15.05.2025 05:00
thyssenkrupp treibt die Transformation weiter voran und bleibt bei der Geschäftsentwicklung im 2. Quartal 2024/2025 in einem herausfordernden Umfeld auf Kurs
Auftragseingang, Umsatz und Bereinigtes EBIT marktbedingt unter Vorjahresniveau
Ergebnis nach Steuern positiv und über Vorjahr
Free Cashflow vor M&A durch geplante Auszahlungen bei Marine Systems rückläufig
Letzte ausstehende Anleihe getilgt: Konzern nahezu frei von Bank- und Kapitalmarktschulden
Performance-Programm APEX mit positiven Ergebniseffekten
Bestätigung der Gesamtjahresprognose
Schwache Märkte und hohe makroökonomische Unsicherheiten in den meisten Kundengruppen und Regionen haben die Entwicklung im 2. Quartal 2024/2025 von thyssenkrupp erwartungsgemäß beeinflusst. Der Auftragseingang belief sich auf 8,1 Mrd € (Vorjahr: 8,6 Mrd €). Der Konzernumsatz lag aufgrund rückläufiger Preis- und Nachfrageeffekte bei 8,6 Mrd € (Vorjahr: 9,1 Mrd €). Das Bereinigte EBIT war mit 19 Mio € weiterhin positiv (Vorjahr: 184 Mio €). Unterstützend wirkten hier Effekte aus dem Performanceprogramm APEX 2.0. Der Free Cashflow vor M&A betrug ‑569 Mio € (Vorjahr: ‑197 Mio €), was vorrangig auf planmäßig erfolgte Auszahlungen bei Marine Systems zurückzuführen ist. Mit Blick auf das Gesamtjahr hat thyssenkrupp seine Prognose bestätigt.
„Das Geschäftsjahr 2024/2025 entwickelt sich für thyssenkrupp so, wie wir es prognostiziert haben: strategisch als ein Jahr der Entscheidungen, finanziell als Übergangsjahr“, sagt Miguel López, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG. „Beim Portfolio kommen wir gut voran: Die Vorbereitungen für die Verselbstständigung unseres Marine-Geschäfts laufen auf Hochtouren. Steel Europe arbeitet entschlossen an der geplanten Neuaufstellung des Geschäfts. In allen Segmenten setzen wir die Maßnahmen unseres Performancesteigerungsprogramms APEX konsequent um. Operativ spiegelt sich dagegen das anhaltend schwierige Marktumfeld in unseren Zahlen des zweiten Quartals wider. Für das zweite Halbjahr erwarten wir ein stabileres Marktumfeld sowie positive Effekte aus unseren eingeleiteten Maßnahmen, so dass wir unsere Gesamtjahresprognose bestätigen.“
Entwicklung thyssenkrupp Konzern und Segmente im 2. Quartal 2024/2025
Der Auftragseingang des Konzerns lag bei 8,1 Mrd € gegenüber 8,6 Mrd € im Vorjahr. Das Segment Marine Systems verzeichnete ein Auftragsplus, das vor allem durch Auftragseingänge im Bereich Überwasser und Service getrieben wurde. Auch das Segment Decarbon Technologies lag – bereinigt um den Verkauf der Tochter thyssenkrupp Industries India – über dem Vorjahresniveau. Hier haben insbesondere deutliche Zuwächse im Hochdruckbereich des Chemieanlagenbaus sowie ein Anstieg bei thyssenkrupp nucera zur positiven Entwicklung beigetragen. Im Segment Automotive Technology setzte sich die rückläufige Kundennachfrage fort. Bei den Bereichen Steel Europe und Materials Services haben sich weiterhin nachfrage- und preisbedingte Rückgänge bemerkbar gemacht.
Der Konzernumsatz lag mit 8,6 Mrd € unter Vorjahr (9,1 Mrd €). Ursächlich hierfür waren eine geringere Nachfrage in den Segmenten Automotive Technology, Materials Services und Steel Europe sowie niedrigere Preise bei Materials Services und Steel Europe. Das Segment Decarbon Technologies erzielte – bereinigt um den Verkauf der Tochter thyssenkrupp Industries India – ein Umsatzplus. Wesentlich hierfür war der Anstieg im Bereich Wasserelektrolyse, sowie im Wind- und Service-Geschäft. Im Segment Marine Systems lag der Umsatz auf Vorjahresniveau.
Das Bereinigte EBIT des Konzerns betrug 19 Mio €. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr (184 Mio €) resultierte insbesondere aus dem schwächeren Erlös- und Versandniveau sowie einer geringeren Produktionsauslastung aufgrund geplanter Umbaustillstände im Segment Steel Europe. Auch in den Bereichen Automotive Technology und Materials Services machte sich die schwierige Marktsituation bemerkbar. Die Segmente Decarbon Technologies und Marine Systems steigerten ihren Ergebnisbeitrag im Vergleich zum Vorjahr. Positive Effekte aus dem Effizienzsteigerungsprogramm APEX wirkten sich in allen Segmenten unterstützend auf das Ergebnis aus. Im Bereich Corporate Headquarters wirkten sich erhöhte Rückstellungen für Langfristvergütungen aufgrund der positiven Aktienkursentwicklung seit Jahresanfang negativ auf das Ergebnis aus.
Der Free Cashflow vor M&A lag bei -569 Mio € und damit wie erwartet unter dem Niveau des Vorjahresquartals (-197 Mio €). Vorrangig ist dies auf planmäßig erfolgte Auszahlungen bei Marine Systems zurückzuführen, wovon 160 Mio € auf fällige Umsatzsteuerzahlungen auf die im 1. Quartal 2024/2025 erhaltene Anzahlung von 1 Mrd € entfielen (im 1. Halbjahr
2024/2025 lag der Free Cashflow vor M&A inkl. der korrespondierenden Anzahlung deutlich über Vorjahr).
Das Netto-Finanzguthaben lag bei 4,0 Mrd € (31.12.2024: 4,3 Mrd €). Darin enthalten ist auch der Erlös aus dem Ende Januar 2025 vollzogenen Verkauf von thyssenkrupp Electrical Steel India in Höhe von netto rund 400 Mio €. Im Februar 2025 hat thyssenkrupp die letzte Anleihe über 0,6 Mrd € zurückgezahlt. Der Konzern verfügt mit flüssigen Mitteln und freien zugesagten Kreditlinien von insgesamt 5,9 Mrd € weiterhin über eine sehr gute Liquiditätssituation.
„Mit der Rückzahlung der letzten ausstehenden Anleihe ist thyssenkrupp nun weitgehend frei von Bank- und Kapitalmarktschulden. Das ist ein wichtiger Meilenstein bei der finanziellen Gesundung des einst hochverschuldeten Konzerns“, sagt Jens Schulte, Finanzvorstand der thyssenkrupp AG. „Unser Fokus bleibt unverändert die Steigerung der operativen Leistungsfähigkeit der Geschäfte, so dass jedes Segment für sich die notwendigen Zukunftsinvestitionen aus eigener Kraft stemmen kann. Die Zahlen zum zweiten Quartal zeigen, dass hierzu weitere Anstrengungen insbesondere bei Steel Europe nötig sind.“
Der Periodenüberschuss stieg auf 167 Mio € (Vorjahr: -72 Mio €). Die deutliche Verbesserung wird wesentlich gestützt durch die Veräußerung von thyssenkrupp Electrical Steel India und dem daraus resultierenden Nachsteuergewinn in Höhe von rund 270 Mio € (Entkonsolidierungsgewinn 321 Mio €) und einer Zuschreibung von 105 Mio € auf die Elevator-Beteiligung. Gegenläufig wirkten Wertminderungsaufwendungen bei Steel Europe in Höhe von rund 90 Mio €. Ursächlich dafür sind die eingetrübte Konjunkturlage, die anhaltend hohen Energiekosten und geplante Investitionen in die Dekarbonisierung des Geschäfts. Das Netto-Ergebnis nach Abzug der Minderheitenanteile lag bei 155 Mio € (Vorjahr: -78 Mio €); das Ergebnis je Aktie betrug 0,25 € (Vorjahr: -0,13 €).
Das Eigenkapital ist entsprechend auf 10,6 Mrd € gestiegen (Stand 31.12.2024: 10,4 Mrd €). Die Eigenkapitalquote weist weiterhin einen komfortablen Wert von knapp 37 Prozent auf.
Strategische Entwicklung in den Segmenten im 2. Quartal 2024/2025
Automotive Technology reagiert auf das anhaltend schwierige Marktumfeld mit einem globalen Effizienzprogramm. Geplant sind unter anderem ein Einstellungsstopp, ein optimiertes Bestandsmanagement zur Reduzierung des gebundenen Kapitals (Net Working Capital) und Anpassungen bei indirekten Personalkosten. Ziel ist es, die Kosten um mehr als 150 Mio € zu senken – u. a. auch durch den angekündigten Abbau von rund 1.800 Stellen. Im Fokus bleiben weiterhin Portfolioanpassungen und Restrukturierungen innerhalb der Geschäfte. Bei Federn & Stabilisatoren wurde der sukzessive Rückbau des Produktionsstandorts Hagen beschlossen. Gleichzeitig werden die Verkaufsverhandlungen fortgeführt. Automotive Body Solutions, Spezialist für Karosseriebau, wird strukturell neu ausgerichtet, um die Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität zu verbessern. Beim italienischen Tochterunternehmen Berco, einem Hersteller von Kettenfahrwerkskomponenten für Baumaschinen, wurden gezielte Maßnahmen zur Steigerung der Profitabilität eingeleitet. Trotz der notwendigen Maßnahmen investiert das Segment weiterhin gezielt in auftragsbezogene Projekte, beispielsweise in elektrisch unterstützte Lenksysteme im Bereich Steering sowie in die Produktion von Rotor- und Nockenwellen bei Dynamic Components.
Decarbon Technologies treibt die Transformation seiner Geschäftsmodelle hin zu modularisierten und standardisierten Produkten weiter voran. Die Geschäftseinheit Uhde entwickelt intelligente und effiziente Anlagenkonzepte, die den CO2-Fußabdruck der Chemieindustrie verringern. So hat Uhde einen wegweisenden Auftrag zum Bau einer der größten Salpetersäureanlagen in Indien gewonnen, die mit der EnviNOx®-Technologie zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen ausgestattet wird. Für MOPCO, den größten Stickstoffdünger-Produktionskomplex und langjährigen Partner in Ägypten, liefert Uhde innovative Lösungen zur Kohlenstoffabscheidung und emissionsarme Ammoniakproduktion für jeweils drei bestehende Ammoniak- und Harnstoffanlagen. Zudem wurde die Geschäftseinheit von Elyse Energy (Frankreich) mit einem Biomasse-zu-SAF (Sustainable-Aviation-Fuel) Projekt beauftragt. Die PRENFLO®-Feststoffvergasungstechnologie wird dabei zur nachhaltigen Produktion von Flugkraftstoff eingesetzt.
Materials Services stärkt weiterhin seine Geschäftsfelder mit einem hohen Anteil an Servicegeschäft und Materialdienstleistungen. So hat das Segment sein Portfolio an Metall- und Kunststoff-Servicezentren mit einem neuen Werk in Santa Teresa, New Mexico, erweitert. Damit baut Materials Services seine Marktposition im hochattraktiven nordamerikanischen Markt weiter aus. Auch im Bereich Nachhaltigkeit erweitert Materials Services das Angebot, um der steigenden Nachfrage nach klimafreundlicheren Materialien gerecht zu werden. Im Rahmen einer Kooperation mit Hydnum Steel wird thyssenkrupp Materials Services über einen Zeitraum von zunächst sieben Jahren CO2-reduzierten Flachstahl beziehen.
Steel Europe treibt auf Basis des vorliegenden industriellen Zukunftskonzepts seine Neuausrichtung weiter voran. Anfang Mai haben IG Metall und thyssenkrupp Steel eine Grundsatzvereinbarung für die dazu notwendige Restrukturierung des Unternehmens erzielt. Der weitere Verhandlungsprozess soll bis zum Sommer 2025 in einen Tarifvertrag münden. Ende Januar wurde bereits der Verkauf des Elektrobandgeschäfts in Indien an ein indisch-japanisches Käuferkonsortium erfolgreich abgeschlossen. Beim Bau der Direktreduktionsanlage in Duisburg wurden die Rückbauarbeiten und Vorbereitungen des Baufelds abgeschlossen. Zudem wurde der angrenzende Hafenkai ertüchtigt und mit der Errichtung von drei Schalthäusern begonnen. Ein weiterer wesentlicher Schritt zur zukunftsfähigen Aufstellung von thyssenkrupp Steel ist die Aufhebung der wirtschaftlichen Verbindung zu den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM). Anfang April 2025 hat die thyssenkrupp Steel AG mit der Kündigung des Liefervertrages mit HKM die Umsetzung dieses Schrittes eingeleitet. Die Abnahmeverpflichtung von rund 2,5 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr durch thyssenkrupp Steel Europe läuft damit spätestens zum 31. Dezember 2032 aus. Unabhängig von der Kündigung des Liefervertrages bleibt ein Verkauf der Unternehmensanteile an den HKM weiterhin die bevorzugte Option.
Marine Systems verfügt über ausgezeichnete Perspektiven auf den relevanten Märkten. Mit den Auftragseingängen des laufenden Geschäftsjahres und nach der Modernisierung der Werft am Standort Kiel liegt der Fokus nun darauf, den neu erworbenen Standort Wismar auf die Anforderungen des Produktportfolios von Marine Systems umzustellen. Die für die kommenden Jahre erwartete steigende Nachfrage in den Kerngeschäften von Marine Systems und die langfristigen geostrategischen Entwicklungen bieten dem Unternehmen zusätzliche Wachstumschancen. Diese sollen durch eine eigenständige Aufstellung bestmöglich genutzt werden. thyssenkrupp bereitet daher die Abspaltung eines Minderheitsanteils von Marine Systems an die Aktionäre der thyssenkrupp AG vor. Die neue Holding-Gesellschaft der thyssenkrupp Marine Systems, an der die Aktionäre der thyssenkrupp AG im Zuge der Abspaltung minderheitlich beteiligt sein werden, soll an der Frankfurter Wertpapierbörse zum Börsenhandel zugelassen werden. Die Abspaltung könnte innerhalb des Kalenderjahres erfolgen.
Prognose für das Geschäftsjahr 2024/2025
thyssenkrupp geht weiterhin von einem anhaltend herausfordernden, gleichwohl gegenüber dem 1. Halbjahr verbesserten Marktumfeld aus, das jedoch weiterhin durch Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft geprägt ist. Vor diesem Hintergrund formuliert der Konzern seine Erwartungen für die Kernsteuerungsgrößen bewusst mit entsprechenden Spannen. Die im 1. Quartal 2024/2025 gegebene Prognose wird beibehalten:
Für das Geschäftsjahr 2024/2025 geht der Konzern beim Umsatz weiterhin von einer Entwicklung gegenüber dem Vorjahreswert zwischen -3 bis 0 Prozent aus. Das Bereinigte EBIT wird in einer Bandbreite von 600 Mio € und 1 Mrd € erwartet. Der Free Cashflow vor M&A wird voraussichtlich zwischen 0 € und 300 Mio € liegen. Für den Jahresüberschuss geht thyssenkrupp weiterhin von einer Rückkehr in die Gewinnzone mit einer Verbesserung auf einen Wert zwischen 100 Mio € und 500 Mio € aus.