May 15, 2024 5:00 AM
thyssenkrupp erzielt wichtige Fortschritte bei der Transformation und setzt in einem herausfordernden Umfeld seine solide Geschäftsentwicklung im 2. Quartal 2023/2024 erwartungsgemäß fort
Auftragseingang und Umsatz aufgrund von rückläufigen Markteffekten erwartungsgemäß unter Vorjahr
Bereinigtes EBIT im Rahmen der Erwartungen, aufgrund von positiven Einmaleffekten im Vorjahr rückläufig
Free Cashflow vor M&A über Vorjahr, jedoch saisonalbedingt weiterhin negativ
Fortschritte im Transformationsprozess: Verselbstständigungen der Stahlsparte und des Marinegeschäfts vorangetrieben; Transformation des Werkstoffhandels in Deutschland eingeleitet; Performance-Programm „APEX“ mit weiteren positiven Ergebniseffekten
Gesamtjahresprognose für Bereinigtes EBIT und Free Cashflow vor M&A bestätigt
CEO Miguel López: „thyssenkrupp hat sich im 2. Quartal planmäßig entwickelt. Bei der strategischen Neuausrichtung des Konzerns haben wir wichtige Fortschritte erzielt, insbesondere im Stahlbereich.“
thyssenkrupp treibt seine strategische Neuausrichtung mit Tempo voran und hat sich im 2. Quartal des laufenden Geschäftsjahres in einem anhaltend herausfordernden Umfeld operativ robust und im Rahmen der Erwartungen entwickelt. Auftragseingang und Umsatz lagen mit 8,6 Mrd € und 9,1 Mrd € erwartungsgemäß unter Vorjahr (10,2 Mrd € bzw. 10,1 Mrd €). Dies ist vor allem auf Konjunktureffekte mit preis- und nachfragebedingten Rückgängen bei Materials Services und Steel Europe zurückzuführen. Das Bereinigte EBIT betrug 184 Mio €. Ursächlich für die Verringerung gegenüber Vorjahr (205 Mio €) war insbesondere der Wegfall von positiven Einmaleffekten bei Automotive Technology. Ohne Berücksichtigung dieser positiven Einmaleffekte im Vorjahr verzeichnete das Bereinigte EBIT einen Anstieg. Dazu haben Ergebnissteigerungen bei Steel Europe und Marine Systems beigetragen. Zudem wirkten die eingeleiteten Effizienzsteigerungsmaßnahmen im Rahmen von „APEX“ positiv auf das Ergebnis. Seine Prognose für das Bereinigte EBIT und den Free Cashflow vor M&A im Geschäftsjahr 2023/2024 hat der Konzern bestätigt.
Miguel López, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG: „thyssenkrupp hat sich im 2. Quartal planmäßig entwickelt – und das in einem sich weiterhin eintrübenden Marktumfeld. Bei der strategischen Neuausrichtung des Konzerns haben wir wichtige Fortschritte erzielt, insbesondere im Stahlbereich: Wir haben eine Vereinbarung zur Beteiligung der EP Corporate Group am Stahlgeschäft unterzeichnet und Steel Europe entwickelt derzeit ein Konzept zur Neuaufstellung des Segments. Unser Werkstoffhandel durchläuft ebenfalls einen umfassenden Transformationsprozess. Zudem schreiten wir bei der Verselbstständigung von Marine Systems voran und setzen innovative Projekte zur Dekarbonisierung um, etwa den Einsatz unserer ‚pure oxyfuel‘-Technologie im Zementwerk von Holcim im norddeutschen Lägerdorf. Sie sehen: Wir lassen bei unserer Transformation nicht locker – wir setzen um.“
thyssenkrupp setzt seinen strategischen Umbau konsequent fort:
Auf dem Weg der Verselbstständigung von Steel Europe hat der Vorstand des Segments erste konzeptionelle Grundzüge einer geplanten Neuausrichtung vorgestellt, die zurzeit konkretisiert und anschließend in den zuständigen Gremien des Stahlbereichs – insbesondere dem Aufsichtsrat Steel Europe und den Arbeitnehmervertretungen – beraten werden. Im März dieses Jahres haben die Arbeiten für den Bau der ersten wasserstofffähigen Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg begonnen. Dieser wird weiter wie geplant umgesetzt, mit Unterstützung durch die dafür von Bund und Land freigegebenen Fördermittel.
Zudem haben sich die thyssenkrupp AG und die EP Corporate Group (EPCG) Ende April auf eine Beteiligung von EPCG am Stahlgeschäft in Höhe von 20 Prozent geeinigt. Der Einstieg von EPCG vereinigt das führende Werkstoff-Knowhow von Steel Europe mit der Energieexpertise von EPCG. EPCG wird seine Kompetenzen als Energiehändler, -versorger und -lieferant in die strategische Partnerschaft einbringen, um eine ausreichende Versorgung mit Energie in Form von Wasserstoff, Grünstrom sowie der Bereitstellung von anderen Energierohstoffen zu ermöglichen. Auch im Projektmanagement und bei der Umsetzung von Großprojekten der grünen Transformation können sich sinnvolle Schnittstellen der beiden Unternehmen ergeben.
Darüber hinaus sprechen die Parteien bereits jetzt über den Erwerb weiterer 30 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft durch die EPCG. Ziel ist die Bildung eines gleichberechtigten 50/50-Joint Ventures. Auf die bestehenden betrieblichen und tariflichen Vereinbarungen von Steel Europe hat die angestrebte Erweiterung des Gesellschafterkreises keinen Einfluss.
Die strategische Partnerschaft ist ein historischer und bedeutender Schritt zur Sicherstellung einer widerstandsfähigen und klimafreundlichen Stahlproduktion bei Steel Europe – und damit auch ein wesentlicher Beitrag zur Zukunftssicherung der Stahlindustrie in Deutschland. Den Einstieg in die Dekarbonisierung der Stahlproduktion hat thyssenkrupp bereits gemacht.
Das Werkstoffhandelsgeschäft hat eine grundlegende strukturelle Transformation des Geschäftsmodells von thyssenkrupp Schulte eingeleitet, um die Marktposition des Unternehmens im lagerhaltenden Materialhandel in Deutschland zu festigen und weiter auszubauen. Die Transformation zielt darauf ab, das Geschäftsmodell noch konsequenter an den sich stetig wandelnden Kundenbedürfnissen mit Fokus auf werkstoffnahen Dienstleistungen auszurichten.
Auch bei der geplante Verselbstständigung des Marinegeschäfts gibt es Fortschritte: thyssenkrupp und die Investmentgesellschaft Carlyle verständigten sich darauf, in eine vertiefende Prüfung und Bewertung (Due Diligence) der Marinesparte von thyssenkrupp einzusteigen. Gegenstand dieser Bewertung ist ein möglicher Teilverkauf von thyssenkrupp Marine Systems an Carlyle. Parallel werden weiterhin auch weitere Möglichkeiten der Verselbstständigung am Kapitalmarkt sondiert. Zeitgleich laufen Gespräche mit der Bundesregierung zur Beteiligung des Staates am Marinegeschäft von thyssenkrupp.
Darüber hinaus hat thyssenkrupp den Einsatz seiner innovativen Technologien im Bereich Dekarbonisierung weiter vorangetrieben: thyssenkrupp nucera ist zum bevorzugten Lieferanten des spanischen Energieunternehmens Cepsa für eine 300-Megawatt-Elektrolyseanlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff ausgewählt worden. Das Projekt ist Bestandteil des Green Hydrogen Valley in Andalusien. Dort entsteht derzeit eines der größten Zentren zur Produktion von grünem Wasserstoff in Europa. thyssenkrupp Polysius liefert für eines der ersten CO2-neutralen Zementwerke weltweit in Lägerdorf (Schleswig-Holstein) die zentrale „pure oxyfuel“-Technologie, mit der sich nahezu 100 Prozent der CO2-Emissionen bei der Zementklinkerproduktion abfangen lassen. Im Rahmen eines weiteren Projekts hat thyssenkrupp Uhde einen Vertrag über eine Konzeptstudie für eine emissionsreduzierte Düngemittelanlage in Kanada abgeschlossen.
Mit dem Verkauf der 55-prozentigen Beteiligung der thyssenkrupp Industries India (Segment Decarbon Technologies) an ein Konsortium aus bisherigen Mitgesellschaftern wurde zudem Anfang Mai 2024 die strategische Portfoliobereinigung im Mining-Geschäft von thyssenkrupp abgeschlossen.
Miguel López, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG: „Mit der eingeleiteten Transformation stellen wir unsere Geschäfte zukunftsfähig und erfolgreich auf – an ihr führt kein Weg vorbei. Zudem sichern wir nur so langfristig Beschäftigung.“
Geschäftsentwicklung in den Segmenten im 2. Quartal 2023/2024
Bei Automotive Technology lagen sowohl Auftragseingang als auch Umsatz bei jeweils 1,9 Mrd € (Vorjahr: jeweils 2,0 Mrd €). Das Bereinigte EBIT des Segments betrug 49 Mio € (Vorjahr: 108 Mio €). Gegenüber dem durch positive Einmaleffekte begünstigten Vorjahr verzeichnete das Segment rückläufige Absatzzahlen. Entlastungen bei Material- und Transportkosten wirkten positiv auf das Ergebnis. Auch die unter „APEX“ gebündelten Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und die Verhandlungen neuer Preiskonditionen hatten einen positiven Effekt.
Decarbon Technologies verzeichnete im 2. Quartal des Geschäftsjahres 2023/2024 einen Auftragseingang von insgesamt 0,7 Mrd € (Vorjahr: 1,0 Mrd €). Das Segment steigerte den Umsatz um 9 Prozent auf 0,9 Mrd €. Das Bereinigte EBIT lag bei 15 Mio € (Vorjahr: 49 Mio €). Bis auf Uhde verzeichneten alle Geschäftseinheiten erwartungsgemäß Rückgänge im Ergebnis gegenüber dem Vorjahr. Durch Effizienzsteigerungsmaßnahmen u.a. im Bereich Personal und Produktion sowie Einkaufsoptimierungen im Rahmen von „APEX“ hat das Segment sein Ergebnis gestützt. Nachfragerückgänge bei Windenergie und dem Anwendungsbereich Baumaschinen in China führten bei Rothe Erde zu einem insgesamt niedrigeren Auftragseingang und Umsatz. Der Preisdruck im Bereich Windenergie hat zudem für ein rückläufiges Ergebnis gesorgt. Bei temporär niedrigerem Auftragseingang konnte Uhde seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahresniveau steigern. Auch das Bereinigte EBIT lag deutlich über dem Vorjahr. Bei Polysius sank der Auftragseingang im Rahmen der üblichen Volatilität zwischen den Quartalen; der Umsatz hingegen wurde gesteigert.
Das Ergebnis lag unter dem Vorjahresniveau, das allerdings von einem positiven Einmaleffekt geprägt war. thyssenkrupp nucera ist weiterhin auf Wachstumskurs und hat seinen Umsatz gesteigert. Der Auftragseingang fiel gegenüber dem Vorjahr temporär niedriger aus, was auf das hohe Einzelprojektvolumen im Vorjahr zurückzuführen ist. Durch die erhöhten Vorlaufkosten für den Ausbau des Geschäfts war das Ergebnis negativ.
Bei insgesamt sinkendem Absatz und niedrigeren Preisen verbuchte Materials Services in einem insbesondere in Europa konjunkturell schwachen Umfeld einen Auftragseingang von 3,3 Mrd € und einen Umsatz von 3,2 Mrd € (Vorjahr: jeweils 3,9 Mrd €). Diese rückläufige Entwicklung zeigte sich insbesondere beim lagerführenden Werkstoffhandel und im Streckengeschäft und führte auch dazu, dass das Segment mit 69 Mio € ein gegenüber dem Vorjahr niedrigeres Ergebnis erzielte (Vorjahr: 85 Mio €). Die unter „APEX“ gebündelten fortlaufenden Effizienzmaßnahmen wirkten sich positiv auf das Ergebnis aus. Dazu gehörten unter anderem die Reduzierung der Energiekosten, weitere Netzwerkoptimierungen und verbesserte Konditionen mit einem Großkunden im Geschäftsfeld Aerospace.
Aufgrund der schwachen Konjunktur und strukturellen Veränderungen wie den im internationalen Wettbewerbsvergleich hohen Energiekosten und einem steigenden Importdruck ist die europäische Stahlindustrie mit einem sehr herausfordernden Umfeld konfrontiert. Diese Entwicklung macht sich bei Steel Europe bemerkbar: Sowohl Auftragseingang als auch Umsatz lagen mit jeweils 2,9 Mrd € (Vorjahr: 3,7 Mrd € bzw. 3,3 Mrd €) unter Vorjahr. Hierzu trugen sowohl stark rückläufige Preise als auch Mengenrückgänge bei. Das Segment hat das Bereinigte EBIT mit 68 Mio € deutlich gegenüber dem Vorjahreswert von ‑14 Mio € gesteigert. Die im Vergleich zum Vorjahresquartal niedrigeren Rohstoff- und Energiekosten sowie geringere Abschreibungen infolge der signifikanten Wertberichtigungen im Geschäftsjahr 2022/2023 konnten die negativen Markteffekte überkompensieren. Das Ergebnis wurde von „APEX“-Maßnahmen gestützt wie beispielsweise Effizienzsteigerungen in Produktion, Energie und Logistik. Hinzu kamen weitere Kostenverbesserungen und Einkaufserfolge.
Marine Systems hat sowohl den Auftragseingang mit 140 Mio € (Vorjahr: 135 Mio €) als auch den Umsatz mit 532 Mio € (Vorjahr: 497 Mio €) gesteigert. Aufgrund der positiven Projektentwicklung im Über- und Unterwasserbereich setzte sich die stabile Umsatzentwicklung weiter fort. Das spiegelt sich auch im Bereinigten EBIT wider, das mit 25 Mio € deutlich über dem Vorjahr (14 Mio €) lag. Die „APEX“-Maßnahmen, unter anderem in den Bereichen Material, Personal und Vermögenswerte, trugen positiv zum Ergebnis bei.
Das Bereinigte EBIT von Corporate Headquarters lag bei -40 Mio € (Vorjahr: -41 Mio €).
2. Quartal 2023/2024: Kennzahlen thyssenkrupp Konzern
Bei einem operativ positiven Ergebnis führten insbesondere konjunktur- und damit nachfragebedingte Wertberichtigungen im Anlagevermögen bei Materials Services sowie negative Effekte aus der Marktbewertung der CO2-Termingeschäfte bei Steel Europe dazu, dass thyssenkrupp unter dem Strich im 2. Quartal 2023/2024 einen Periodenfehlbetrag von ‑72 Mio € ausweist (Vorjahr: -203 Mio €). Nach Abzug der Minderheitenanteile lag das Netto-Ergebnis bei -78 Mio € (Vorjahr: -223 Mio €); das Ergebnis je Aktie betrug -0,13 € (Vorjahr:
-0,36 €).
Das Eigenkapital blieb gegenüber dem 31. Dezember 2023 mit 11,6 Mrd € konstant. Die Eigenkapitalquote liegt weiterhin bei einem komfortablen Wert von 38 Prozent.
Der Free Cashflow vor M&A hat sich u.a. durch die geringere Mittelbindung im Nettoumlaufvermögen im Vergleich zum Vorjahr (+20 Mio €) verbessert, war aber mit - 197 Mio € erwartungsgemäß weiterhin negativ. Entsprechend verringerte sich das Netto-Finanzguthaben der Gruppe per 31. März 2024 auf 3,5 Mrd € (31. Dezember 2023: 3,8 Mrd €). Nach Rückzahlung einer Anleihe Ende Februar 2024 über 1,5 Mrd € verfügt thyssenkrupp mit flüssigen Mitteln und freien zugesagten Kreditlinien von insgesamt 6,2 Mrd € weiterhin über eine sehr gute Liquiditätssituation.
Prognose für das Geschäftsjahr 2023/2024 für zentrale Finanzkennzahlen bestätigt
In einem anhaltend schwierigen Marktumfeld mit geo- und handelspolitischen Konflikten rechnet thyssenkrupp für das laufende Geschäftsjahr mit einer insgesamt herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Zudem erwartet das Unternehmen weiterhin volatile Preisniveaus auf Absatz- und Beschaffungsmärkten wie bei Rohstoffen und Energie. Dies kann zu Schwankungen bei Umsatz- und Ergebnisentwicklungen führen.
Aufgrund von Mengenrückgängen und geringeren Preisen bei Steel Europe und Materials Services erwartet thyssenkrupp für das Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz unter Vorjahresniveau. Zuvor ist der Konzern von einem Wert auf Vorjahresniveau ausgegangen. Für das Bereinigte EBIT erwartet der Konzern weiterhin eine Steigerung auf einen Wert im hohen dreistelligen Mio-€-Bereich (Vorjahr: 703 Mio €). Für den Free Cashflow vor M&A strebt thyssenkrupp nach wie vor einen Wert im niedrigen dreistelligen Mio-€-Bereich an (Vorjahr: 363 Mio €).
Die Wertberichtigungen bei Materials Services und negative Effekte aus CO2-Termingeschäften bei Steel Europe im 2. Quartal waren der Grund dafür, dass das Unternehmen beim Jahresüberschuss nun von einer Steigerung in den Bereich eines negativen Wertes im niedrigen dreistelligen Mio-€-Bereich ausgeht (zuvor: Steigerung in den Bereich eines ausgeglichenen Wertes; Vorjahr: -1.986 Mio €).