50 Jahre Mondlandung: Der nächste große Sprung?
Über 50 Jahre ist es her, seit Neil Armstrong die berühmten Worte aussprach: "That's one small step for a man, but one giant leap for mankind." Mit dieser Einschätzung lag der Astronaut völlig richtig – denn sein Schritt hat Raumfahrtgeschichte geschrieben. Doch was hat sich seither getan? Und wie geht die Reise durch den Weltraum für die Menschheit weiter?
Neil Armstrong war zwar der erste Mensch auf dem Mond – aber nach ihm hat der Himmelskörper noch einige weitere menschliche Besucher kommen und gehen sehen. Nach der erfolgreichen „Apollo 11“-Mission gab es bis 1972 noch fünf weitere Apollo-Missionen, bei denen insgesamt zehn Astronauten ihren Fuß auf die Mondoberfläche gesetzt haben.
Wir haben mit Patrick Marous, CEO von thyssenkrupps Aerospace-Geschäft, über das Thema gesprochen. Schon früh kam der Experte in Berührung mit der sowjetischen und amerikanischen Raumfahrt. Das weckte seine Passion, die er mit in sein Berufsleben genommen hat. Für Ihn liegen die Besonderheiten der Mondlandungen in den technischen Voraussetzungen der damaligen Zeit: „Die ‚Apollo 11‘-Kapsel hatte eine Rechenleistung, die wesentlich geringer ist als das, was heute in einem Auto verbaut ist.“ 50 Jahre später – mit der Technik von heute – haben wir alle Möglichkeiten weiter zu kommen.
Nach der Mondlandung: Leben und Forschen auf der Raumstation „Mir“
Der Mond ist wegen seiner geringen Gravitation für große Sprünge bekannt; genauso große Sprünge ermöglichte die russische Raumstation „Mir“. Sie wurde im Anschluss an die erste Mondlandung errichtet und ermöglichte die ersten Langzeit-Forschungsprojekte und längeren Aufenthalte außerhalb der Erde, die bis zu einem Jahr andauerten. Darüber hinaus hat sie den Weg für die internationale Raumstation „ISS“ bereitet – denn nur durch die MIR konnte die ISS geplant werden. Heute ist die „ISS“ die wichtigste Forschungsstation im Weltraum und seit dem Jahr 2000 permanent mit Astronauten besetzt.
Geburtstag der Mondlandung: NASA verfolgt ambitionierte Ziele
Ab 2022 soll eine neue Raumstation errichtet werden, die unter dem Namen „Lunar Orbital Platform Gateway“ als Raumhafen und Zwischenstation für bemannte Flüge dienen soll. Nur zwei Jahre nach der Eröffnung soll es jährlich bemannte Flüge zum Mond geben. Bis 2028 soll ein festes, bewohnbares Habitat, das „Lunar Surface Asset Deployment“, auf der Mondoberfläche entstehen. Im Rahmen dieser Missionen wird ein Gesteinsbohrer zum Mond gebracht, der seinen hocheffizienten Motor thyssenkrupps Hightech-Elektroband verdankt.
Für Patrick Marous sind diese Vorhaben technisch zwar allesamt realistisch – er bezweifelt jedoch, dass sie in einer so kurzen Zeit ohne internationale Hilfe umzusetzen seien. „Wir wollen ja nicht einfach Leute da hochschicken und dann keinen Plan B oder Plan C haben. Das muss schon alles durchdacht und mehrfach getestet sein.“
Noch größere Sprünge
Bemannte Missionen in den Weltraum sind heute immer auch eine Vorbereitung für zukünftig geplante Mars-Missionen, die ab 2033 von dem neu errichteten Weltraumhafen starten sollen. Missionen, die über die Entfernung zum Mond hinausreichten, waren bisher allesamt unbemannt. Dabei hat Marous schon mit Anfang 20 damit gerechnet, dass noch vor 2020 eine Mars-Landung stattfinden würde. Und genau das wird auch der nächste große Sprung werden.
Das „Flagship-Program“ der NASA schickte 2012 erfolgreich den Mars-Rover „Curiosity“ auf seine große Reise. thyssenkrupp half mit robustem Aluminium und Schmiedeplatten dabei, den Rover sicher auf der Marsoberfläche abzusetzen. Und wer die Bilder dieses Rovers kennt, der weiß auch, warum der Mars so faszinierend ist.
Der Mond war nur ein Schritt: der Mars ruft
Es ist viel passiert in den letzten 50 Jahren, es wurden viele Ergebnisse über das Leben in der Schwerelosigkeit, über Strahlung und andere Widrigkeiten gesammelt, die allesamt verwendet werden, um die nächsten Schritte zu meistern. Schneller ginge das allerdings, wenn die Nationen hier unten auf der Erde ihre Bemühungen bündeln würden, statt alles im Alleingang machen zu wollen. Dazu kommt der häufig unterschätze Faktor Mensch. Laut Marous ist eine Reise zum Mars sowohl „physisch als auch psychisch ein enormes Wagnis.“ Für den Menschen ist das eine extreme Belastung und kann nur von den fittesten angetreten und überstanden werden.
Auch wenn wir noch nicht so weit sind, wie manche sich das gewünscht hätten, gehört Marous zufolge eine extraterrestrische, temporär bewohnbare Präsenz zu den nächsten erforderlichen Schritten. Die darauf folgenden Sprünge wären dann eine bemannte Reise zum Mars, um langfristig auch dort eine permanente Präsenz aufzubauen: „Gefühlt ist uns der Mars sehr sehr nahe.“
Ein unendliches Abenteuer
Die nächsten Sprünge stehen uns mit den geplanten Missionen bevor. Und das wird auch so bleiben, solange es Menschen gibt, die von den unendlichen Weiten magisch angezogen werden, die nach Abenteuern suchen und deren Forscherdrang so groß ist, dass es sie wieder und wieder in den Weltraum zieht. Passend dazu antwortet Marous auf die Frage, was ihn an der Raumfahrt so fasziniere: „Die unendlichen Weiten und die Möglichkeit, dass es da draußen irgendetwas gibt. Die Suche nach etwas Neuem, das Abenteuer, aber auch die Technik. Ein Traum ginge für mich in Erfüllung, wenn ich noch erleben dürften, wie ein Mensch seinen Fuß auf den Mars setzt.“