netto-Ergebnis im 1. Quartal bei 106 Mio € (Vorjahr: -145 Mio €); das Ergebnis je Aktie betrug 0,17 € (Vorjahr: -0,23 €).
Der Free Cashflow vor M&A war mit -858 Mio € wie erwartet deutlich negativ und unter Vorjahr (32 Mio €). Die Vorbereitung auf eine stärkere Nachfrage in den Folgequartalen und andauernde Engpässe in der Lieferkette mit den daraus folgenden verzögerten Kundenabrufen insbesondere bei den Automobilkunden haben zu einem temporären Aufbau des Umlaufvermögens geführt. Dieser Effekt wurde durch gestiegene Preise verstärkt. Entsprechend verringerte sich das Netto-Finanzguthaben der Gruppe gegenüber dem Bilanzstichtag auf 2,7 Mrd € (30. September 2021: 3,6 Mrd €). Mit flüssigen Mitteln und freien zugesagten Kreditlinien von insgesamt 8,3 Mrd € verfügt thyssenkrupp zum 31. Dezember 2021 weiterhin über eine sehr gute Liquiditätssituation. Der nach dem Quartalsstichtag zum 31. Januar 2022 erfolgte Verkauf des Edelstahlgeschäfts führte darüber hinaus zu einer Verbesserung der Nettofinanzposition der Gruppe um mehr als 600 Mio €.
Das Eigenkapital hat sich gegenüber dem 30. September 2021 von 10,8 Mrd € auf 11,4 Mrd € erhöht. Neben dem erzielten Periodenüberschuss ergaben sich positive Effekte durch das gestiegene Zinsniveau und die daraus folgende Neubewertung der Pensionsverpflichtungen.
Prognose für das Geschäftsjahr 2021/2022 bestätigt
Vor dem Hintergrund der anhaltenden wirtschaftlichen Erholung und der Fortsetzung der strukturellen Verbesserung der Geschäfte blickt thyssenkrupp optimistisch auf das laufende Geschäftsjahr 2021/2022 und bestätigt seine Prognose. Angesichts der bestehenden Unsicherheiten (u.a. Lieferengpässe bei Vorprodukten und steigende Einsatzkosten) bleibt das Unternehmen aber vorsichtig und formuliert seine Ergebnis- und Free Cashflow Prognose weiterhin in Bandbreiten:
Das Bereinigte EBIT soll sich gegenüber dem Vorjahr auf einen Wert zwischen 1,5 und 1,8 Mrd € deutlich verbessern (Vorjahr: 796 Mio €). Bei weiteren Auszahlungen für Restrukturierungen und Beibehaltung der derzeit hohen Investitionsausgaben in die Zukunftsthemen von thyssenkrupp wird für den Free Cashflow vor M&A eine signifikante Steigerung in den Bereich eines ausgeglichenen Wertes prognostiziert (Vorjahr: -1,3 Mrd €).
Für den Jahresüberschuss rechnet die Gruppe mit einem Wert von mindestens 1 Mrd € (Vorjahr -25 Mio €).
[1] Falls nicht anders angegeben, beziehen sich alle Kennzahlen auf die fortgeführten Aktivitäten, d.h. ohne das Ende Juli 2020 verkaufte Aufzuggeschäft und einzelne Einheiten aus Corporate Headquarters.
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