Produkte und Lösungen 11.09.2001 02:00
Stahl öffnet neue Wege im Karosseriebau
Leichtere Fahrzeuge mit höherer Sicherheit - die aktuellen Forderungen des Automarktes bringen die Entwickler von Werkstoffen und Fertigungstechnologien ins Schwitzen. Althergebrachte Konzepte für Autokomponenten stehen auf dem Prüfstand. Der Wettbewerb von Aluminium und Stahl um die Gunst der Autoproduzenten sorgt für zusätzliche Spannung. Angetrieben von den Vorgaben der Kfz-Branche, unternimmt die Stahlindustrie besonders im Karosseriebau erhebliche Anstrengungen, um ihrem Werkstoff die Spitzenposition im Markt zu sichern. "Tailored Tubes" heißt die neue Zauberformel aus den Entwicklungslabors der Traditionsbranche. Dahinter stecken maßgeschneiderte Hohlprofile, die einen Generationswechsel beim Strukturaufbau von Pkw einleiten.
Mit den Tailored Tubes erhalten die bereits in vielen Pkw-Modellen eingesetzten Tailored Blanks, maßgeschneiderte Platinen unterschiedlicher Stärken und Materialqualitäten, praktisch eine räumliche Dimension. An die Stelle der klassischen Karosserie aus umgeformten und verbundenen Feinblechen kann nun eine leichte Rahmenkonstruktion treten, die nach Überzeugung von Fachleuten deutliche Vorteile bietet. Ihren ersten Einsatzfall fanden die neu entwickelten Tailored Tubes im ULSAB-Projekt, seitdem läuft die Entwicklung auf Hochtouren. "Zurzeit sind mehr als 180 verschiedene Prototypen in so ziemlich allen Autofabriken dieser Welt in Erprobung", sagt Wilfried Prange, Chef der Anwendungstechnik der Thyssen Krupp Stahl AG. In die Neuentwicklung bauten die Werkstoffexperten einen besonderen Clou ein: Die speziell entwickelten hochfesten Stähle nehmen im Verformungsfall wesentlich größere Energien auf als herkömmliche Materialien - ein Teil der Sicherheit beim Crash steckt also schon im Werkstoff.
Ausgangsmaterialien für die flexibel auslegbaren Hohlprofile sind Stahlbleche, die zunächst geformt und dann mit dem Laserstrahl längs verschweißt werden. Nach einem Biegevorgang entstehen schließlich durch Innenhochdruckumformung Strukturelemente mit nahezu beliebiger Form und exakt an die Belastungssituationen in der Karosserie angepassten mechanischen Eigenschaften. In spätestens einem Jahr, so die Anwendungstechniker von TKS, sei die Technologie serienreif.
Über das weitere Schicksal der Tailored Tubes wird die Autoindustrie entscheiden. In deren Hallen und schließlich auf den Straßen muss die innovative Lösung der Stahlhersteller gegen die alternativen Konzepte der Wettbeweber antreten. Denn auch die Aluminiumbranche hat eine Reihe von Entwicklungsprojekten aufgelegt.
Die Stahlbranche begegnet dieser Herausforderung jedoch mit sehr viel Selbstbewusstsein, das vor allem auf dem hohen Innovationstempo der letzten Jahre beruht. Spätestens für das Jahr 2004 rechnet man bei TKS mit dem Einsatz maßgeschneiderter Hohlprofile in Serien-Karosserien. Der jährliche Bedarf an Tailored Tubes wird auf anfangs 1,6 Millionen Stück geschätzt - das sind etwa 16.000 Tonnen. Bereits nach zwei Jahren rechnen die Stahlexperten mit der vierfachen Nachfrage. Im Wettlauf der Werkstoffe um die automobile Karosseriezukunft sind die Karten damit neu gemischt.
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