Kapitalmarktrelevante Presseinformationen May 12, 2015 7:05 AM
Positive Zwischenbilanz nach den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2014/2015: operative Ziele erreicht / Bereinigtes EBIT zum 1. Halbjahr um 31 Prozent gesteigert / Periodenüberschuss von 88 Mio € / Jahresausblick angehoben
Der Industrie- und Technologiekonzern ThyssenKrupp hat seine operativen Zwischenziele im 2. Quartal und insgesamt im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2014/2015 erreicht sowie die Prognose für das Gesamtjahr präzisiert und angehoben. Im Berichtszeitraum konnten Umsatz, Bereinigtes EBIT und Free Cashflow zum Teil deutlich gesteigert werden. „Unsere Maßnahmen zur Performance-Verbesserung greifen und wir kommen beim Konzernumbau voran. Die weitere Ergebnisverbesserung spiegelt unsere stärkere Leistungsorientierung wider“, sagt ThyssenKrupp Vorstandschef Dr. Heinrich Hiesinger.
In einem unverändert anspruchsvollen gesamtwirtschaftlichen Umfeld erreichte der Auftragseingang im 1. Halbjahr 20,5 Mrd € und lag mit -2 Prozent nur knapp unter dem Vorjahresniveau (Vorjahr 20,8 Mrd €). Ursache für diesen Rückgang ist neben zwischenzeitlich stark gefallenen Stahlpreisen im Wesentlichen ein Großauftrag im Marineschiffbau im 1. Quartal des Vorjahres. Alle anderen Industriegütergeschäfte zeigten gegenüber dem Vorjahr stabile bis deutlich steigende Auftragseingänge. Die Aufzugssparte verzeichnete erneut einen Rekordwert.
Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr um 9 Prozent auf insgesamt 21 Mrd € an (Vorjahr 19,4 Mrd €). Grund hierfür war neben positiven Wechselkurs- und Portfolioeffekten insbesondere das starke organische Wachstum der Industriegütergeschäfte. Auf vergleichbarer Basis betrug der Anstieg 2 Prozent.
Das Bereinigte EBIT der fortgeführten Aktivitäten stieg im 1. Halbjahr deutlich um 31 Prozent auf 722 Mio € (Vorjahr 551 Mio €). Das 2. Quartal hat dazu mit 405 Mio € beigetragen und sich gegenüber dem 1. Quartal um 28 Prozent verbessert. Haupttreiber dieser Verbesserung war die erfolgreiche Umsetzung der Effizienzsteigerungsmaßnahmen. Unterm Strich erwirtschaftete der ThyssenKrupp-Konzern im 1. Halbjahr einen Periodenüberschuss von 88 Mio € (Vorjahr 200 Mio €). Hierin enthalten ist bereits die im Zusammenhang mit der Veräußerung der VDM-Gruppe vorgenommene Buchwertberichtigung, während im Vorjahr noch ein Buchgewinn aus dem Verkauf des Stahlwerks in USA enthalten war. Nach Abzug der Minderheitenanteile lag der Periodenüberschuss bei 98 Mio € (Vorjahr 204 Mio €); das Ergebnis je Aktie betrug 0,17 € (Vorjahr 0,37 €).
Der Free Cashflow vor Desinvestitionen verbesserte sich mit -706 Mio € im 1. Halbjahr um 154 Mio € gegenüber dem Vorjahreswert (Vorjahr -860 Mio. €), blieb jedoch wie erwartet noch deutlich negativ. Gründe hierfür sind unter anderem der temporäre Anstieg des Netto-Umlaufvermögens im 1. Quartal unter anderem infolge des Streiks bei AST in Italien sowie eines Großauftrags im Werkstoffhandel. Das 2. Quartal verbesserte sich gegenüber dem Vorquartal und Vorjahresquartal um rund 600 Mio € und war mit -55 Mio € bereits nahezu ausgeglichen.
Die Netto-Finanzschulden des Gesamtkonzerns erhöhten sich im Berichtshalbjahr um knapp 1 Mrd € auf 4,6 Mrd €. Grund für den Anstieg sind im Wesentlichen der negative Free Cash Flow sowie hohe Währungseffekte.
Vor dem Hintergrund der Fortschritte bei der operativen Leistungsfähigkeit und der sich insgesamt stabilisierenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wurde der Ausblick für die Geschäftsentwicklung im Gesamtjahr 2014/2015 präzisiert und angehoben: Der Vorstand erwartet nun einen deutlichen Anstieg des Bereinigten EBIT auf 1,6 -1,7 Mrd €. Dabei werden bis auf Steel Americas alle Geschäftsbereiche deutlich positive Beiträge erwirtschaften. Bei Steel Americas rechnet ThyssenKrupp aufgrund operativer Fortschritte mindestens mit einer deutlichen Verbesserung in Richtung eines ausgeglichenen EBIT. Der Konzernumsatz soll auf vergleichbarer Basis im einstelligen Prozentbereich wachsen. Für den Jahresüberschuss erwartet der Vorstand ebenfalls eine deutliche Verbesserung (Vorjahr 195 Mio €). Deutliche Fortschritte soll es auch bei der Cash-Generierung aus operativer Leistung geben: Es wird ein mindestens ausgeglichener Free Cashflow vor Desinvestitionen erwartet.
Entwicklung in den Business Areas im 1. Halbjahr 2014/2015
Die Industriegütergeschäfte trugen insgesamt 697 Mio € zum Bereinigten EBIT im 1. Halbjahr bei, die Werkstoffgeschäfte leisteten inklusive Steel Americas und trotz des Streiks im 1. Quartal in Italien mit 223 Mio € insgesamt einen deutlich positiven Beitrag.
Components Technology konnte die gute Geschäftsentwicklung im 2. Quartal fortsetzen und profitierte neben positiven Effekten aus der Währungsumrechnung vom Serienhochlauf neuer Produkte, dem Hochlauf neuer Werke sowie einer erhöhten Nachfrage bei der Montage von Achsmodulen. Auftragseingang und Umsatz stiegen im 1. Halbjahr auf 3,4 Mrd € bzw. 3,3 Mrd €. Das entspricht einer Steigerung um jeweils 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Vorjahreswerte jeweils 3,0 Mrd €). Auf vergleichbarer Basis legten die Werte um 6 bzw. 5 Prozent zu. Das Bereinigte EBIT lag mit 150 Mio € um 12 Mio € über dem vergleichbaren Vorjahreshalbjahr (Vorjahreswert 138 Mio €). Die gute Geschäftsentwicklung und Effizienzsteigerungen aus den eingeleiteten Performance-Programmen hatten positiven Einfluss auf das Ergebnis.
Elevator Technology hat seinen Rekordkurs fortgesetzt und neue Spitzenwerte bei Auftragseingang und Auftragsbestand erreicht. Auftragseingang und Umsatz konnten sowohl im 1. Halbjahr als auch im 2. Quartal gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum zweistellige Zuwachsraten erzielen. Der Auftragseingang wird im Wesentlichen von positiven Wechselkurseffekten und einer gestiegenen Nachfrage im Neuanlagengeschäft speziell in den USA getragen und erzielte im 1. Halbjahr einen Anstieg von 11 Prozent auf 3,8 Mrd € (Vorjahr 3,4 Mrd €). Auf vergleichbarer Basis betrug der Anstieg 3 Prozent. Analog entwickelte sich der Umsatz und verzeichnete mit 3,4 Mrd € ein Plus von 12 Prozent (Vorjahreswert 3,0 Mrd €), auf vergleichbarer Basis von 4 Prozent. Die positive Geschäftsentwicklung schlug sich auch in einer Verbesserung des Bereinigten EBIT nieder, das um 16 Prozent auf 346 Mio € stieg (Vorjahr 299 Mio €). Hierzu trug das 2. Quartal, in dem zum zehnten Mal in Folge das Bereinigte EBIT und die Marge gegenüber Vorjahr gesteigert werden konnte, mit 168 Mio € bei.
Industrial Solutions verzeichnete mit einem Auftragseingang von 1,8 Mrd € im 1. Halbjahr erwartungsgemäß ein niedrigeres Geschäftsvolumen zum Vorjahreszeitraum (3,5 Mrd €) – dieser war wesentlich durch Großaufträge bei Marine Systems und Resource Technologies geprägt. Der weiterhin hohe Auftragsbestand von 12,8 Mrd € zum 31. März 2015 sichert eine langfristige Planbarkeit und Auslastung für die nächsten zwei bis drei Jahre. Beim Umsatz konnte Industrial Solutions mit 3,0 Mrd € den Vorjahreswert um 4 Prozent übertreffen (Vorjahreswert 2,9 Mrd €), auf vergleichbarer Basis betrug der Anstieg ebenfalls 4 Prozent. Dazu beigetragen haben Umsatzrealisierungen aus Aufträgen im Bereich Resource Technologies und Systems Engineering. Das Bereinigte EBIT lag mit 201 Mio € im 1. Halbjahr temporär leicht unter dem Vorjahreswert (208 Mio €).
Auftragseingang und Umsatz im 1. Halbjahr stiegen bei Materials Services um 16 bzw. 19 Prozent auf 7,3 bzw. 7,2 Mrd € (Vorjahreswert 6,3 bzw. 6,1 Mrd €). Auf vergleichbarer Basis - insbesondere ohne Berücksichtigung der Einheiten VDM und AST - lagen Auftragseingang und Umsatz 3 Prozent über Vorjahresniveau. Das Bereinigte EBIT lag mit 51 Mio € unter dem Vorjahreswert von 90 Mio €. Neben dem hohen Wettbewerbsdruck und dem weitgehend schwachen Preisniveau war das Ergebnis insbesondere durch den Streik bei AST in Italien im 1. Quartal belastet. Die Business Unit Special Materials mit den Einheiten VDM und AST belastete das Ergebnis insgesamt mit -20 Mio €, wobei beide Einheiten im 2. Quartal einen positiven Beitrag zum Bereinigten Ergebnis leisteten.
Steel Europe verzeichnete im 1. Halbjahr einen im Wesentlichen preisbedingten Rückgang des Geschäftsvolumens. Der anhaltende Preisdruck belastete weiterhin die Geschäftsentwicklung, während sich die Mengensituation nach den temporären Engpässen im 1. Quartal nach dem Jahreswechsel normalisierte. Der Auftragseingang im 2. Quartal übertraf den des 1. Quartals deutlich. Der Auftragseingang im 1. Halbjahr war mit 4,5 Mrd € und der Umsatz mit 4,2 Mrd € um 5 bzw. 4 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum (Vorjahreswert Auftragseingang 4,7 Mrd €, Umsatz 4,4 Mrd €); auf vergleichbarer Basis betrug der Rückgang jeweils 5 Prozent. Die umgesetzten Maßnahmen aus dem Programm „Best-in-Class Reloaded“ wirkten sich deutlich positiv auf das Ergebnis aus. Das Bereinigte EBIT konnte sich im 1. Halbjahr mit 192 Mio € gegenüber dem Vorjahreszeitraum (82 Mio €) mehr als verdoppeln. Hierzu trug das 2. Quartal 113 Mio € bei, was gleichzeitig das höchste Bereinigte EBIT seit 14 Quartalen ist.
Sowohl Auftragseingang mit 0,9 Mrd € als auch Umsatz mit 1,0 Mrd € lagen bei Steel Americas im 1. Halbjahr mit 24 bzw. 11 Prozent unter den Vorjahreswerten (Vorjahreswert Auftragseingang 1,2 Mrd €, Umsatz 1,1 Mrd €). Neben der Veräußerung von ThyssenKrupp Steel USA im Vorjahr spiegelt dies Engpässe in der Produktion wider. Hinzu kam insbesondere im 2. Quartal auch ein hoher Preisdruck. Auf vergleichbarer Basis fielen Auftragseingang um 5 und Umsatz um 9 Prozent geringer als im Vorjahr aus. Das Bereinigte EBIT verbesserte sich weiter in beiden Quartalen gegenüber den Vergleichswerten des Vorjahres und erreichte im 1. Halbjahr -20 Mio € (Vorjahr -46 Mio €). Wesentliche Gründe für diese Verbesserung sind positive Preiseffekte im nordamerikanischen Flachstahlmarkt, gesunkene Rohstoffpreise sowie Effizienzsteigerungsmaßnahmen. Gegenüber dem Vorquartal ging das Bereinigte EBIT insbesondere durch negative Wechselkurseffekte leicht zurück.