Apr 22, 2024 1:00 PM
Startschuss für den Bau eines der ersten CO2-neutralen Zementwerke weltweit – thyssenkrupp liefert innovative „pure oxyfuel“-Technologie und ermöglicht CO2-Abscheidung
Offizieller Spatenstich in Lägerdorf mit Wirtschaftsminister Habeck
Großindustrielle Nutzung der “pure oxyfuel“-Technologie von thyssenkrupp
Jährliche CO2-Abscheidung beträgt rund 1,2 Mio. Tonnen
Inbetriebnahme des neuen Holcim-Werkes im Jahr 2028 geplant
In Lägerdorf in Schleswig-Holstein ist heute der offizielle Startschuss für den Bau eines der ersten CO2-neutralen Zementwerke weltweit erfolgt. Am Spatenstich nahmen Dr. Robert Habeck, Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Daniel Günther, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Thorsten Hahn, CEO Holcim Deutschland, Dr. Cetin Nazikkol, Mitglied des Vorstandes von thyssenkrupp Decarbon Technologies und Andreas X. Müller, Geschäftsleitung Linde Gas Germany, teil. thyssenkrupp liefert für das Leuchtturmprojekt die zentrale „pure oxyfuel“-Technologie, welche die CO2-Abscheidung ermöglicht.
Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck: „Die Zementindustrie steht vor einer besonders großen Herausforderung bei der Dekarbonisierung. Hier in Lägerdorf wird jetzt gezeigt, wie es gehen kann: die Produktion zu dekarbonisieren und eine klimaneutrale Herstellung von Zement und Beton mutig umzusetzen. Dass das Kohlendioxid nicht nur abgeschieden, sondern auch als Rohstoff weiter genutzt werden kann, ist ein Musterbeispiel für die grüne Transformation.“
Daniel Günther, Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein: „Wir geben heute den Startschuss für ein weiteres innovatives deutsches Industrie-Projekt. In Lägerdorf wird im industriellen Maßstab der Prototyp für die Dekarbonisierung der Zementindustrie gebaut. Das zeigt einmal mehr: Die Zukunft ist klimaneutral. Und diese Zukunft beginnt bei uns in Schleswig-Holstein, dem Energiewende-Land Nummer eins.“
Dr. Cetin Nazikkol, Strategievorstand bei thyssenkrupp Decarbon Technologies: „Zement ist ein unverzichtbarer Baustoff. Die Zementproduktion ist jedoch für rund sieben Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Eine Umstellung auf klimafreundliche Verfahren ist somit essentiell. Mit der CO2-Anreicherung durch die von uns entwickelte „pure oxyfuel“-Technologie helfen wir unseren Kunden, das im Produktionsprozess entstehende CO2 nahezu vollständig abzuscheiden und damit einer nachhaltigen Weiterverwendung zuzuführen.
Bei einer weltweiten jährlichen Zementproduktion von mehr als vier Milliarden Tonnen, sehen wir für unsere innovative Technologie ein enormes Wachstumspotenzial.“ In rund einem Drittel aller Zementwerke weltweit ist Equipment von thyssenkrupp Decarbon Technologies verbaut bzw. werden Services erbracht.
Innovatives Verfahren zur CO2-Anreicherung ermöglicht CO2-Abscheidung
Bei der konventionellen Zementherstellung entstehen je produzierter Tonne Zement ca. 830 Kilogramm CO2. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2019 durch die Zementproduktion rund 20 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Das entspricht etwa 17 Prozent der Industrie-Emissionen in Deutschland. Die Emissionen entstehen im Wesentlichen bei der Herstellung des Zementklinkers.
Das Grundprinzip der von thyssenkrupp entwickelten „pure oxyfuel“-Technologie besteht darin, in einer Ofenanlage CO2 aus den Abgasen von Zementfabriken abzutrennen und somit zu verhindern, dass es in die Atmosphäre gelangt. Dafür kommt im Verbrennungsprozess reiner Sauerstoff anstelle der Umgebungsluft zum Einsatz. So lassen sich nahezu 100 Prozent der CO2-Emissionen bei der Zementklinkerproduktion abfangen. Anschließend wird das abgeschiedene Prozessgas zu hochreinem CO2 aufbereitet und kann anschließend als Ausgangstoff in der chemischen Industrie bzw. als Rohstoff in anderen Industrien eingesetzt oder alternativ gespeichert werden. Im neuen Holcim-Werk in Lägerdorf können mit diesem Verfahren jährlich rund 1,2 Mio. Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Das Werk soll im Jahr 2028 in Betrieb genommen werden.
Entwickelt wurde die „pure oxyfuel“-Technologie von thyssenkrupp Polysius, einem von vier Geschäftseinheiten von thyssenkrupp Decarbon Technologies. In diesem Segment bündelt der Konzern Schlüsseltechnologien und Services zur CO2-Reduzierung für Industriekunden. Das Produktportfolio reicht von Komponenten und Systemen für die Windindustrie, über Ammoniak- und Ammoniakcracker-Anlagen bis hin zu großtechnischer Wasserelektrolyse-Technologie und Lösungen zur Dekarbonisierung der Zementindustrie.
Das Segment Decarbon Technologies positioniert sich als Technologieführer für die Energiewende und präsentiert sich mit seinen umfassenden Kompetenzen für die grüne Transformation als „Grünes Industrie-Powerhouse“. Es umfasst die Geschäfte thyssenkrupp rothe erde, thyssenkrupp nucera, thyssenkrupp Uhde und thyssenkrupp Polysius. thyssenkrupp rothe erde ist die weltweite Nr. 1 bei Großwälzlagern der neuesten Generation und macht damit die Energiewende möglich. thyssenkrupp nucera ist einer der weltweit führenden Anbieter von Elektrolyseanlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff. thyssenkrupp Uhde ist einer der weltweiten Technologieführer in der Ammoniak-Kette (einschl. Ammoniak-Cracking), in der künftig zunehmend grün produziert werden wird. thyssenkrupp Polysius ist einer der Wegbereiter für den klimaneutralen Umbau der Zementindustrie durch seine grünen Technologien, wie der patentierten Oxyfuel-Technologie. Die Geschäfte vereinen langjährige Erfahrung, tiefgreifende Expertise im internationalen Anlagenbau, eine umfangreiche installierte Basis und enge Kundenbeziehungen. Im Segment arbeiten rund 15.000 Mitarbeitende, die im Geschäftsjahr 2022/2023 einen Umsatz von rund 3,4 Mrd. Euro erwirtschaftet haben.