Produkte und Lösungen Mar 20, 2007 10:04 AM
China-Säure
Eine der anspruchsvollsten und gleichzeitig wichtigsten Dienstleistungen von ThyssenKrupp Xervon in China ist der so genannte Säurebau. Der Name Xervon ist rund um Shanghai schon fast ein Synonym für diese Spezial-Dienstleistung, die den Bau von Produktions- und Lagerbehältern ebenso wie die Fachplanung und Ausführung von Industriebodenbeschichtungen einschließt. Die verwendeten Spezialmaterialien sind besonders geeignet für Anwendungen, die eine sehr hohe Resistenz gegenüber Chemikalien und mechanischen Beanspruchungen erfordern. Zwei der größten chinesischen Xervon-Kunden im Bereich Säurebau sind die Bayer AG mit ihren Gesellschaften Bayer Technology Services und Bayer Material Science sowie die österreichische Firma AT&S, einer der größten Hersteller für Leiterplatten.
Das AT&S Werk in Shanghai ist eines der modernsten der Welt und wird aufgrund der hohen Nachfrage bereits zum zweiten Mal ausgebaut. Bereits in der ersten Bauprojektphase in den Jahren 2001 und 2002 führten die Industriedienstleister, damals noch als Peiniger International firmierend, für das neue Werk alle Boden- und Chemieschutzbeschichtungen aus - insgesamt etwa 12.000 Quadratmeter ableitfähige Bodenbeschichtungen, 8.000 Quadratmeter Standard-Bodenbeschichtungen und 9.200 Quadratmeter chemisch beständige Vinylesterlaminat-Applikationen. Die Qualität der Arbeiten überzeugte AT&S davon, im Anschluss auch die Wartung der Chemieschutzflächen und diverse Umbauten an Xervon zu vergeben. Im Frühjahr 2006 wurde dann der Auftrag für die Neubauten der zweiten Projektphase erteilt, insgesamt noch einmal 10.750 Quadratmeter Vinylesterlaminat-Applikationen.
Bayer baut in Shanghai Cao Jing ein großes Chemiewerk (Bayer Integrated Site Shanghai) zur Herstellung von Kunststoffen - die größte Auslandsinvestition in der Konzerngeschichte. Bereits seit Beginn der Arbeiten ist Xervon mit diversen Leistungen im Projekt vertreten, wie beispielsweise bei der Makrolon-Anlage, die im September dieses Jahres offiziell eingeweiht wurde. 7.000 Quadratmeter chemisch beständige Plattenverlegungen und 6.000 Quadratmeter chemisch beständige Vinylesterlaminate sorgen hier seitdem für besten Schutz gegen jede Art von Korrosion. Die Beschichtungsspezialisten von Xervon sind bereits am nächsten Projekt involviert: Zwei weitere Anlagen befinden sich in Arbeit, für die mehrere tausend Quadratmeter Säurebau nötig sind. Eine MDI-Anlage mit einer Kapazität von 350.000 Jahrestonnen soll im Jahr 2008 fertig gestellt werden, 2009 folgt eine TDI-Anlage mit einer Jahreskapazität von 160.000 Tonnen. Die Polyurethan-Rohstoffe TDI und MDI werden in der Produktion von Schaumstoffen verwendet und kommen in Produkten wie Matratzen und Sitzpolstern oder in der Wärmedämmung zum Einsatz.
Sowohl AT&S als auch Bayer stellen für chinesische Verhältnisse außergewöhnlich hohe Anforderungen an die Ausführungsqualität. Die Installation von Chemieschutzbeschichtungen und chemisch beständigen Plattenflächen erfordert präzise Planung, Arbeitsvorbereitung und Bauablaufplanung, auf die europäische Kunden höchsten Wert legen. ThyssenKrupp Xervon geht sogar noch einen Schritt weiter und importiert aus Qualitätsgründen außerdem fast alle verarbeiteten Materialien. So werden etwa Verlege- und Verfugungsmörtel sowie chemisch beständige Membranen aus den USA geliefert und aus Deutschland kommen die Vinylesterlaminate namens Asplit und chemisch beständige Keramikplatten.
Bereits die Logistik der Materialanlieferung stellt in China eine besondere Herausforderung dar, da Importe hier äußerst umständlich und schwierig sind. Dazu kommt auch noch Zeitdruck: Das verarbeitete Vinylestermaterial hat nur eine Haltbarkeit von etwa sechs Monaten. Bei einer Lieferzeit von bereits zwei Monaten zur Baustelle und üblichen Verzögerungen im Bauablauf erfordert die Bestellung und Lieferlogistik besondere Aufmerksamkeit. Das Material muss daher in einem kurzen Zeitfenster nach Eintreffen verarbeitet werden. Auf der Bayer-Baustelle engagierte Xervon daher extra einen so genannten "Expat Site Supervisor" aus Australien, um die Arbeiten zu koordinieren. Außergewöhnliche Umstände erfordern eben außergewöhnliche Maßnahmen.
Hintergrundinformationen zum Shanghai Chemical Industry Park:
Mehr als 50 große Chemie-Industrieparks werden derzeit in China gebaut – allein die Hälfte davon liegt in einem Radius von etwa 600 Kilometern rund um Shanghai. Der Shanghai Chemical Industry Park (SCIP), mit einer Fläche von 30 Quadratkilometern, hat dabei eher eine mittlere Größe. Zum Vergleich: BASF Ludwigshafen, einer der größten Chemiekomplexe Europas, besitzt eine Fläche von nur sieben Quadratkilometern. Der SCIP wurde im Jahr 1998 eröffnet und soll 2012 fertig gestellt sein. Als Investitionsvolumen sind rund 15 Milliarden Euro veranschlagt. Neben Bayer oder AT&S sind hier auch Firmen wie Air Liquide, BASF, Degussa oder Mitsubishi-Gas ansässig.