Firmenzeichen

Die Firmenzeichen

Aus Thyssen und Krupp wird am 17. März 1999 die Thyssen Krupp AG. Die neue Marke führt erstmals die Identitätselemente „Thyssen-Bogen“ und „Krupp-Ringe“ zusammen.

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Anfänge

1811 - 1891

Der 1818/19 neu erbaute Schmelzbau der Gussstahlfabrik Fried. Krupp in Essen. Das kleinere Gebäude diente zunächst als Aufseherhaus, dann als Wohnhaus für die Familie Krupp.

Krupp

Gründung der Gussstahlfabrik durch Friedrich Krupp

Friedrich Krupp gründet am 20. November 1811 mit zwei Teilhabern eine Fabrik zur Herstellung von Gussstahl nach englischem Qualitätsmaßstab und den daraus angefertigten Produkten.

Nachdem es ihm 1816 gelungen war, hochwertigen Gussstahl (Tiegelstahl) herzustellen, verarbeitet er ihn zu Gerberwerkzeugen, Münzstempeln und Walzenrohlingen. 1817 bestätigt die Königliche Münze in Düsseldorf die Qualität des Kruppschen Gussstahls. 1818 liefert Krupp erstmalig Münzstempel an das preußische Hauptmünzamt in Berlin.

Geschäftskarte der Firma Krupp aus den 1830-er Jahren

Krupp

Erste Lieferung von Walzmaschinen

Seit dem Tod Friedrich Krupps führt die Witwe Therese Krupp, unterstützt von ihren Verwandten und ihrem damals 14-jährigen ältesten Sohn Alfred, das Unternehmen weiter. In langwierigen Versuchen wird Sicherheit in der Herstellung von qualitativ hochwertigem Tiegelstahl gewonnen. Bei der Herstellung von Walzen geht Krupp 1830 zur Endproduktion über, da die früher gelieferten Walzenrohlinge bei unsachgemäßer Bearbeitung durch die Kunden häufig springen. Für die Endprodukte wird Qualitätsgarantie übernommen. Seit 1833 stellt Krupp zusätzlich komplette Walzmaschinen her. Die Produktion ist mengenmäßig zunächst noch begrenzt, jedoch kann durch die Aufhebung der Zollschranken im Deutschen Zollverein 1834 der Kundenkreis erweitert werden. Zusätzlich ermöglicht der Erwerb der ersten Dampfmaschine 1835 eine kostengünstigere Produktion. Beides wirkt sich absatzfördend aus und als Folge werden die Betriebsstätten vergrößert. Durch Reisen auch in andere europäische Länder können weitere Kunden gewonnen werden.

Die Krupp-Wohnsiedlung Altenhof für Pensionäre in Essen-Rüttenscheid, um 1905

Krupp

Betriebliche Sozialleistungen

Krupp sucht die mit der Industrialisierung wachsenden sozialen Probleme durch betriebliche Sozialleistungen zu verringern. Bereits 1836 existiert eine freiwillige Hilfskasse für Krankheits- und Todesfälle, die 1853 in eine Kranken- und Sterbekasse mit Beitrittspflicht umgewandelt wird. 1855 entsteht eine Pensionskasse, 1858 eine werkseigene Bäckerei, aus der später die Konsumanstalt hervorgeht. Seit 1856 entstehen Wohnheime für unverheiratete Arbeiter, 1861 die ersten Werkswohnungen für Meister, größere Arbeitersiedlungen mit Schulen und Zweigstellen der Konsumanstalt 1863, verstärkt seit Anfang der 1870er-Jahre. Ein eigenes Krankenhaus gibt es seit 1870.

Glühofen im Bandagenwalzwerk der Essener Gussstahlfabrik, 1857

Krupp

Beginn der Produktion von Eisenbahnmaterial

Da die bisher produzierten Walzen praktisch unzerstörbar sind, ist die Nachfrage für sie - langfristig gesehen - abnehmend. Nahezu unbegrenzte Anwendungsmöglichkeiten für den strapazierfähigen Gussstahl eröffnet dagegen der Ausbau der Eisenbahnen. Dies führt zum ersten großen Expansionsschub des Unternehmens. Hergestellt werden neben Achsen und Federn vor allem die 1852/53 von Alfred Krupp - seit 1848 Alleininhaber des Unternehmens - entwickelten nahtlosen Eisenbahnradreifen, die sich bei den wachsenden Fahrgeschwindigkeiten als bruchsicher erweisen. 1875 bestimmt Alfred Krupp drei aufeinander gelegte Radreifen zu seinem dann weltbekannt gewordenen Firmenzeichen.

Auf der ersten Weltausstellung in London 1851 zeigte Alfred Krupp die zweite Gußstahlkanone.

Krupp

Bestellung von 300 Geschützrohrblöcken durch die preußischen Militärbehörden

Krupp hatte seit 1847 Versuche mit der Herstellung von Geschützrohren aus Gussstahl gemacht und in den 1850er-Jahren auch Einzelstücke an verschiedene Auftraggeber geliefert. Der Auftrag der preußischen Militärbehörden von 1859 ist der Durchbruch zu dem zweiten großen Produktionsbereich des Unternehmens. Bald darauf beginnt Krupp auch mit dem Bau vollständiger Geschütze.

Das alte Bessemerwerk in Essen, um 1910.

Krupp

Einführung des Bessemer-Verfahrens

Krupp führt bereits 1862 als erstes Unternehmen auf dem europäischen Festland das Bessemer-Verfahren im Dauerbetrieb ein. Damit wird die Massenproduktion von Eisenbahnschienen und Stahlblechen möglich. Dies führt zu einer weiteren sprunghaften Expansion des Unternehmens. Zusätzlich führt Krupp 1869 das Siemens-Martin-Verfahren ein, bei dem mit Einsätzen von Schrott und Roheisen ein Stahl hergestellt werden kann, der dem Bessemerstahl qualitativ überlegen ist und der den teuren Tiegelstahl bei manchen Produkten, z.B. Eisenbahnrädern ersetzen kann. Daneben behält aber der Tiegelstahl für ganz besonders beanspruchte Maschinenteile und Geschützrohre seine Bedeutung.

Die Essener Zeche Vereinigte Sälzer & Neuack lag in unmittelbarer Nähe der Kruppschen Gussstahlfabrik und war in der Frühzeit Kohlenlieferant für das Unternehmen.

Krupp

Erwerb von Eisenerzgruben, Hütten und Kohlezechen

Mit dem Ankauf von Eisenerzgruben im Lahngebiet beginnt der Ausbau des Unternehmens zu einem vertikal strukturierten Konzern. Alfred Krupp will bei dem gewachsenen Rohstoffbedarf von fremden Lieferanten unabhängig sein. 1865 erwirbt er vom preußischen Fiskus die Sayner Hütte bei Koblenz und in den folgenden Jahren noch weitere Hüttenwerke am Rhein sowie zahlreiche Erzgruben an der Lahn und im Westerwald. Den Kohlebedarf deckt er durch die Anpachtung der Essener Zeche Graf Beust 1864 - 1884 und den Kauf der Zeche Hannover bei Bochum 1872. Mit der gleichzeitigen Beteiligung an der spanischen Orconera Iron Ore Co. gewinnt er Zugang zu phosphorarmen und damit für das Bessemer-Verfahren geeigneten Erzen. Dadurch ist Krupp nicht darauf angewiesen, das neue Thomasverfahren für die Verhüttung phosphorhaltiger Erze einzuführen, wie dies zahlreiche andere Hüttenwerke im Ruhrgebiet tun. Für den Transport der spanischen Erze gründet er 1873 eine eigene Reederei in Rotterdam.

Lageplan der ehemaligen Firma Thyssen, Fossoul & Co in Duisburg (rechts) übernommen von Franz Bicheroux, Söhne & Co. Quelle: Stadtarchiv Duisburg.

Thyssen

Gründung der Firma Thyssen, Fossoul & Co. in Duisburg

1867 beteiligt sich August Thyssen an einer Unternehmensgründung in Duisburg, die die wallonischen Industriellen Bicheroux - seine jüngste Schwester hatte in diese Familie eingeheiratet - in die Wege leiten. Die heute nicht mehr existierende Firma Thyssen, Fossoul & Co., deren erster kaufmännischer Leiter er wird, stellt Bandeisen her, das für Fassreifen, zum Beschlagen von Kisten, zum Packen von Ballen u. a. m. verwendet wird. Nach nur vier Jahren und einer mehr als Vervierfachung seines eingesetzten Kapitals verlässt Thyssen das Unternehmen, um sich selbstständig zu machen.

Kolorierte Zeichnung des Bandeisenwalzwerks von Thyssen & Co. in [Mülheim-]Styrum aus dem Jubiläumsalbum von 1896.

Thyssen

Gründung der Firma Thyssen & Co. in (Mülheim an der Ruhr-) Styrum

Zusammen mit seinem Vater als Teilhaber gründet August Thyssen am 1. April 1871 in Styrum bei Mülheim an der Ruhr die Firma Thyssen & Co., die bereits am 2. Oktober 1871 ihr erstes Bandeisen walzt. Nach dem Tod des Vaters 1877 tritt Augusts jüngerer Bruder Joseph (1844 - 1915) in das Unternehmen ein. Thyssen & Co. betreibt zunächst nur ein Stahl- und Bandeisenwalzwerk. In der folgenden Zeit erweitern die Brüder ihr Mülheimer Werk um ein Stahlwerk, ein Röhren- und ein Blechwalzwerk mit Verzinkerei, eine Gießerei und eine Maschinenbauabteilung. Letztere wird bekannt durch den Bau von Großgasmaschinen. Heute gehört das Werk zur Mannesmannröhren-Werke AG.

Das Krupp´sche "Generalregulativ" zur Unternehmensorganisation

Krupp

Das "Generalregulativ" zur Unternehmensorganisation

Bereits 1862 hat Alfred Krupp mit der Prokura eine verantwortliche, von seiner Person losgelöste Geschäftsleitung eingesetzt. 1872 erlässt er das von ihm entworfene und dann von der Geschäftsleitung überarbeitete "Generalregulativ", das die innerbetriebliche Hierarchie vom Aufseher und Meister bis zur Unternehmensleitung mit den jeweiligen Aufgaben und Funktionen festlegt und das zugleich Bestimmungen über die betrieblichen Sozialeinrichtungen enthält.

Kuxschein der Gewerkschaft Deutscher Kaiser.

Thyssen

August Thyssen ist Eigentümer der Gewerkschaft Deutscher Kaiser in Hamborn bei Duisburg

Seit 1883 kauft August Thyssen Kuxe (Anteilscheine) der nicht sonderlich florierenden Zeche Gewerkschaft Deutscher Kaiser (gegründet 1867 als Gewerkschaft Hamborn) und tritt in den Grubenvorstand ein. Die verkehrsgünstige Lage am Rhein mit eigenem Hafen (Alsum), Gleisanschluss an das Eisenbahnnetz und der unmittelbare Zugang zur Kohle erscheinen ihm als besondere Standortvorteile für seine unternehmerischen Vorstellungen. In den nächsten Jahren kauft er nach und nach sämtliche Kuxe auf. 1889 übernimmt er den Vorsitz im Grubenvorstand. Am 29. September 1891 gibt August Thyssen bekannt, gemeinsam mit seinem Bruder Joseph im Besitz sämtlicher Anteile der Gewerkschaft Deutscher Kaiser zu sein. Schon ein Jahr zuvor, am 14. August 1890, hatte der Grubenvorstand die Erweiterung der Steinkohlenzeche um ein Stahl- und Walzwerk unmittelbar neben dem bereits fördernden Schacht 3 beschlossen. Der Ausbau der Gewerkschaft Deutscher Kaiser zum Hüttenwerk mit eigener Kohlenbasis beginnt. Der erste Abstich im Siemens-Martin-Stahlwerk findet am 17. Dezember 1891 statt. Beide Ereignisse des Jahres 1891 gelten später als Gründungsdaten des Thyssen-Konzerns. An gleicher Stelle wie vor über einhundert Jahren erzeugt das Stammwerk der thyssenkrupp Steel Europe AG noch heute Stahl.

Wilhelminisches Zeitalter

1892 - 1917

Das Krupp Grusonwerk in Magdeburg im Jahr 1912

Krupp

Ankauf des Grusonwerks in Magdeburg

Friedrich Alfred Krupp baut seit dem Tod seines Vaters 1887 das Unternehmen in großem Stil zu einem horizontal gegliederten Konzern aus. Bereits 1886 hat man das Stahlwerk in Annen bei Witten übernommen. 1893 wird das Grusonwerk in Magdeburg erworben (Betriebsüberlassungsvertrag 1892). 1896/1902 folgt die Übernahme der Schiff- und Maschinenbau AG Germania in Kiel. Hier wird 1906 der Bau von Verbrennungsmotoren aufgenommen, nachdem Rudolf Diesel 1897 gemeinsam mit dem Unternehmen Krupp und der Maschinenfabrik Augsburg den ersten "Diesel"-Motor entwickelt hat.

1895 ließ August Thyssen in Bruckhausen ein Thomas-Stahlwerk bauen, um unabhängig vom Schrottmarkt auch Stahl aus phosphorreichen Erzen erzeugen zu können, Postkartenansicht um 1900.

Thyssen

Bau der ersten Hochöfen in (Duisburg-) Hamborn: Ausbau der Gewerkschaft Deutscher Kaiser zum integrierten Hüttenwerk

Den Schritt zum integrierten Hüttenwerk vollzieht August Thyssen 1895, als die Gewerkschaft Deutscher Kaiser in Hamborn bei Duisburg ein eigenes Hochofenwerk errichtet. In den folgenden Jahren erweitert er den Konzern systematisch, indem er nur solche Firmen kauft oder gründet, die sich zu einem vertikalen Verbund ergänzen.

Isometrische Gesamtansicht der Bandeisenwalzwerke AG Dinslaken, um 1912.

Thyssen

Bau eines Bandeisenwalzwerks im nahen Dinslaken

Zur Ergänzung ihrer Weiterverar-
beitungskapazitäten beschließt die Gewerkschaft Deutscher Kaiser 1896 den Bau eines Bandeisenwalzwerks. Wegen Arbeitskräfte- und Wohnraummangel im [Duisburg-]Hamborner Raum wird dieses Werk in dem mit einer Werksbahn verbundenen, benachbarten Dinslaken errichtet. 1937 erhält es die erste vollautomatische Breitband-Walzstraße in Europa, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf alliierte Anordnung demontiert und in die Sowjetunion abtransportiert wird.

Hochöfen und Hafenanlagen der Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen, um 1905

Krupp

Gründung eines Hüttenwerks in Rheinhausen bei Duisburg

Mit dem 1896 gegründeten Hüttenwerk in Rheinhausen, seit 1904 Friedrich-Alfred-Hütte genannt, wird die Roheisen-, Rohstahl- und Walzwerksbasis des Konzerns erweitert. Die Aufnahme des Thomas-Verfahrens führt zu einer deutlichen Erhöhung der Massenstahlproduktion. Zur Sicherung der hierfür notwendigen phosphorhaltigen Eisenerze hat man 1889 und 1894 verschiedene lothringische Erzfelder erworben, 1906/07 werden zudem Erzgruben an der Lahn und bei Gelnhausen gekauft. 1907 folgt die Gründung einer Werkstatt für Stahlhochbau und Brückenbau in der Friedrich-Alfred-Hütte, die 1941 als Fried. Krupp Stahlbau Rheinhausen verselbstständigt wird. In den Jahren 1982 bis 1993 wird das Hüttenwerk Rheinhausen in mehreren Schritten stillgelegt.

Die Zeche Hannibal 2 in Bochum, 1902

Krupp

Erwerb der Zeche Hannibal bei Bochum

Der weitere Ausbau zum vertikal strukturierten Konzern wird auch durch die Erweiterung der Kohlebasis planmäßig vorangetrieben. 1889 hatte man die Mehrheitsbeteiligung an der Zeche Ver. Sälzer & Neuack in Essen erworben (Ankauf 1901). Nach dem Kauf der Zeche Hannibal 1899 beteiligt sich Krupp 1901 mit 50 % an der Steinkohlenzeche Emscher-Lippe bei Datteln (Alleinbesitz 1928).

Großgasmaschinen der Maschinenfabrik Thyssen & Co., Mülheim an der Ruhr, in der Gaszentrale der AG für Hüttenbetrieb, Duisburg-Meiderich 1912.

Thyssen

Gründung der Aktiengesellschaft für Hüttenbetrieb, heute Landschaftspark Duisburg-Nord

1902 gründet August Thyssen die Aktiengesellschaft für Hüttenbetrieb im damals noch selbstständigen [Duisburg-]Meiderich, um den Roheisenbedarf seiner Siemens-Martin-Stahlwerke in Mülheim an der Ruhr und [Duisburg-]Hamborn zu decken. Nach der Werksstilllegung 1985 wird das Hochofenwerk im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscherpark und aufgrund von privaten Initiativen in einen Landschaftspark umgewandelt.

Probedruck der 1909 ausgegebenen Aktien der Fried. Krupp AG

Krupp

Umwandlung des Unternehmens Fried. Krupp in eine Aktiengesellschaft

Als Friedrich Alfred Krupp 1902 unerwartet im Alter von nur 48 Jahren stirbt, wird die ältere Tochter Bertha Krupp Alleinerbin des Unternehmens. Dieses wird 1903, einer testamentarischen Empfehlung von Friedrich Alfred Krupp folgend, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, wobei die Aktien bis auf die gesetzlich vorgeschriebenen vier im Besitz der Erbin bleiben. Die Unternehmensleitung liegt jetzt bei Vorstand und Aufsichtsrat. Da Bertha Krupp noch minderjährig ist, nimmt ihre Mutter, Margarethe Krupp, deren Rechte als Inhaberin wahr und steht damit de facto an der Spitze des Unternehmens. 1906 heiratet Bertha Krupp den Legationsrat Gustav von Bohlen und Halbach, der durch königlich-preußischen Erlass das Recht erhält, seinem Namen den Namen Krupp voranzustellen. Er tritt Ende 1906 als stellvertretender Vorsitzender in den Aufsichtsrat der Fried. Krupp AG ein und ist von 1909 bis Ende 1943 dessen Vorsitzender. In den Folgejahren expandiert das Unternehmen stark.

Bau des Werkhafens Schwelgern der Gewerkschaft Deutscher Kaiser, 15. Februar 1907.

Thyssen

Aufbau einer eigenen Handels- und Schifffahrtsorganisation und Internationalisierung des Konzerns

Das eigene Handels- und Schifffahrtsnetz orientiert sich zunächst an den Standorten der erworbenen Erzgruben und deren Verschiffungsrouten:
Um den erhöhten Erzbedarf der Hamborner und Meidericher Hochöfen kostengünstig auf dem Rhein zu den Werken zu transportieren, wird als erster Schritt 1903 - 1905 der Hafen Schwelgern zur Ergänzung des bisherigen Werkshafens Alsum gebaut. Nach dessen Inbetriebnahme gründet Thyssen 1906 die Transportkontor Vulkan GmbH, [Duisburg-]Bruckhausen, mit Zweigniederlassung in Rotterdam, um insbesondere die in Rotterdam angelandeten Erze Rheinaufwärts zu verschiffen.

1910 erfolgt die Gründung der N. V. Handels- en Transport Maatschappij Vulcaan, Rotterdam, als Seereederei, um den Thyssen-Konzern von dem internationalen Frachtenmarkt unabhängig zu machen.

Ab 1912 werden eine Reihe eigener Niederlassungen im Mittelmeerraum gegründet. Dort können die Frachter auf ihrem Weg zu den russischen oder indischen Erzgruben eigene Kohle bunkern, aber auch Bunkerkohle oder Fracht für Dritte abliefern. Dadurch besitzen sie ab Rotterdam bzw. Newcastle wenigstens für eine Teilstrecke Fracht und senken ihre Betriebskosten. Die Gründung eigener Niederlassungen erfolgt u. a. in Algier, Port Said, Suez, Oran, Neapel, Bona, Bizerta, Tanger und Genua. 1913 wendet sich Thyssen Lateinamerika zu, als er die Deutsch-Überseeische Handelsgesellschaft, [Duisburg-]Hamborn, mit Zweigniederlassung in Buenos Aires gründet. Thyssens eigene Schiffe sollen Eisenwaren nach Argentinien und auf der Rückfahrt Getreide nach Europa transportieren.

Die Produktionsanlagen der Stahlwerk Thyssen AG in Hagendingen lagen in unmittelbarer Nähe der Erzfelder, die August Thyssen sowohl im deutschen als auch im französischen Teil Lothringens erworben hatte.

Thyssen

Bau eines Stahlwerks in Hagendingen / Lothringen

1910 erfolgt der Bau eines neuen Stahlwerks - diesmal nicht auf der Rohstoffgrundlage Kohle, sondern neben den Minetteerzen - in Hagendingen / Lothringen. Der vertikale Unternehmensverbund wird nach Lothringen ausgedehnt. Aus dem rheinisch-westfälischen Industrierevier werden Kohlen und Koks für die lothringischen Hüttenwerke geliefert und als Rückfracht Minetteerze zur Verhüttung an die Ruhr gebracht. Die Stahlwerk Thyssen AG in Hagendingen nimmt 1912 ihre Produktion auf. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wird das Werk vom französischen Staat enteignet.

Nach dem gleichen Schema errichtet August Thyssen auf den Eisenerzgruben der Normandie ein Hüttenwerk in Caen.

Schiffspropeller der "Europa" aus nichtrostendem Stahl auf der Hannover Messe im Jahr 1962, er wird heute im Park der Villa Hügel in Essen gezeigt

Krupp

Entwicklung nicht rostender, säurebeständiger Stähle

1908 hat Krupp die Elektrostahlerzeugung aufgenommen. 1912 gelingt nach intensiver Forschungsarbeit die Entwicklung nicht rostender, säurebeständiger Stähle. NIROSTA und V2A finden rasch vielfältige Anwendung vor allem in der Chemie- und Nahrungsmittelindustrie, in der Medizin und im Bauwesen. Sie werden weltweit ein Begriff für Qualität. Auch der Turmhelm des 1929 vollendeten Chrysler Gebäudes in New York ist mit diesem Material verkleidet.

1913

Thyssen

Thyssen nimmt hinter Krupp eine führende Position in der westdeutschen Eisen- und Stahlindustrie ein

Im letzten Jahr vor dem Ersten Weltkrieg arbeiten in den Werken in (Duisburg-) Hamborn, Dinslaken (Band- und Rohrwalzwerk) und [Duisburg-]Meiderich (Roheisen) fast 11.000 Menschen, weitere 16.000 finden Beschäftigung in unternehmenseigenen Zechen und Kokereien.

Um dem Wohnraummangel entgegenzuwirken, der die Anwerbung von Arbeitskräften für das noch wenig entwickelte westliche Ruhrgebiet erschwerte, sieht sich die Gewerkschaft Deutscher Kaiser 1880 erstmals zum Wohnungsbau veranlasst. Dieser setzt 1895/96 im großen Maßstab ein. Bis Ende des Jahres 1913 verfügt der Thyssen-Bergbau für seine 15.500 Arbeiter und etwa 850 Beamten über 8.750 Wohnungen, in denen circa 44.000 Menschen leben. Dies bedeutet, dass nicht nur für jeden zweiten Thyssen-Bergmann eine eigene Werkswohnung zur Verfügung steht, sondern auch, dass circa 1/3 der Hamborner Bevölkerung in Wohnungen der Gewerkschaft Deutscher Kaiser leben kann. Den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur förderte August Thyssen ebenfalls.

Dreiwegweiche aus dem Weichen- und Gleisbremsenbau der Gewerkschaft Deut-scher Kaiser in Hamborn-Bruckhausen, um 1916.

Thyssen

Kriegsbedingte Aufnahme von Rüstungsproduktion

Im Ersten Weltkrieg kommt es nach anfänglich rapidem Rückgang der Industrieerzeugung zu einer kriegsbedingten Ausweitung der Produktion. Bei der Gewerkschaft Deutscher Kaiser werden - wie bei anderen Stahlunternehmen auch - Rüstungsgüter, u. a. Geschosshüllen, Gleisanlagen für Feldbahnen, gefertigt. Wie in der deutschen Kriegswirtschaft allgemein, so werden auch bei der Gewerkschaft Deutscher Kaiser wegen Arbeitskräftemangel Frauen, belgische Zivilarbeiter und Kriegsgefangene beschäftigt.

Das "Paris-Geschütz", 1918

Krupp

Entwicklung eines Langrohrgeschützes mit 130 km Reichweite ("Paris-Geschütz")

Um die staatlichen Aufträge erfüllen zu können, wird die Produktion im Ersten Weltkrieg bis auf mehr als das Fünffache der Vorkriegserzeugung gesteigert. Besonders bekannt wird der schwere 42 cm Mörser "Dicke Berta". Von den anfänglichen Kriegsgewinnen investiert Krupp den größten Teil in aufwändige neue Fabrikbauten, für die es später kaum noch eine Nutzung gibt.

Die zunächst hohen Rücklagen werden u.a. durch die während und nach dem Krieg besonders hohen Personal- und Sozialkosten sowie durch die notwendige Produktionsumstellung aufgezehrt.

Weimarer Republik

1918 - 1933

Teilansicht des Hüttenwerks Bruckhausen der August Thyssen-Hütte, Gewerkschaft, um 1920. Blick ins Werk und auf die August-Thyssen-Brücke.

Thyssen

Umbenennung der Gewerkschaft Deutscher Kaiser und Ausgliederung des Bergbaus in ein eigenes Unternehmen sowie Verlust von Auslandsbeteiligungen

Um den Sozialisierungsbestrebungen in der Montanindustrie weniger Angriffsfläche zu bieten, wird die Gewerkschaft Deutscher Kaiser 1919 in "August Thyssen-Hütte, Gewerkschaft" umfirmiert und die Abteilung Bergbau in ein selbstständiges Unternehmen, die Gewerkschaft Friedrich Thyssen, eingebracht. Dieses Unternehmen erhält seinen Namen nach August Thyssens Vater. Die Auslandsbeteiligungen des Thyssen-Konzerns in den alliierten Siegerstaaten und in der Sowjetunion werden enteignet.

Auslieferung der ersten Krupp´schen Lokomotive Typ G 10, Dezember 1919

Krupp

Umstellung auf Friedensproduktion

Nach dem Krieg stellt Krupp als Folge des Versailler Vertrags die Produktion um und beginnt u.a. mit dem Bau von Lokomotiven, Lastkraftwagen, Landmaschinen und Baggern. Die damit verbundenen Kosten und die Verluste durch Demontage, Inflation und Ruhrkampf führen 1924/25 zu einer bedrohlichen Krise des Unternehmens, die nur durch einschneidende Sanierungsmaßnahmen abgewendet werden kann.

Die in dem Zusammenhang von der Unternehmensleitung vorgeschlagene Stilllegung der Krupp-Werke oder ihre Einbringung in die bald darauf gegründete Vereinigte Stahlwerke AG lehnt Gustav Krupp von Bohlen und Halbach ab. In den folgenden Jahren gelingt es, das Unternehmen zu stabilisieren. Dabei konzentriert man sich auf die Straffung der Weiterverarbeitungsbetriebe und den Ausbau der Edelstahlerzeugung.

Gewerkenbuch der Gewerkschaft Schlesische Nickelwerke

Krupp

Fortsetzung des Ausbaus zum vertikal und horizontal strukturierten Konzern

Bereits 1911 hatte Krupp einen Interessengemeinschaftsvertrag mit der Westfälischen Drahtindustrie in Hamm abgeschlossen und 1915 sämtliche Kuxe (Anteilscheine) der Gewerkschaft Schlesische Nickelwerke bei Frankenstein (Schlesien) erworben. 1919 erwirbt Krupp die Aktienmehrheit an dem Feinblechwalzwerk Capito & Klein AG, Benrath (Betriebsüberlassungsvertrag 1938). 1921 schließt die Fried. Krupp AG Betriebs- und Interessengemeinschaftsverträge ab mit den Gewerkschaften Ver. Helene und Amalie in Essen (Erwerb 1927) und Ver. Constantin der Große in Bochum (Aktienmehrheit 1927). Die Aktienmehrheit der Norddeutschen Hütte AG in Bremen erwirbt Krupp 1927, die Mehrheitsbeteiligung an der Harburger Eisen- und Bronzewerke AG 1929. Ebenfalls mehrheitlich beteiligt ist Krupp an der Gründung der Badischen Wolframerzgesellschaft mbH in Söllingen 1928.

Am 4. April 1926 verstarb August Thyssen auf Schloss Landsberg, das er 1903 erworben hatte. Farbpostkarte von 1906.

Thyssen

August Thyssen stirbt auf seinem Wohnsitz Schloss Landsberg bei Essen

Beim Tod von August Thyssen erben die beiden Söhne Fritz Thyssen und Heinrich Thyssen-Bornemisza seine industriellen Unternehmungen. Die beiden anderen Kinder Hedwig und August jr. sind schon vorher abgefunden worden. Der Wohnsitz wird 1928 in die August Thyssen-Stiftung Schloß Landsberg eingebracht. Seit 1993 wird das Schloss als Tagungs- und Seminarstätte des Konzerns genutzt.

Eintrag im Erzeugungs- und Verkaufsplan der Vereinigte Stahlwerke AG zur August Thyssen-Hütte, 1929.

Thyssen

Einbringung wesentlicher Teile des Thyssen-Konzerns in die Vereinigte Stahlwerke AG


Kapitalbedarf und den deutschen Stahlmarkt belastende Überkapazitäten lassen August Thyssen 1925, damals über 80 Jahre alt, grundsätzlich der Einbringung seiner Firmen in einen neuen Konzernzusammenschluss, der Vereinigte Stahlwerke AG, zustimmen, dem außer Hoesch, der Gutehoffnungshütte, Mannesmann, Klöckner und Krupp alle Montankonzerne des Ruhrgebiets angehören sollen. Ziel der Fusion ist es, die schwierige Lage der eisenschaffenden Industrie - bedingt durch Überkapazitäten - von der Kosten- und Produktionsseite her zu lösen. Wenige Wochen nach August Thyssens Tod (4. April 1926) geben sein Sohn Fritz und sein Neffe Hans (für die Linie Joseph Thyssen) die Zustimmung zur Einbringung ihrer Thyssen-Unternehmen in die Vereinigte Stahlwerke AG.

Fritz Thyssen wird Aufsichtsratsvorsitzender des neuen Konzerns. Der Wert der Thyssenschen Montanwerke wird bei Gründung der Vereinigte Stahlwerke AG mit 26 % des Aktienkapitals von nominell 800 Mio. RM angesetzt. Heinrich Thyssen-Bornemisza bringt sein industrielles Erbe nicht in die Vereinigte Stahlwerke AG ein, sondern fasst es zunächst in der August Thyssen'sche Unternehmungen des In- und Auslandes GmbH zusammen.

Werbeprospekt Krupp WIDIA

Krupp

Krupp bringt das Werkzeugmetall WIDIA auf den Markt

Das auf Wolframkarbidbasis gesinterte Hartmetall ist von der "Osram Studiengesellschaft für elektrische Beleuchtung" entwickelt worden, um Diamanten als Werkstoff für die Metallbearbeitung zu ersetzen. Weil die Osram GmbH nicht für die industrielle Nutzung im großen Rahmen eingerichtet ist, verkauft sie Ende 1925 die Lizenz an Krupp. 1926 bringt Krupp das Hartmetall unter dem Namen WIDIA ( wie Diamant) auf den Markt. Es leitet durch seine Härte und Verschleißfestigkeit einen entscheidenden Fortschritt in der Werkzeugtechnik ein. Der neue Produktbereich entwickelt sich sehr erfolgreich, WIDIA wird bald zur Bezeichnung für Hartmetall schlechthin.

Die Hochofenanlage des Hüttenwerks Essen-Borbeck

Krupp

Die Hochofenanlage des Hüttenwerks Essen-Borbeck wird in Betrieb genommen

Bereits 1917 hat Krupp hier ein großes Stahlwerk (Martinwerk 7) errichtet, 1922/23 ein Walzwerk. Mit der Hochofenanlage wird ein Hüttenwerk fertig gestellt, das zu den modernsten in Europa zählt und zum Zentrum der Edelstahlerzeugung im Konzern wird, die besonders für den Bau von Chemieanlagen Bedeutung gewinnt. Ebenfalls 1929 wird bei Krupp die mit 15.000 Tonnen damals größte Schmiedepresse der Welt in Betrieb genommen. Sie ermöglicht das Schmieden von Hochdruckkesseln aus Rohblöcken bis zu 300 Tonnen Gewicht. Beide Anlagen werden nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig demontiert. Das unzerstörte Hüttenwerk wird in die Sowjetunion transportiert, die Schmiedepresse nach Jugoslawien.

Nationalsozialismus

1933 - 1945

Thyssen / Krupp

Industrie und NS-Staat

Im „Dritten Reich“ ist die deutsche Industrie eng in die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik eingebunden. Das Regime strebt Autarkie und Aufrüstung an; die Industrie arrangiert sich schnell mit dem System und zieht Nutzen daraus. Sowohl die Vereinigten Stahlwerke (Thyssen) als auch Krupp profitieren zudem vom Konjunkturaufschwung. Andererseits werden ihre Handlungsspielräume durch Rohstoff- und Devisenbewirtschaftung, Preisbildung sowie Arbeitskräfte- und Kapitallenkung eingeschränkt. Teilweise reichen politische Eingriffe des NS-Staats bis auf die Personalebene. Bis Kriegsende bleibt es im Verhältnis zwischen Wirtschaft und Politik bei einer Mischung aus Zwang, williger Selbstindienstnahme und Gewinninteresse.

Blick aus einem Büro auf die Bruckhausener Werksanlagen der August Thyssen-Hütte AG, um 1935.

Thyssen

Gründung der August Thyssen-Hütte AG als Betriebsgesellschaft der Vereinigte Stahlwerke AG

Die Vereinigte Stahlwerke AG wird 1933/34 zur Verbesserung ihrer Leitungsfunktion dezentralisiert. Hierzu werden Werke mit gleichen Produktionsschwerpunkten in sogenannten Betriebsgesellschaften zusammengeschlossen und rechtlich verselbstständigt. Das Anlagevermögen verbleibt bei der Konzernholding, die auch die strategischen Unternehmensfunktionen wahrnimmt. Der Zusammenschluss der im Duisburger Raum liegenden Werke wird nach dem Gründer des bedeutendsten Hüttenwerks der Region August Thyssen-Hütte AG genannt.

Zu ihr gehören die Betriebe Thyssenhütte, Hütte Ruhrort-Meiderich, Hochöfen Hüttenbetrieb, Niederrheinische Hütte und Hütte Vulkan. Produktionsschwerpunkte der exportorientierten Thyssenhütte sind Profilstahl und Halbzeug, die als Massenstähle verkehrsgünstig über den Rhein transportiert werden.

Fritz Thyssen, 6. August 1936.

Thyssen

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Vereinigte Stahlwerke AG, Fritz Thyssen, lehnt den deutschen Angriff auf Polen ab und flieht in die Schweiz

August Thyssens ältester Sohn Fritz strebte bei Gründung der Vereinigte Stahlwerke AG nicht den Vorsitz im Vorstand an. Als größter privater Einzelaktionär (26 % des Aktienkapitals) wird er zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. Zum 1. Mai 1933 tritt er in die NSDAP ein mit großen Hoffnungen, die NS-Wirtschaftspolitik ständestaatlich organisieren zu können. Diese Ideen entsprechen jedoch schon bald nicht mehr den Vorstellungen der Partei. Nach den Staatsmorden des sogenannten Röhm-Putsches distanziert Fritz Thyssen sich mehr und mehr von der NSDAP und ihren Zielen, auch wenn die Vereinigte Stahlwerke AG weiterhin eine bedeutende Rolle in der NS-Autarkie- und Rüstungswirtschaft spielt. Er tritt nicht aus NSDAP und Reichstag aus, zeigt aber seine Ablehnung gegenüber dem Regime durch kleine Gesten (Kreditaufnahme bei dem "jüdischen" Bankier Simon Hirschland, Essen; finanzielle Unterstützung der Familie des KZ-Inhaftierten Martin Niemöller u. a. m.). Zum offenen Bruch mit dem Regime kommt es angesichts des deutschen Angriffs auf Polen. Fritz Thyssen lehnt es in einem offenen Telegramm an Hermann Göring ab, zur Reichstagssitzung am 1. September 1939 in Berlin zu erscheinen, um dem deutschen Einmarsch in Polen zuzustimmen. Auf Drängen der Familie flieht er mit dieser zunächst in die Schweiz, später nach Frankreich. Dort wird er von den Kriegsereignissen überrollt, sodass er nicht mehr - wie geplant - nach Argentinien auswandern kann. Das unbesetzte Vichy-Frankreich liefert ihn und seine Frau Amélie Ende 1940 an das Deutsche Reich aus. Sein Vermögen wird vom Staat beschlagnahmt, der damit Einfluss auf die Unternehmenspolitik der Vereinigte Stahlwerke AG erlangt.

Arbeiter in Schutzkleidung auf der Ofenbühne im Elektrostahlwerk der August Thyssen-Hütte AG, um 1940.

Thyssen

Kriegseinsatz der August Thyssen-Hütte AG

Die seit Mitte der 1930er-Jahre betriebene Aufrüstungspolitik zeigt bei der August Thyssen-Hütte AG zunächst wenige Auswirkungen, da ihr innerhalb der Vereinigte Stahlwerke AG der Produktbereich Halbzeug zugewiesen ist. Mit Kriegsbeginn ändert sich dies: In der reglementierten Kriegswirtschaft gestaltet sich die Produktion bei Baustoff-, Rohstoff-, Arbeitskräfte- und Energiemangel zunehmend schwieriger. Der durch Einberufungen von Mitarbeitern bei gleichzeitig steigenden Rüstungsanforderungen entstandene Arbeitskräftemangel wird durch den Einsatz ausländischer Arbeitskräfte, insbesondere durch Fremdarbeiter und Kriegsgefangene, ausgeglichen.

Zwangsarbeiterlager, um 1941

Thyssen / Krupp

Zwangsarbeit

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs werden zahlreiche Beschäftigte zur Wehrmacht eingezogen. Um die Lücken zu schließen und die Produktion aufrechtzuerhalten, setzen auch die Vereinigten Stahlwerke (Thyssen) und die Firma Fried. Krupp ausländische, überwiegend unter Zwang rekrutierte Zivilarbeiter und Kriegsgefangene ein, vor allem seit 1941 aus der Sowjetunion. Zu den Zwangsarbeitern gehören auch Juden und Häftlinge aus Konzentrationslagern. Insgesamt werden im Krupp-Konzern mindestens 100.000 Fremd- und Zwangsarbeiter beschäftigt. Dies entsprach zeitweise bis zu 40 % der Belegschaft. Bei der August Thyssen-Hütte AG belief sich die Gesamtzahl auf ca. 14.800, was zeitweise bis zu 26 % der Belegschaft entsprach. Die Bedingungen, unter denen die Zwangsarbeiter leben und arbeiten, sind oft unmenschlich und widersprechen Recht und Moral.

Eisenbahngeschütz Dora auf dem Schießplatz in Rügenwalde, um 1942

Thyssen / Krupp

Rüstung

Die stark zunehmende staatliche Rüstungsnachfrage bestimmt nach 1933 auch die Produktionsschwerpunkte von Krupp und Thyssen. Die Thyssenhütte produziert vor allem Halbzeug, und damit Vorprodukte, die Verwendung in der Rüstungsindustrie finden. Im Kriegsverlauf kommt die Fertigung von Granaten hinzu. Krupp stellt insbesondere Geschütze, Panzer, Kriegsschiffe und Geschosse her. Die zivile Produktion, etwa von Maschinen, Lokomotiven oder Lastwagen, erlebt jedoch ebenfalls einen Aufschwung und wird nie völlig von der Rüstung verdrängt, anders als im Ersten Weltkrieg. 1941 erwirbt Krupp die Mehrheit an der Bremer Werft „Deschimag“ (später AG Weser). 1938 läuft der Schwere Kreuzer „Prinz Eugen“ bei der Krupp-Germaniawerft vom Stapel, wo im Verlauf des Krieges auch zahlreiche U-Boote gebaut werden. Das 1942 von Krupp fertiggestellte 80 cm-Eisenbahngeschütz „Dora“ stellt zwar das größte bis dahin gebaute Geschütz dar, ist aber militärisch angesichts der Mittel des Luftkriegs überholt.

Letzte Aufsichtsratssitzung der Fried. Krupp AG, 15. Dezember1943

Krupp

Umwandlung der Fried. Krupp AG in eine Einzelfirma

Im Dezember 1943 wird die Fried. Krupp AG wieder in eine Einzelfirma umgewandelt und auf den ältesten Sohn Alfried Krupp von Bohlen und Halbach als Alleininhaber übertragen. Rechtlich freigemacht wird dieser Weg durch einen Erlass Hitlers, die sog. „Lex Krupp“. Alfried Krupp übernimmt die Firma zu einem Zeitpunkt, als Rüstungsbehörden und halbstaatliche Lenkungsgremien in noch größerem Umfang in die Unternehmen eingreifen.

Zerstörte Betriebsanlagen August-Thyssen-Hütte

Thyssen / Krupp

Luftkrieg

Seit 1943 nehmen britische und amerikanische Luftangriffe auf die Werke von Krupp und Thyssen massiv zu. Zahlreiche Betriebe und Einrichtungen werden zerstört. Die Unternehmensleitungen verlagern die Produktion zum Teil in weniger luftkriegsgefährdete Regionen oder gründen dort neue Tochterwerke, zum Beispiel das Berthawerk bei Breslau. Die Thyssenhütte liegt nach dem Luftangriff vom 22. Januar 1945 endgültig still. Nach Kriegsende werden die Arbeiter mit Aufräumarbeiten beschäftigt, da die Alliierten der Hütte eine Produktionsgenehmigung verweigern.

Die Bonner Republik

1945 - 1997

Nürnberger Krupp-Prozess, auf der Anklagebank Alfried Krupp mit elf leitenden Mitarbeitern, 1947

Krupp

Nürnberger Krupp-Prozess

Bei Kriegsende sind ca. 32 % der Essener Werksanlagen zerstört und 29 % mittelschwer bis schwer beschädigt. Durch Demontage verliert das Unternehmen u. a. das Hüttenwerk in Essen-Borbeck. Das Krupp-Grusonwerk in Magdeburg wird enteignet (später SKET); die Krupp-Germaniawerft in Kiel ist zerstört und wird liquidiert. Die verbleibenden Bergwerks- und Hüttenbetriebe werden im Rahmen eines Entflechtungsplans der Alliierten abgetrennt, und das Vermögen des Unternehmens wird der Militärregierung unterstellt. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, seit April 1945 inhaftiert, wird 1947/48 mit elf seiner leitenden Mitarbeiter vor einem amerikanischen Militärgericht in Nürnberg angeklagt. Die Richter verurteilen ihn wegen der Beschäftigung von Zwangsarbeitern und der Aneignung von Wirtschaftsgütern in den von Deutschland besetzten Gebieten. Im Anklagepunkt der Vorbereitung eines Angriffskrieges erfolgt ein Freispruch. Das Urteil lautet auf zwölf Jahre Haft und Einziehung des Vermögens. Im Rahmen einer allgemeinen Begnadigungsaktion werden die Verurteilten durch Entscheidung des amerikanischen Hohen Kommissars für Deutschland, John McCloy, im Januar 1951 aus der Haft entlassen.

Thyssen-Angestellte protestieren gegen die Demontage ihres Werks, 1948.

Thyssen

Demontagestopp auf der Thyssenhütte

Seit dem 16. Oktober 1947 steht offiziell fest, dass auch die Thyssenhütte demontiert werden soll, um im Rahmen alliierter Demontagepolitik das deutsche Industriepotenzial zu reduzieren und um die vom Zweiten Weltkrieg besonders betroffenen Staaten durch Sachlieferungen zu entschädigen. Das britische Demontagebüro in Hamborn beauftragt erstmals im April 1948 deutsche Firmen mit dem Abbau der Anlagen. Diese Arbeiten sind von zahlreichen Protesten der betroffenen Mitarbeiter, aber auch der Duisburger Bevölkerung begleitet, die sich zugleich gegen die Demontage-Unternehmen richten. Parteiübergreifend solidarisieren sich ebenfalls Politiker, Kirchen und Gewerkschaften.

Das Petersberger Abkommen vom 22. November 1949 bedeutet für viele westdeutsche Firmen das Ende der Demontage, auch für die Thyssenhütte. Die Westalliierten setzten ihre Entflechtungs- und Neuordnungspolitik in der westdeutschen Montanindustrie fort: Die Vereinigte Stahlwerke AG und ihre Betriebsgesellschaften werden auf alliierte Anordnung liquidiert.

Feierstunde auf der Thyssen-Hütte am 7. Mai 1951 bei der Wiederinbetriebnahme des ersten Hochofens nach dem Krieg. Im Vordergrund der älteste Hochofenmann der damaligen Belegschaft.

Thyssen

Neugründung der August Thyssen-Hütte AG

Ein halbes Jahr nach dem Petersberger Abkommen, im Mai 1950, beginnen die Wiederaufbauarbeiten auf der Thyssenhütte. Der erste Hochofen wird am 7. Mai 1951 angeblasen, ein Siemens-Martin-Werk läuft im gleichen Jahr wieder an. Mit Inkrafttreten der Montanunion fallen am 28. Juli 1952 sämtliche alliierten Produktionsbeschränkungen, damit zugleich auch für die Thyssenhütte. Im Rahmen der Entflechtung der westdeutschen Montanindustrie wird die Thyssenhütte aus dem Konzernverband der Vereinigte Stahlwerke AG herausgelöst und am 2. Mai 1953 als August Thyssen-Hütte AG (neu) gegründet; sie übernimmt nur die Anlagen der Thyssenhütte.

1955 geht die erste nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland installierte Warmbreitbandstraße, das Herzstück der jetzt auf Flachstahl ausgerichteten Produktion der Thyssenhütte, in Betrieb. Sie verschafft dem Unternehmen neue Möglichkeiten auf dem Gebiet der Feinbleche.

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach (r.) und Berthold Beitz, 1967

Krupp

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach übernimmt wieder die Leitung des Krupp-Konzerns

Nach langen Verhandlungen von Krupp mit den Westalliierten wird 1953 im „Mehlemer Abkommen“ der Verkauf der vom Konzern abgetrennten Montanbetriebe festgelegt (sog. „Verkaufsauflage“). Das Hüttenwerk Rheinhausen sowie Zechen und Gruben werden auf die Hütten- und Bergwerke Rheinhausen AG übertragen, die im Bochumer Raum gelegenen Bergwerke auf die neu gegründeten Gesellschaften Steinkohlenbergwerk Hannover-Hannibal AG und Bergbau AG Constantin der Große. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach übernimmt wieder die Leitung des Krupp-Konzerns und beruft im November 1953 Berthold Beitz (1913-2013) zu seinem persönlichen Generalbevollmächtigten. Beide treiben den Wiederaufbau des Krupp-Konzerns voran, der 1958 kurzzeitig noch einmal das umsatzstärkste deutsche Unternehmen ist.

Ansicht der Niederrheinische Hütte AG mit Hochofengruppe und Erzumschlag- und Sinteranlage, 1959.

Thyssen

Beginn der horizontalen Diversifizierung der August Thyssen-Hütte AG

Der horizontalen Diversifizierung der August Thyssen-Hütte AG als Stahlproduzent dienen umfangreiche und markante Unternehmensübernahmen.

Mitte der 1950er-Jahre liegen die Produktionsschwerpunkte der August Thyssen-Hütte AG bei Halbzeug, Profil- und Flachstahl. Durch Zusammenschluss mit der Niederrheinische Hütte AG (1956), die vornehmlich Walzdraht und Stabstahl erzeugt und über eine beachtliche Drahtverarbeitung verfügt, verbreitert die August Thyssen-Hütte AG ihre Produktpalette. Die Mehrheitsbeteiligung an der Deutsche Edelstahlwerke AG (1957), dem damals größten deutschen Edelstahlproduzenten, ergänzt das Programm um Edel- und Qualitätsstähle.

Mit dem Erwerb der Phoenix-Rheinrohr AG Vereinigte Hütten- und Röhrenwerke (1965), neben der Mannesmannröhren-Werke AG ein führender deutscher Röhrenhersteller, findet eine Ergänzung des Produktionsprogramms um Stahlrohre und Grobbleche statt, die bisher im Lieferprogramm der Thyssen-Gruppe noch nicht vertreten sind. Erst mit dem 1968 erfolgten Zusammenschluss von August Thyssen-Hütte AG und Hüttenwerk Oberhausen AG findet nicht eine horizontale Erweiterung des Leistungsprogramms, sondern eine Kapazitätsaddition in den Bereichen Rohstoffbasis sowie Eisen- und Stahlerzeugung statt. Alle Zusammenschlüsse der 1950er- und 1960er-Jahre haben eine Konzentration auf die jeweils kostengünstigsten Anlagen im Bereich der Erzeugung und Verarbeitung von Eisen und Stahl zur Folge. Parallel dazu findet eine rasche Vergrößerung der als optimal erachteten Hüttenwerkseinheiten statt. Mitte der 1960er-Jahre ist die August Thyssen-Hütte AG der größte europäische Rohstahlerzeuger und steht mit ihrer Rohstahlproduktion weltweit an fünfter Stelle.

Amélie Thyssen und Bundeskanzler Konrad Adenauer auf Schloss Puchhof bei Straubing anlässlich der Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband am 7. August 1960.

Thyssen

Errichtung der Fritz Thyssen Stiftung

Die Erbinnen von Fritz Thyssen, seine Ehefrau Amélie Thyssen und seine Tochter Anita Gräfin Zichy-Thyssen, errichten am 7. Juli 1959 die Fritz Thyssen Stiftung, indem sie einen wesentlichen Teil ihres Vermögens, nominell 100 Mio. DM Aktien der August Thyssen-Hütte AG, in diese Stiftung zur Förderung der Wissenschaften einbringen.

Schon Fritz Thyssen selbst hatte erwogen, auf sein Eigentum zu verzichten, um die Demontage der Thyssenhütte zu verhindern. Als seine Witwe und die Tochter die Stiftung einrichten, ist die Angst um die Demontage zwar längst gewichen, aber die Erinnerung an diese Zeit, als die Thyssenhütte insgesamt zum Abriss anstand, ist noch keineswegs verblasst. So verbinden die Stifterinnen mit ihrer Anerkennung gegenüber Unternehmensleitung und Mitarbeitern auch ausdrücklich den Dank an Bundes- und Landesregierung für deren Hilfe beim Wiederaufbau. Es ist die erste große private wissenschaftliche Einzelstiftung, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland errichtet wird.Die Wissenschaftsförderung der Stiftung wird ein Jahr später aufgenommen.

Die Niederlassungen und Vertretungen der Handelsunion-Gruppe in Deutschland im Jahr 1954.

Thyssen

Angliederung einer Handelsorganisation

Parallel zur horizontalen Diversifizierung (siehe 1956) findet seit 1960 die Angliederung einer Handelsorganisation statt. Nach der Entflechtung und Liquidation der Vereinigte Stahlwerke AG wurden deren Handelsaktivitäten in der Handelsunion AG als Holding zusammengefasst. 1960 erwirbt die August Thyssen-Hütte AG eine Sperrminorität an der Handelsunion AG, seit 1969 Thyssen Handelsunion AG, welche in den folgenden Jahren systematisch ausgebaut wird. Seit 1973 ist die Thyssen Handelsunion AG eine 100%-ige Tochter der August Thyssen-Hütte AG. Trotz der Bindung an die August Thyssen-Hütte AG ist die Thyssen Handelsunion AG nicht ausschließlich auf Geschäfte mit Thyssen-Stahl beschränkt. In den folgenden Jahrzehnten wandelt sie sich vom ausschließlichen Handelsunternehmen zu einem Dienstleister. Mitte der 1990er-Jahre setzt durch Definition der neuen Kerngeschäftsfelder Werkstoffe, Industrie- und Gebäudeservice sowie Projektmanagement eine Reorganisation ein.

Das Krupp Hüttenwerk Rheinhausen, 1961

Krupp

Ausbau der Stahlbasis im Krupp-Konzern

Im Rahmen der alliierten Verkaufsauflage wird 1954 die Gewerkschaft Emscher-Lippe bei Datteln veräußert, 1956 wird die Aktienmehrheit der Bergbau AG Constantin der Große an den Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation AG verkauft. Kurz danach erwirbt Krupp jedoch die Aktienmehrheit am Bochumer Verein, erweitert damit seine Stahlbasis und führt 1965 seine Hütten- und Bergwerksbetriebe in der Fried. Krupp Hüttenwerke AG zusammen. 1974 erwirbt diese eine erste Beteiligung an der Stahlwerke Südwestfalen AG und bis 1977 die Mehrheit. Die Krupp Stahl AG, 1980 gegründet, ist Dachgesellschaft für alle Stahlbetriebe im Konzern.

Auf der 50. Jubilarfeier der Firma Fried. Krupp am 1.4.1967 gab Alfried Krupp von Bohlen und Halbach in der Villa Hügel die Stiftungsabsicht bekannt.

Krupp

Gründung der Fried. Krupp GmbH und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

1967 stirbt Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, letzter persönlicher Alleininhaber der Firma Krupp. Ermöglicht durch den Erbverzicht seines Sohnes Arndt, vererbt er sein Vermögen einer von ihm gegründeten gemeinnützigen Stiftung. Die „Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung“ nimmt am 1. Januar 1968 ihre Arbeit auf. Die Firma Krupp wird in die Kapitalgesellschaft „Fried. Krupp GmbH“ umgewandelt, deren sämtliche Geschäftsanteile bei der Stiftung liegen. Satzungsgemäß hat die Stiftung die Aufgabe, mit den ihr zufließenden Mitteln „unmittelbar gemeinnützigen Zwecken“ zu dienen. Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung ist bis zu seinem Tod im Jahr 2013 Berthold Beitz. Den Vorsitz hat seitdem Ursula Gather inne.

Durch Vereinbarung mit der Mannesmann AG kamen 1970 die Produktionsanlagen der Thyssen Röhrenwerke AG zur Mannesmannröhren- Werke AG, die in diesem Jahr Großröhren u. a. an die Sowjetunion lieferte.

Thyssen

Spezialisierung durch Kooperation

In der Endphase der horizontalen Diversifizierung kommt es bei der August Thyssen-Hütte AG zur Spezialisierung durch Kooperation. 1969 vereinbaren die Mannesmann AG und die August Thyssen-Hütte AG eine Arbeitsteilung, die sich mit der Kurzformel "Röhren zu Mannesmann, Walzstahl zu Thyssen" umreißen lässt. Die durch Eingliederung der Phoenix-Rheinrohr AG Vereinigte Hütten- und Röhrenwerke zur August Thyssen-Hütte AG gekommene Produktion von Stahlrohren wird gemeinsam mit der Mannesmann AG in der Mannesmannröhren-Werke AG betrieben, an der die August Thyssen-Hütte AG zunächst zu 1/3, die Mannesmann AG zu 2/3 beteiligt ist. Im Gegenzug überträgt die Mannesmann AG ihre Erzeugung von Walzstahl auf die August Thyssen-Hütte AG.

1985 übergab die Krupp Koppers GmbH die damals größte und modernste Koksofenbatterie der Welt an die Mannesmann Röhren-Werke AG.

Krupp

Ausweitung durch horizontale Diversifizierung

Die Fried. Krupp GmbH erwirbt 1970 zwei Beteiligungen von zusammen 82 % an der Polysius AG in Neubeckum, einer führenden Ingenieurfirma im Bau von Zementanlagen. Bereits 1964 hat man die Aktienmehrheit der Atlas-Werke AG in Bremen und damit zugleich der Beteiligungsgesellschaft MaK Maschinenbau Kiel GmbH übernommen. 1974/75 werden sämtliche Geschäftsanteile der Heinrich Koppers GmbH in Essen erworben, eines führenden Unternehmens der Kokerei- und Kohlevergasungstechnik.

Parallel zum Engagement im Anlagenbau werden die Aktivitäten im Maschinenbau ausgeweitet: 1974 wird eine Mehrheitsbeteiligung von 75% an der Maschinenfabrik Buckau R. Wolf AG in Grevenbroich erworben, 1977 werden die Kautex Maschinenbau GmbH in Bonn und 1980 die Gildemeister Corpoplast Maschinen GmbH in Hamburg übernommen. 1985 erwirbt die Fried. Krupp GmbH eine Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen Werner & Pfleiderer in Stuttgart, Hersteller von Spezialmaschinen der Chemie- und Kunststoffindustrie sowie der Backtechnik. 1978 erwirbt die Fried. Krupp Hüttenwerke AG außerdem eine Beteiligung von 58,2% an der Gerlach-Werke GmbH, einer der modernsten Gesenkschmieden Europas.

Produktionsstandorte der Rheinischen Stahlwerke in Deutschland nach einem Prospekt von 1964.

Thyssen

Ausbau zum Mischkonzern mit den Schwerpunkten Stahl, Investitionsgüter, Handel und Dienstleistungen

Durch den Erwerb der Rheinstahl AG 1973 findet eine Verbreiterung der Unternehmensbasis statt, gleichzeitig wird die einseitige Abhängigkeit vom konjunkturabhängigen Stahlgeschäft reduziert. Der Programmschwerpunkt der Rheinstahl AG liegt in der Weiterverarbeitung. Die Fusion von August Thyssen-Hütte AG und Rheinstahl AG verstärkt die Erzeugungs- und Verarbeitungskapazitäten von Eisen, Stahl und Edelstahl, gleichzeitig etabliert sie eine umfangreiche, konzerneigene Industriegüterfertigung mit den Bereichen Lokomotiv-, Maschinen-, Schiff- und Waggonbau sowie Bau- und Wärmetechnik. Die weit gespannten Aktivitäten der Rheinstahl AG werden mit den entsprechenden Thyssen-Geschäftsfeldern in den vier neu formierten Unternehmensbereichen Investitionsgüter und Verarbeitung, Handel und Dienstleistungen, Edelstahl sowie Stahl zusammengefasst. Die strukturelle Veränderung wird 1977 durch Änderung des Firmennamens von August Thyssen-Hütte AG in Thyssen Aktiengesellschaft vorm. August Thyssen-Hütte, ab 1997 nur noch Thyssen Aktiengesellschaft nachvollzogen. Um auch nach außen zu dokumentieren, dass die Rheinstahl AG den Weiterverarbeitungsbereich der Thyssen-Gruppe repräsentiert, wird sie 1976 in Thyssen Industrie AG umfirmiert. Aus ihr geht 1999, erweitert um Aktivitäten des Krupp-Konzerns, der Unternehmensbereich thyssenkrupp Industries hervor.

The Budd Company: Fassade des Werks Troy/Michigan in den USA

Thyssen

Internationalisierung und weitere vertikale Diversifizierung

Schon Anfang der 1970er-Jahre finden Überlegungen der August Thyssen-Hütte AG über eine intensivere internationale Ausrichtung des Konzerns statt. Planungen, an verschiedenen Orten in der Welt Rohstahl zu produzieren und diesen in Duisburg weiter zu verarbeiten, werden nach der Ölpreiskrise von 1973 aufgegeben. Im Bemühen um eine zusätzliche Erweiterung der Unternehmensbasis bei gleichzeitiger Reduzierung der Stahlabhängigkeit wird 1978 The Budd Company (USA) akquiriert. Der Schwerpunkt dieses nordamerikanischen Mischkonzerns liegt zum Zeitpunkt der Übernahme im Bereich Automobilzulieferindustrie und in der Produktion zahlreicher Investitionsgüter. Der weiteren Globalisierung des Konzerns dient in den 1990er-Jahren die Fokussierung auf ausgewählte Geschäftsfelder mit gutem Markt- und Ergebnispotenzial. In diesem Zusammenhang sind zu erwähnen: 1997 der Erwerb des Werkzeugmaschinenherstellers Giddings & Lewis Inc. (USA), der Copper and Brass Sales Inc. (USA), einem führenden Handels- und Service-Center für Nichteisen-Metalle in Nordamerika, sowie 1998 der Dover Elevators (USA), dem Marktführer für Hydraulik-Aufzüge in Nordamerika.

Am 19.3.1985 wurde in Essen der erste ICE-Triebkopf an die Deutsche Bundesbahn übergeben. Diese Hochleistungslokomotive ist federführend von dem Unternehmen Krupp Industrietechnik in Arbeitsgemeinschaft mit fünf deutschen Schienenfahrzeug- Herstellern entwickelt und gebaut worden.

Krupp

Reorganisation und Ausbau des Konzerns

Die Fried. Krupp GmbH organisiert sich als Holding-Gesellschaft. Bisher als Betriebsabteilungen geführte Konzernunternehmen werden verselbständigt. Die Holding übernimmt die strategische Führung der ergebnisverantwortlichen Konzernunternehmen. Ziel ist der Ausbau bestehender und der Aufbau neuer Geschäftsfelder. Gleichzeitig sind die 1980er und 1990er-Jahre geprägt durch das Bestreben, die eigene Stellung am Markt zu stärken und weltweit auszubauen. Dies geschieht durch Fusionen und Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen bei gleichzeitiger Veräußerung bzw. Schließung unrentabler Unternehmensteile.

1983 werden die Schmiedeaktivitäten der Krupp Stahl AG und der Klöckner-Werke AG in der Schmiedewerke Krupp-Klöckner GmbH in Bochum zusammengefasst. Mit der Übernahme der VDM Nickeltechnologie AG 1989 erweitert man die Produktpalette im Bereich höchstlegierter Edelstähle. Das 1990 gegründete Gemeinschaftsunternehmen Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH Duisburg, an dem die Krupp Stahl AG und die Mannesmannröhren-Werke AG zu je 50% beteiligt sind, versorgt die beiden Muttergesellschaften mit Halbzeug für die Herstellung von Flachstahl-Erzeugnissen und Röhren.

Thyssen Stahl AG: Werk Beeckerwerth

Thyssen

Konzentration der Thyssen AG auf die Aufgaben der Konzernführung und Ausgliederung des Stahlbereichs in die Thyssen Stahl AG

Anlass für die rechtliche Verselbst-
ständigung des Stahlbereichs sind die Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit der Krupp Stahl AG, der 1983 nicht realisiert wird. In den folgenden Jahren passt der Thyssen-Konzern seine Stahlproduktion dem Markt an und führt Bereinigungen der Strukturen durch, so wird zum 1. Oktober 1992 die Thyssen Edelstahlwerke AG auf die Thyssen Stahl AG fusioniert. Die in den 1990er-Jahren wieder aufgenommenen Gespräche über ein Joint-venture mit Krupp führen 1995 zu Kooperationen in den Bereichen Weißblech (Rasselstein Hoesch GmbH), Elektroblech (EBG Elektroblech Bochum GmbH) und Rostfrei-Flacherzeugnisse (Krupp Thyssen Nirosta GmbH). 1997 - nach Rücknahme der Absicht der Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp, die Thyssen AG mehrheitlich zu erwerben - erfolgt die Zusammenfassung der Flachstahlaktivitäten von Thyssen Stahl AG und Krupp Hoesch Stahl AG in der Thyssen Krupp Stahl AG.

Produktionsstätte Thyssen Aufzüge GmbH in Neuhausen bei Stuttgart, 1988.

Thyssen

Ausbau des Geschäftsbereichs Thyssen Aufzüge durch Beteiligungserwerbungen in Europa und Nordamerika

Der Geschäftsbereich Aufzüge geht auf die 1973 übernommene Rheinstahl AG zurück. Zu deren Tochtergesellschaften gehörten schon damals zwei bekannte Aufzugsfirmen, die Rheinstahl Eggers-Kehrhahn GmbH in Hamburg und die Aufzugsabteilung der R. Stahl KG in Stuttgart. 1973 wird eine neue große Produktionsstätte in Neuhausen an der Fildern bei Stuttgart errichtet.

In den 1990er-Jahren baut der Thyssen-Konzern diesen Investitionsgüterbereich durch Akquisitionen in Europa und Übersee aus, um eine Spitzenstellung in der Welt zu erreichen. 1998 erfolgt der Erwerb der Aufzugsaktivitäten von Dover Elevators (USA), dem Marktführer für Hydraulik-Aufzüge in Nordamerika.

Aktie der Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp, 1992

Krupp

Fusion der Fried. Krupp AG mit der Hoesch AG zur Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp

Die Unternehmen Krupp in Essen und Hoesch in Dortmund, die beide auf eine lange Tradition zurückblicken, sind in einer Vielzahl von verwandten Geschäftsbereichen tätig, so vor allem in der Stahlerzeugung, im Anlagenbau, in der Produktion von Komponenten für die Automobilindustrie und im Handel. Mit dem Ziel, hier Synergien zu realisieren, erwirbt die Fried. Krupp GmbH seit 1991 Aktien der Hoesch AG. Nach dem Erwerb der Mehrheit wird diese am 8. Dezember 1992 auf die Fried Krupp AG verschmolzen. Bereits im März 1992 war die Fried. Krupp GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden. Die neue Gesellschaft wird im Dezember 1992 in die Handelsregister Essen und Dortmund eingetragen und nimmt ihre Arbeit mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Januar 1992 auf.
Der Konzern wird neu strukturiert: Die Geschäftsfelder sind in fünf Sparten organisiert: Anlagenbau, Automotive, Handel, Maschinenbau, Stahl und Verarbeitung. Die Stahlaktivitäten von Krupp Stahl und Hoesch Stahl werden mit wirtschaftlicher Wirkung vom 1. Januar 1993 in der Krupp Hoesch Stahl AG zusammengeführt.

Titelblatt des Geschäftsberichts 1994/95 der Thyssen AG

Thyssen

Konzentration auf Kerngeschäftsfelder

Zur Konzentration ihrer Aktivitäten definiert die Thyssen-Gruppe 1996 Kerngeschäfts-
felder. Hierzu gehören Aufzüge, Automobilzulieferungen, Flachstahl-
erzeugung, Produktionssysteme und der Werkstoffhandel. Die Konzentration der Ressourcen auf Kerngeschäftsfelder führt konsequenterweise zu einer Portfolio-Bereinigung durch den Verkauf der Wehrtechnik von Thyssen Henschel, der Rheinische Kalksteinwerke GmbH sowie der Thyssen Haniel Logistik GmbH und anderer Unternehmen.

Zu neuen Ufern

(1997 - heute)

Die Fusion der beiden Stahlgesellschaften von Thyssen und Krupp zum 1. September 1997 wurde unübersehbar an der Hauptverwaltung des neuen Unternehmens dokumentiert.

Thyssen und Krupp

Zusammenführung der Qualitätsstahl Flach-Bereiche von Krupp und Thyssen zur Thyssen Krupp Stahl AG


Nachdem Bemühungen um Kooperation zwischen Thyssen und Krupp im Flachstahlbereich bis dahin zu keinem Erfolg führten (siehe Thyssen 1983), wird im März 1997 die Absicht der Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp bekannt, den Thyssen-Konzern mehrheitlich zu erwerben. Nach Aufgabe des Übernahmevorhabens beraten beide Unternehmen intensiv über das industrielle Konzept einer gemeinsamen Flachstahlgesellschaft, in die die Thyssen Stahl AG und die Krupp Hoesch Stahl AG ihre Flachstahlaktivitäten einbringen. Die Thyssen Krupp Stahl AG nimmt am 1. September 1997 ihren Geschäftsbetrieb auf; sie gehört zu den weltweit größten Flachstahlherstellern.

Im Zuge der Stahlfusion verabreden beide Unternehmen die Prüfung weiterer Felder der Zusammenarbeit (siehe 17. März 1999).

Titelblatt der ersten Ausgabe der unternehmensintern herausgegebenen Zeitschrift 'Fusion aktuell' vom März 1998.

Thyssen Krupp

Eintragung der Thyssen Krupp AG in das Handelsregister


Die Idee eines Zusammenschlusses ist nicht neu. Sie beschäftigte in den vergangenen Jahrzehnten Generationen von Managern. Durch die fortschreitende Globalisierung Ende der 1990er-Jahre ist auch bei Thyssen und Krupp der Entschluss zu einem Zusammenschluss gereift.

Thyssen und Krupp nehmen im August 1997 Gespräche über weitere Kooperationen auf, nachdem die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens im Qualitätsstahl-Flach-Bereich abgeschlossen ist.

Die ermittelten strategischen Chancen und die Synergiepotenziale eines Gesamtzusammenschlusses sind außerordentlich groß. Mit der Eintragung in das Handelsregister am 17. März 1999 nimmt die Thyssen Krupp AG mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Oktober 1998 ihre Arbeit auf.

Im neuen Unternehmen werden die Konzernaktivitäten zunächst in insgesamt 23 Geschäftsbereichen gebündelt, die die fünf Unternehmensbereiche Steel, Automotive, Industries, Engineering sowie Materials & Services bilden.

Briefkopf der "Stiftungsinitiative"

ThyssenKrupp

Entschädigung für Zwangsarbeit

Auch in den Vorgängerunternehmen von thyssenkrupp mussten zahlreiche Frauen und Männer im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeit leisten. Nach Kriegsende bleibt eine umfassende Regelung der Entschädigungsfrage vorerst aus. Zahlungen sind die Ausnahme. Die Firma Fried. Krupp vereinbart als erstes noch produzierendes deutsches Unternehmen 1959 mit der Jewish Claims Conference eine freiwillige Zahlung von 10 Millionen DM an ehemalige jüdische KZ-Häftlinge, die Zwangsarbeit geleistet haben. Erst Mitte der 1990er-Jahre gewinnt das Thema der Entschädigung neue, große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Zusammen mit dem Staat plant die „Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft“, zu deren 16 Gründungsmitgliedern die Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp gehört, im Jahr 2000 die Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“. Insgesamt leistet die ThyssenKrupp AG bis 2001 einen Beitrag von ca. 152,3 Mio. DM für den Entschädigungsfonds.

Jungfernfahrt Transrapid

Jungfernfahrt Transrapid in Shanghai

Pünktlich zu Silvester 2002 schwebt der Transrapid erstmals aus dem Terminal in Shanghai. Unter Beteiligung einer hochrangigen Delegation, darunter der chinesische Ministerpräsident Zhu Rongji und der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, wird der „Shanghai Transrapid“ in Betrieb genommen. Er verbindet den Flughafen Pudong mit Shanghai. Der Dauerbetrieb startet 2004. Auf der Premierenfahrt wird die Betriebsgeschwindigkeit von 430 Kilometern pro Stunde erreicht. Statt in 45 Minuten, die Bus oder Taxi für die 30 Kilometer lange Strecke benötigen, bringt der Transrapid seine Fahrgäste in acht Minuten ans Ziel.

TWIN-Grafik

Erster TWIN-Aufzug in Stuttgart

thyssenkrupp Elevator installiert die erste TWIN-Anlage bei der Universität Stuttgart. Die Idee, zwei Kabinen in einem Schacht fahren zu lassen, war bereits 1930 zum Patent angemeldet worden, die Umsetzung sollte jedoch erst über siebzig Jahre später gelingen. Damit wird eine neue Ära der Aufzugtechnik eingeläutet. Bei diesem innovativen System bewegen sich zwei Kabinen übereinander und unabhängig voneinander in einem Schacht. Dieses neue System wird im Folgenden u. a. bei der BMW Group Konzernzentrale in München und im Gebäudekomplex Aqua Multiespacio in Valencia installiert.

IdeenPark-Stern

Initiative „Zukunft Technik entdecken“

Die Initiative „Zukunft Technik entdecken“ wird im Jahr 2004 vor dem Hintergrund zunehmenden Nachwuchsmangels in technischen Berufen von ThyssenKrupp ins Leben gerufen. Sie dient dazu, Technik und Naturwissenschaften erlebbar zu machen und zu begeistern. ThyssenKrupp hat bei dieser Initiative kompetente Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Bildung und Gesellschaft gefunden.

Eine zentrale Veranstaltungsreihe ist dabei der „Ideenpark“, eine Technik-Erlebniswelt, die sich an Jugendliche, Schüler und Familien wendet. Im September 2004 findet der erste IdeenPark in Gelsenkirchen statt und drei weitere werden in den folgenden Jahren ausgerichtet: 2006 IdeenPark in Hannover, 2008 in Stuttgart und schließlich 2012 in Essen. Insgesamt über 800.000 Menschen folgen der Einladung, hinter die Kulissen von Forschung und Entwicklung zu blicken, zu experimentieren und zu entdecken. Unterhaltsame Bühnenshows, originelle Vorträge, spannende Workshops ergänzen die vielen Mitmach-Exponate, die zum Entdecken und spielerischen Lernen einladen.

Der IdeenPark 2012 wird durch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß und Dr. Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp AG, offiziell eröffnet.

Organisationsstruktur ThyssenKrupp-Konzern 2009

ThyssenKrupp

Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007 trifft auch ThyssenKrupp schwer. Zum ersten Mal seit der Fusion von Thyssen und Krupp schließt der Konzern im Geschäftsjahr 2008/09 mit einem Verlust ab. Gegen die Krise beschließt das Unternehmen ein umfangreiches Maßnahmenprogramm. Durch eine Fülle von Maßnahmen werden die Kosten allein im Geschäftsjahr 2008/09 um deutlich mehr als 1 Mrd. € reduziert. Zum 1. Oktober 2009 führt ThyssenKrupp eine neue Organisationsstruktur ein, um die wirtschaftlichen Herausforderungen besser zu meistern. Die bisherigen fünf Segmente werden durch Business Areas ersetzt: Components Technology, Elevator Technology, Industrial Solutions, Materials Services, Steel Europe und Steel Americas (Stand 2016). Durch die Neuorganisation wird der Konzern insgesamt operativ dezentraler und zugleich strategisch zentraler geführt und kann damit schneller auf Marktentwicklungen und Kundenwünsche reagieren. Konzernweite Dienstleistungen sind künftig Aufgabe der Business-Service-Gesellschaften.

thyssenkrupp Quartier in Essen

Bezug des Quartiers in Essen

Am 17. Juni 2010 übergibt Architekt Philippe Chaix symbolisch im Beisein zahlreicher Gäste (Ministerpräsident von NRW Jürgen Rüttgers, Prof. Berthold Beitz, Reinhard Paß, Oberbürgermeister von Essen) den Schlüssel für das neue Quartier in Essen. Im Juni 2010 ziehen die Mitarbeitenden der Hauptverwaltung vom Düsseldorfer Dreischeibenhaus in das neu gebaute ThyssenKrupp Quartier an der Altendorfer Straße in Essen. Das Essener Quartier ist Teil eines über Jahrzehnte industriell genutzten Areals, das deckungsgleich mit dem Kern der 1811 gegründeten Gussstahlfabrik Krupp in Essen ist. Unmittelbar neben dem Quartier werden der Berthold-Beitz-Boulevard und der Krupp-Park errichtet. Die neue Konzernzentrale ist das neue Symbol für den Konzern, sie ist ein Ort der Begegnung, des Dialogs und des transparenten Wissensaustauschs.

Feierlichkeiten zum Jubiläum

ThyssenKrupp

200 Jahre Krupp

Am 20. November 2011 wurde mit einem Festakt in der Villa Hügel der 200. Geburtstag der Firma Krupp begangen. 1811 hatte Friedrich Krupp mit der Gründung der Gussstahlfabrik in Essen die Keimzelle für den späteren Weltkonzern gelegt.

Als Festredner traten u.a. der damalige Bundespräsident Christian Wulff und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft auf. In ihren Beiträgen hoben die Laudatoren insbesondere die lange Tradition der Innovationskraft und Ingenieursleistung, aber auch der sozialen Verantwortung und des „moralischen Kapitalismus“ (Helmut Schmidt) der Firma hervor.

Begleitet wurde das Jubiläum durch eine Ausstellung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Unter dem Titel „Krupp - Fotografien aus zwei Jahrhunderten“ wurden in 15 Räumen der Villa Hügel die bedeutendsten Schätze aus der einzigartigen Sammlung des Historischen Archivs Krupp präsentiert und konnten 146.000 Besucher anlocken.

Trauerfeier Beitz

ThyssenKrupp

Am 30. Juli 2013 starb im Alter von 99 Jahren Berthold Beitz, eine der einflussreichsten deutschen Unternehmerpersönlichkeiten der Nachkriegszeit.

1913 in Zemmin/Vorpommern geboren, hatte Beitz zunächst bei Banken und dann in der Ölindustrie gearbeitet. Während des Zweiten Weltkriegs rettete er in Galizien zahlreiche Juden, indem er sie als unabkömmlich für den dort von ihm geleiteten Ölförderbetrieb einstufte. 1973 er wurde dafür in Israel als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.

Nach 1945 war er als Generaldirektor der Iduna-Germania Versicherungsgesellschaft in Hamburg tätig, ehe ihn Alfried Krupp von Bohlen und Halbach 1953 zu seinem Generalbevollmächtigten berief. Während des Kalten Krieges trieb Beitz den Osthandel voran und suchte nach Verständigung über den „Eisernen Vorhang“ hinweg. Nach dem Tod des Firmeninhabers wurde Beitz 1968 Vorsitzender der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, der damaligen Eigentümerin der Fried. Krupp GmbH. Von 1970 bis 1988 war er Aufsichtsratsvorsitzender der Fried. Krupp GmbH und anschließend bis zu seinem Tod Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats, zuletzt der thyssenkrupp AG.

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Neuer Markenauftritt thyssenkrupp

thyssenkrupp tritt künftig mit einer neuen und weltweit einheitlichen Dachmarke auf. Die neue Marke spiegelt die grundlegende Veränderung des Essener Technologieunternehmens zu einem diversifizierten Industriekonzern wider und stellt den Kunden stärker in den Mittelpunkt.

Als Basis für den neuen Markenauftritt diente eine Befragung von mehr als 6.000 Kunden, Mitarbeitern, Bewerbern, Investoren, Betriebsräten, Personen des öffentlichen Lebens und Verbrauchern. Ergebnis: thyssenkrupp punktet mit seinen Ingenieurleistungen. Unternehmen und Mitarbeiter werden als zuverlässig, Produkte als qualitativ hochwertig angesehen. Auf diesem Image baut der neue Markenauftritt auf.

Die neue Marke verdichtet in einem Logo, einem Claim und neuen Farben, wofür thyssenkrupp steht. Die Dachmarke schafft ein einheitliches Bild bei Kunden und Mitarbeitern. Der neue Claim engineering.tomorrow.together. verdichtet das Markenversprechen und beschreibt in drei Worten, wer wir sind, was wir machen und wie wir es tun.

thyssenkrupp Testturm in Rottweil

Einweihung Testturm Rottweil

thyssenkrupp Elevator feiert die Einweihung des von den Architekten Werner Sobek und Helmut Jahn gestalteten Testturms in Rottweil. Der Testturm verfügt über insgesamt zwölf Schächte, die für Forschung und Entwicklung zukünftiger Aufzugsinnovationen genutzt werden. Eine weitere Premiere wird hier ebenfalls 2017 enthüllt: Der seillose Aufzug MULTI wird der interessierten Öffentlichkeit erstmals vorgestellt.

Neben seiner Funktion als Forschungs- und Entwicklungsstätte der Aufzugssparte von thyssenkrupp ist der Testturm auch neues Wahrzeichen der Stadt Rottweil, der „Stadt der Türme“ zwischen Schwarzwald uns Schwäbischer Alb. Auf Deutschlands höchster Besucherplattform in 232m Höhe können Besuchende den spektakulären Blick auf die Umgebung genießen. Seit 2018 wird das Treppenhaus des insgesamt 246m hohen Gebäudes auch sportlich genutzt: Beim den sog. „Towerruns“ müssen insgesamt 1.390 Stufen erklommen werden, der Streckenrekord liegt bei knapp sieben Minuten.

thyssenkrupp verkauft Aufzugssparte

thyssenkrupp schließt Verkauf des Aufzuggeschäfts ab

Ein Bieterkonsortium um Advent International und Cinven übernimmt die Aufzugssparte von thyssenkrupp für einen Kaufpreis von 17,2 Mrd €. Das Closing erfolgt am 31.07.2020.

Mit dem erfolgreichen Verkauf ist ein weiterer wichtiger Meilenstein beim eingeleiteten Umbau des Unternehmens hin zu einer leistungsstarken „Group of Companies“ erreicht. 

Die Gründerfamilien

Die Konzerne im Wandel

Die Konzerne im Wandel

Mit Eintragung der Thyssen Krupp AG in das Handelsregister am 17. März 1999 beginnt ein neues Kapitel deutscher Wirtschaftsgeschichte.

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thyssenkrupp Corporate Archives

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
Historisches Archiv Krupp

Ansprechpartner

Um Ihnen die schnelle und zielgerichtete Beantwortung Ihrer Fragen zu ermöglichen, erhalten Sie hier einige Hinweise, wer Ihr spezieller Ansprechpartner für Ihre Fragestellungen ist.

thyssenkrupp Corporate Archives

Andreas Zilt M. A.

thyssenkrupp Corporate Archives
47161 Duisburg

Fax: +49 203 52668-25

Historisches Archiv Krupp

Prof. Dr. Ralf Stremmel
Historisches Archiv Krupp
Villa Hügel, Hügel 1
45133 Essen