Produkte und Lösungen Jan 24, 2008 3:54 PM
Baustelle an Tower: „Autokran hebt an!“
Seit der Flughafentunnel Tegel vor gut einem Jahr wegen Sanierung gesperrt ist, quälen sich die Berliner im nervigen Stop-and-go-Verkehr über die A111 auf den Kurt-Schumacher-Damm. Die Busse des öffentlichen Nahverkehrs hingegen umgehen das Nadelöhr über die eigens zu diesem Zweck errichtete temporäre Brückenkonstruktion (Lastenklasse 30), die über die Autobahn und Staus hinwegführt.
D-Brücke nennt sich diese Art einer standardisierten Behelfsbrücke, deren Einzelelemente das Bun-desministerium für Verkehr in seinen Lägern bereithält. Das „D“ steht für Dreieck und kennzeichnet das Hauptelement der stählernen Brückenkonstruktion: Dreieckige Tragwerkselemente werden nach dem Baukastenprinzip mit Gurten und Laschen zu einem Tragsystem aus Fachwerkträgern verschraubt. Ergänzt um standardisierte Fahrbahnelemente, Schrammborde, Leitplanken und wahlweise auch Gehwege ergibt das ein „Straßenbrückengerät für temporäre Einsätze verschiedener Art“.
Normalerweise werden solche Behelfsbrücken einfach auf bauseits hergestellte Spundwandkästen oder Betonpfeiler gestellt. Doch in Berlin steht eine teils ein-, teils zweispurige Konstruktion aus 13 Brückenfeldern, die nicht – wie sonst üblich – gerade verläuft, sondern im Bogen (lichte Höhe: gut 5 Meter) über die Autobahn hinwegführt. Das Konzept zur konstruktiven Ausführung des Bogens ent-lehnten die Brückenbauer dem Traggerüstbau. Für die Fahrbahnübergänge fertigte RöRo spezielle Schleppbleche aus Stahl. Die Unterkonstruktion der Brücke entwickelten die Traggerüst-Experten aus Serienteilen ihres Traggerüstprogramms: Abspannungen, Träger, Stützen usw. Hätte ein Stahlbauer den rund 100 Tonnen Stahl schweren Unterbau der Brücke als Sonderanfertigung hergestellt, hätte allein schon der Stahlpreis die Kosten enorm in die Höhe getrieben. So hingegen konnte RöRo der bauausführenden Strabag eine preisgünstige Mietlösung offerieren.
Montage ohne Behinderung
Doch nicht allein der Preis war ausschlaggebend. Letztlich überzeugte das Gesamtkonzept aus technisch optimaler Lösung, Logistik-Kompetenz und der Garantie, die Brückenmontage unter den schwierigen vorgegebenen Bedingungen (keine Behinderung des Flugbetriebs und des Straßenverkehrs) termin- und fachgerecht abzuwickeln. RöRo-Projektleiter Reinhold Simons erzählt: „Rund fünf Wochen lang haben sechs unserer Stahlbaumonteure die Brücke und ihre Unterkonstruktion aufgebaut. Alle verkehrsbehindernden Arbeiten wurden nachts durchgeführt. Tagsüber haben wir den Unterbau montiert, nachts wurden die Brückenelemente angeliefert und in Abstimmung mit dem Flughafentower per Autokran aufgelegt.“ Vorangegangen war natürlich eine ausgefeilte Logistik-Planung, damit die Just-in-time-Lieferung der einzelnen Brückenelemente per-fekt passte.
Aus rund 140 verschiedenen Grundelementen haben die erfahrenen Monteure die Brücke zusammengesetzt und dabei um die 8.000 Verschraubungen erledigt – die Unterkonstruktion nicht mitgerechnet. Jetzt rollen die Busse über die Behelfskonstruktion – noch bis zum Sommer 2008, denn so lange wird die Sanierung des Flughafentunnels voraussichtlich dauern.